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Römerschlacht am Harzhorn

Rund 20.000 Artefakte hat man auf dem Feld der Römerschlacht am Harzhorn bei Seesen gefunden. Vom römischen Schuhnagel über Weltkriegsschrott bis zur Bierdose Römerpils.

Bald 3.000 der Fundstücke auf dem Höhenzug am westlichen Rand des Harzes aber waren antik und datierten um die Mitte des 3. Jahrhunderts. Wohl auf dem Rückmarsch eines Feldzuges gegen Elbgermanen, kam ein vermutlich 10.000 Mann starkes römische Heer hier vorbei. Mit von der Partie waren die 4. Legion, man hat eine Pionieraxt mit dem eingeritzten Namen gefunden, sowie zwei Spezialeinheiten römischer Hilfstruppen aus Syrien und Nordafrika. Sie konnten anhand ihrer besonderen Waffen identifiziert werden.

Mehrere hundert Germanen nutzen die günstige Geländelage für Überfälle auf den römischen Tross. Doch die Legionäre regierten schnell, stellten die Germanen und bezwangen sie im anschließenden Gefecht. Eine Vielzahl gefundener Schuhnägel aus den Soldatenstiefeln sowie zahlreiche Pfeilspitzen und Geschossbolzen der römischen Artillerie geben Anhaltspunkte, wie das Gefecht zwischen Römern und Germanen im Spätsommer 235 oder 236 verlaufen sein könnte.

Spektakulär sind die Funde für sich genommen nicht. Wohl aber die Schlussfolgerungen aus diesem Ereignis. Nach der vernichtenden Niederlage in der Varus-Schlacht und dem kurz darauf folgenden Rachefeldzug des Germanicus zogen sich die Römer keinesfalls dauerhaft hinter den Limes zurück und unternahmen lediglich Patrouillen im grenznahen Bereich. Die Römerschlacht am Harzhorn zeigt, mehr als 200 Jahre später waren die Römer noch oder wieder in der Lage, mit großen Verbänden rund 400 Kilometer tief in das freie Germanien vorzustoßen und sich auch den Rückweg freizukämpfen. So schlecht können die militärischen Fähigkeiten des römischen Kaisers Maximinus Thrax nicht gewesen sein, den der Historiker Theodor Mommsen noch als „ersten wirklichen Barbaren auf dem Kaiserthron“ und „Unteroffiziersfigur“ beschrieb.

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Gaius Iulius Verus Maximinus, genannt Maximinus Thrax. Er gilt als der erste der sogenannten Soldatenkaiser.
Römerschlacht am Harzhorn: Mehr erfahren

Mehr über die Römerschlacht am Harzhorn erfährt man im örtlichen Infogebäude und an den verschiedenen archäologischen Fundstätten. Hier geben Schautafeln Auskunft oder eine der kurzweiligen und informativen Führungen. Die Originalfunde präsentierte vor wenigen Jahren die Ausstellung “Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn” im Braunschweigischen Landesmuseum. Inzwischen wurden weitere Objekte ausgegraben. Sie sind vom 14. Mai bis 14. August 2016 im Kloster Brunshausen zu sehen.

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