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Capua, Crassus und Co.

Da holt man junge Menschen aus Kriegsgebieten, bringt sie in Brot und Arbeit, sorgt für eine gute Ausbildung, eröffnet ihnen eine neue Perspektive für ihr Leben. Und was ist der Dank?

Sie sind damit unzufrieden, radikalisieren sich, werden gewalttätig, brechen einen Aufstand vom Zaun und stürzen eine ganze Region ins Chaos. Ist es denn die Schuld der Römer, das die Barbaren ihr Schicksal nicht annehmen wollen? Wird nicht Vergil schreiben: “Du aber, Römer, gedenke die Völker der Welt zu beherrschen und schaffe Gesittung und Frieden.”

So zu denken, wird einem Römer nicht fremd gewesen sein. Doch immer wieder wenden sich Menschen gegen Rom. Im ersten Jahrhundert vor Christus stört ein junger Gladiator namens Spartacus den römischen Lauf der Welt. Zusammen mit anderen Kämpfern bricht er 73 vor Chr. aus der großen Gladiatorenschule in Capua aus. Schnell erhält er Zulauf von Sklaven, vor allem aus den landwirtschaftlichen Großbetrieben der Gegend. Sie verschanzen sich auf dem unweit gelegenen Vesuv und plündern die umliegenden Ortschaften. Mehrmals schlägt Spartacus Sklavenarmee römische Heere. Es dauert zwei Jahre, bis es Marcus Licinius Crassus gelingt, den Aufstand niederzuschlagen. Spartacus selbst fällt in der Schlacht und so bleibt ihm das Schicksal der Überlebenden erspart. Die etwa 6.000 Gefangenen werden entlang der Via Appia von Rom nach Capua gekreuzigt.

Jahrhunderte nach seinem Tod machte Spartacus noch einmal als politische Symbolfigur Karriere. Als vermeintliches Paradebeispiel des antiken Klassenkämpfers wird er Vorbild und Namensgeber für die marxistischen Kriegsgegner in der SPD, die am Ende des Ersten Weltkrieges den Spartakusbund gründen. Ähnlich geht die Geschichte mit Crassus um. Als Geschäftsmann skrupellos und erfolgreich, scheitern seine militärischen und politischen Ambitionen. Rund 20 Jahre nach seinem Sieg über Spartacus werden seine Legionen in der Schlacht bei Carrhae in der heutigen Türkei von den Parthern vernichtend geschlagen. Crassus selbst wird bei den Kapitulationsverhandlungen getötet. Weil er Zeit seines Lebens den Hals nicht vollkriegen konnte, sollen ihm die Parther flüssiges Gold in die Kehle gegossen haben, schreibt der Historiker Cassius Dio. In der ewigen Hitliste der Superreichen behauptet Crassus aber nach wie vor einen Spitzenplatz. Sein Vermögen wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf heute umgerechnet 170 Milliarden Dollar geschätzt.

Im kleinen Städtchen Santa Maria Capua Vetere, dem antiken Capua, gibt es aber nicht nur die guterhaltenen Reste des zweitgrößten Amphitheater des römischen Reiches zu sehen, sondern auch ein schönes Mithräum. Hier versammelten sich einst Anhänger des weit verbreiteten Mithras-Kultes. Bis sich die Christen durchsetzen, die für Göttervielfalt nicht viel übrig haben.

Von Neapel aus kommt man mit dem Zug in einer dreiviertel Stunde nach Santa Maria Capua Vetere. Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten sind alle bequem fußläufig zu erreichen. Eine kleine Broschüre mit Stadtplan gibt es kostenlos im Ticketbüro des Amphitheaters.

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Der Bahnhof von Santa Maria Capua Vetere. Von Neapel aus ist man in einer dreiviertel Stunde in der italienischen Kleinstadt, an dessen Stelle das antike Capua lag. Das neue Capua liegt nur wenige Kilometer entfernt.
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