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Das römische Istanbul

Istanbul ist nicht nur eine schöne Stadt, sondern hat auch eine schöne römische Vergangenheit.

Wohl um 73, unter der Herrschaft Kaiser Vespasians, kam Byzantium zum römischen Reich. Danach ging die Entwicklung der Stadt mal bergauf und mal bergab. Im zweiten Vierkaiserjahr ließ Septimius Severus die Stadt 196 n. Chr. zur Bestrafung für die Unterstützung seines Rivalen Pescennius Niger zerstören. Sein Sohn Caracalla setzte sich dafür ein, dass die Stadt wieder aufgebaut wurde. Richtig bergauf ging es aber erst, als es in Rom schon bergab ging. Am 11. Mai 330 n. Chr. machte der römische Kaiser Konstantin der Große Byzantium zu seiner Hauptresidenz, baute sie großzügig aus und nannte sie erst “Nova Roma”, später dann Konstantinopel. Während das Weströmische Reich bald unterging, konnte sich das Oströmische Reich bis zur Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 behaupten

Heute ist die aus römischer Zeit stammende Hagia Sophia wohl das bekannteste Wahrzeichen Istanbuls. Kaum bekannt ist der Obelisk auf dem Gelände der ehemaligen Wagenrennbahn, dem Circus. Dabei verdankt die Hagia Sophia ihre Entstehung der Wagenrennbahn. Genauer gesagt, deren organisierten Fans oder noch genauer gesagt: Deren organisierten gewaltbereiten Fans: Den Zirkusparteien. In den ursprünglich vier Fangruppen (die Blauen, die Grünen, die Weißen, die Roten) fanden sich Anhänger der Rennteams ebenso zusammen wie Schläger, Geschäftemacher und politische Strippenzieher. Einflussreiche Patrizierfamilien und sogar das Kaiserhaus standen einzelnen Teams nahe. Die Zirkusparteien hatten Macht, die man nutzen oder die sich gegen einen wenden konnte. Im Jahr 532 lief irgendetwas aus dem Ruder. Die Zirkusparteien (es gab nur noch die Blauen und die Grünen) hatten ein Problem mit Kaiser Justinian und brachen bei einem der Wagenrennen einen Streit vom Zaun, der sich zu veritablen Straßenschlachten ausweitete. Beim sogenannten Nika-Aufstand wurden mehrere öffentliche Gebäude in Brand gesteckt, auch die Sophienkirche brannte ab. Möglich auch, dass die Unruhen vom Kaiser gezielt provoziert wurden, um sich oppositioneller Kräfte zu entledigen. Am Ende erfüllte sich die Losung “Nika” (Sieg) für die Zirkusparteien nicht. Die Rädelsführer wurden bestochen, rund 35.000 Mitläufer in der Wagenrennbahn von kaiserlichen Truppen erstochen. Als Ausdruck seiner Macht und als Dank für Gottes Beistand errichtete Justinian eine Kirche, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Die Hagia Sophia.

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