Alle Beiträge·Germanien

Unterirdisch römisch

Köln war einmal eine wichtige Stadt. Als Colonia Claudia Ara Agrippinensium war Köln Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermanien.

Heute liegt das römische Erbe Kölns oft unter der Erde oder im Römisch-Germanischen Museum neben dem Dom. Viele Geschichten sind mit den Objekten verbunden.

Mitten im Krieg stießen Bauarbeiter 1941 beim Bau eines Luftschutzbunkers auf die Überreste einer römischen Villa und legten ein gut erhaltenes Mosaik frei. Anfang der 1970er Jahren wurde dann hier das Römisch-Germanische Museum um das 70qm große Mosaik erbaut. Der Orkan “Kyrill” beschädigte es vor einigen Jahren, als eine Holzabdeckung vom Sturm quer über die Domplatte geschleudert wurde, die Fensterscheiben des Museums durchschlug und genau auf das Bodenmosaik fiel. Inzwischen erstrahlt das nach dem Gott Dionysos benannte Mosaik wieder in neuem Glanz.

Das Grabmal des Legionärs Poblicius kam auf ungewöhnliche Weise ans Tageslicht. Die Brüder Gens fanden es in den 60er Jahren, als sie ein Fundament für den Anbau ihres Elternhauses ausheben wollten. Sie entdecken mehrere alte Steine und informieren Archäologen und Behörden. Die Stadt Köln verbietet weitere Grabungen, unternimmt selbst aber auch nicht. Heimlich graben die Brüder mit Freunden weiter, fügen Steine, Inschriften und Reliefs zusammen und türmen im Keller sogar eine vier Meter hohe Außenwand des Grabmals auf. Später kauft das Museum die Stücke und rekonstruiert das Poblicius-Grabmal.

Nach 40 Jahren ist das Museum in die Jahre gekommen und strahlt mitunter den Charme eines VEB Kulturobjekteaufbewahrung aus. Bleibt zu hoffen, dass es mit der Generalsanierung bis zum 50. Geburtstag klappt.

Nachtrag: 2018 habe ich mir das inzwischen wieder zugängliche sogenannte Ubiermonument angesehen. Jeden ersten Donnerstag im Monat ist Kölns ältestes Bauwerk “An der Malzmühle 1” für Besucher geöffnet. Das gut 6m hoch erhaltene Ubiermonument stand einst an der Südostecke des Oppidum Ubiorum, aus dem später die Colonia Claudia Ara Agrippinensium wurde. Reste der römischen Stadtmauer aus dem späten 1. Jahrhundert schließen an das fast einhundert Jahre ältere Bauwerk an. Ursprünglich war das Ubiermonument mindestens 12m hoch und markierte als Wach- oder Leuchtturm die Einfahrt zum Rheinhafen.

Wie das römische Köln vor 2000 Jahre wohl ausgesehen hat, zeigen Kölner und Potsdamer Wissenschaftler in einer 3D-Animation (3Sat Sendung von 2012).

Auf einen Stadtbummel im antiken Köln
Weiterlesen:

2 Replies

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert