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Spree-Athen

Den Beinamen Spree-Athen verdiente sich die preußische und später deutsche Hauptstadt auch mit den im Stil der Antike verpflichteten klassizistischen Bauten.

Zwischen 1815 und 1830 verwirklichte Karl Friedrich Schinkel Bauwerke wie die Neue Wache, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und das Alte Museum auf der Berliner Museumsinsel. Eine preußische Akropolis sollte die 1876 fertiggestellte Nationalgalerie werden. Auch im Stil des Klassizismus errichtet sind das 1855 eröffnete Neue Museum sowie der Kolonnadenhof, das an drei Seiten von Säulengängen umschlossenes Freigelände vor dem Eingang der Alten Nationalgalerie.

Die Neue Wache weckt Assoziationen an einen antiken Tempel, vor allem durch die vorgelagerte Halle mit den dorischen Säulen. Die schlachtlenkende Siegesgöttin Victoria ist auf dem Giebelfeld untergebracht. Auf dem Dach des Schauspielhauses, heute Konzerthaus, steht die Skulptur “Apollo im Greifenwagen”. Apollon war in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts und noch ein paar anderer Dinge. Kaiser Augustus stand ihm nahe und gab der XV. Legion den Namen Apollinaris, dem Apollon geweiht. Ihr Emblem ist nicht überliefert, oft wird sie aber, z.B. von Reenactment-Gruppen, mit dem Greif dargestellt. Reminiszenzen an die Antike stellen auch die Figuren auf der Schloßbrücke dar. Sie zeigen die griechischen Göttinnen Athene, Nike und Iris. Dieter Klössing liefert in Wort und Bild die Geschichte dazu. Eine Darstellung der römischen Götter Mars und Miverva finden sich auf dem Dach des Zeughauses und in den Torhäusern des Brandenburger Tores. Diesen frühklassizistischer Natursteinbau mit seiner wechselvollen Geschichte krönt Viktoria, die einen von vier Pferden gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hineinlenkt. Viktoria schmückt auch die Siegessäule im Tiergarten. Ja genau, die Goldelse.

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Das denkmalgeschützte Bauwerk gehört zu den bedeutendsten des Klassizismus und gilt als ein Höhepunkt im Schaffen Schinkels. Das Museum ist Ausdruck des aufstrebenden Bürgertum in Deutschland, anstelle der feudalen, vor der Öffentlichkeit verschlossenen Kunstsammlungen, allen Bürgern zugängliche Museen zu schaffen.

Böse Zungen sagen, wenn man die Finanzpolitik von Berlin und ihren Umgang mit rund 60 Milliarden Euro Schulden bedenkt, dann bekommt die Bezeichnung “Spree-Athen” eine ganz neue Bedeutung. Aba dit sajen nur Schwaben …

Mehr Klassizismus in Berlin listet Wikipedia auf.

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