Alle Beiträge·Germanien

Die Antikensammlung in Kassel

Dreihundert Jahre Herkulesdenkmal, 30 Jahre Studienbeginn an der GHK und die documenta 14 rufen mich in die nordhessische Großstadt zurück. Es bleibt auch noch Zeit für einen kleinen Abstecher in die Antikensammlung in Kassel.

“Die Ursprünge der Antikensammlung in Kassel reichen zurück bis in das Jahr 1688, als hessische Truppen Funde aus Athen nach Kassel brachten” heißt es auf der Homepage von Schloss Wilhelmshöhe. Die Truppen waren von ihrem Fürsten für den Krieg Venedigs gegen die türkische Besatzer Griechenlands vermietet worden. Nachdem der Parthenon in Athen ohnehin kaputtgeschossen war, nahmen die Soldaten einige Stücke mit.

Bedeutender wurde die Kasseler Antikensammlung jedoch erst, als der Landgraf 1777 in Rom groß einkaufen ging. Die etwas überlebensgroße Statue des Apollon beispielsweise stammt von Friedrichs Italienreise. Die schöne Marmorstatue war zwischen 90–110 n. Chr. von römischen Bildhauern nach griechischem Vorbild aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. angefertigt worden. Den Kauf dieser und weiterer Statuen konnte der Landgraf sich locker leisten, hatte er doch gerade wieder einmal Soldaten vermietet. Diesmal für den Einsatz auf britischer Seite im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

Athen und Kassel stehen auch aktuell wieder in einer gewissen Beziehung zueinander. Als eine bedeutende Ausstellung für zeitgenössische Kunst weltweit findet die documenta 14 erstmalig an zwei Orten statt: in Kassel und in Athen. “Von Athen lernen” lautet der Arbeitstitel. Frag sich nur was? Die alten Römer jedenfalls hatten bei aller Wertschätzung griechischer Kultur keine sonderlich hohe Meinung von den Griechen. Vermutlich würden sich nicht wenige Besucher der documenta dem anschließen und gleichzeitig den “Parthenon der (verbotenen) Bücher” bewundern. Marta Minujíns maßstabsgetreue Nachbildung des Tempels der Stadtgöttin Pallas Athena auf der Akropolis ist längst Publikumsliebling und Wahrzeichen der Kasseler Kunstausstellung geworden. Eine steinerne Nachbildung des Parthenon ist übrigens die Regensburger Walhalla.

Antikensammlung im Schloss Wilhelmshöhe, Schlosspark 1, 34131 Kassel. Eintritt 6 Euro, fotografieren kostet 5 Euro.

Weiterlesen:

Hinterlasse einen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert