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Pompeji – 2000 Jahre alte Gebäude und Graffiti

Das antike Pompeji am Golf von Neapel ist heute ein internationaler Touristenhotspot. Jährlich strömen 2-3 Millionen Besucher durch die Straßen und Häuser der beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 untergegangenen Stadt.

Des einen Leid ist des anderen Freud. An kaum einem anderen Ort lässt sich so viel über das Leben der alten Römer erfahren. Bedeutsames und Banales, wie es uns beispielsweise die unzähligen Graffitis mitteilen:

"Wenn Ehrgefühl im Leben für etwas Gutes gehalten wird, dann ist dieser Mann, Lucretius Fronto, des Ehrenamtes bestimmt würdig", hat jemand wohl formuliert an eine Hausmauer geschrieben. An einer anderen Wand steht unverblümt und direkt: "Phosphorus hat hier gefickt". Jedem Foto in diesem Beitrag habe ich ein Graffiti zugeordnet, das dort entdeckt wurde. Sie stammen aus dem kleinen Büchlein "Glücklich ist dieser Ort!: 1000 Graffiti aus Pompeji" von Vincent Hunink.

Mein Rundgang beginnt bei der Basilika und führt mich weiter zum Forum. Auch hier liegt eine zeitgenössische Bronzeskulptur des Künstlers Igor Mitora. Danach geht es am ehemaligen Kornspeicher vorbei zur Markthalle. Von den Badeanlagen am Forum eile ich durch das Herculaneumstor zur Villa der Mysterien. Auf dem Rückweg schaue ich mir die Nekropolen entlang der Gräberstraße an und gehe dann zum Haus des Fauns.

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"Meine Ceres, es lebe jeder, der liebt, und jeder, der es verbietet, möge in böser Weise umkommen. Ich habe die Leda geliebt ..." - Graffiti im Peristyl der Mysterienvilla in Pompeji.

Von den Stabianer Thermen lasse ich mich mit der Menge die Straße hinunter treiben zur Wäscherei des Stephanus, weiter zum Haus des Paquius Proculus und zum Schnellimbiss des Vetutius Placidus. Danach spaziere ich zum Haus von Casca Longus, komme dann am Haus des Trebius Valens vorbei und schlendere weiter zu den Häusern von Octavius Quartio und Julius Polybius.

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Wandplakat eines professionellen Plakatmalers, das etwa um 60 nach Christus Gladiatorenkämpfe ankündigt. Der vollständige Text lautet: "Zwanzig Gladiatorenpaare des Decimus Lucretius Satrius Valens, Priester in Daueranstellung des Kaisers Nero, und zehn Paare seines Sohnes Decimus Lucretius Valens werden in Pompeji am 8., 9., 10., 11. und 12. April kämpfen. Es wird auch ein den Regeln entsprechendes Programm mit wilden Tieren geben, die Sonnensegel werden ausgespannt."

Nun bin ich im Unterhaltungsviertel von Pompeji. Auf der einen Seite liegt vor mir die Arena, in der die Gladiatoren kämpfen, auf der anderen Seite die große Sportanlage in der die jungen Leute trainieren, schwimmen und sich treffen. Kurz verlasse ich die Stadt und gehe die Gräberstraße am Nuzerischen Tor hinunter.

Später stehe ich vor dem Tempel der Isis und gehe dann die Straßen zum Theater hinauf. Bei den ehemaligen Säulengängen hinter dem großen Theater ist jetzt das Ausbildungs- und Trainingszentrum der Gladiatoren untergebracht. Auf dem Weg zum Ausgang an der Porta Marina komme ich noch am Venustempel und dem Besucherzentrum vorbei. Hier erinnern Büsten an Männer wie den Archäologen Giuseppe Fiorelli, der im 19. Jahrhundert die Grabungsmethode in Pompeji modernisierte. Das war mein Tag in Pompeji.

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"Sextus Decimius Rufus, Soldat der 5. Prätorianerkohorte, aus Martialis Zenturie." - Graffiti an einem Haus an der Via delle Scuole in Pompeji.

Vergrößern

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"Glücklich ist dieser Ort!" - Graffiti an der Via Stabiana in Pompeji.

Wie Herculaneum, Pompejis kleines Schwesterstadt, verfällt auch Pompeji immer mehr. Bei starkem Regen stürzen Mauern ein, Fresken verwittern, werden vom Moos überwuchert oder auch schon mal von Einbrechern herausgeschlagen. Nicht immer hat die Mafia dabei die Hände im Spiel, auch Touristen klauen. Einige überkommt aber später doch die Reue. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben die Archäologen hunderte Päckchen erhalten, in denen Gestohlenes zurückgeschickt wurde. Mit dem Rettungsprogramm „Großes Projekt Pompeji“ stemmen sich die italienische Regierung und die Europäische Union gegen den zweiten Untergang Pompejis. Noch ist die Lage nicht gut, aber immerhin besser als früher. Vielleicht trifft ja das alte Graffiti, das man an der Via Stabiana gefunden hat, bald wieder zu: “Glücklich ist dieser Ort!”

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