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Trier: 100 Jahre Weltstadt

Trier beansprucht, die älteste Stadt Deutschlands zu sein. Nach der Eroberung Galliens wird die Stadt am Ufer der Mosel um 17/16 vor Chr. im Siedlungsgebiet der keltischen Treverer als Augusta Treverorum von den Römern gegründet.

Wichtigstes Zeugnis für die Datierung der Gründung der “Stadt des Augustus im Land der Treverer” ist der Bau der ersten Brücke über die Mosella. Zunächst wird eine Holzbrücke gebaut, später folgen Brücken aus Stein wie bei der heute noch genutzten Römerbrücke in Trier.

Augusta Treverorum wird nach römischen Muster angelegt, Straßen und Häuser aus Stein werden gebaut, Tempel und öffentliche Gebäude errichtet, eine Thermenanlage und ein Amphitheater entstehen im ersten Jahrhundert. Der Lebensstil romanisiert sich, Handwerk und Handel blühen. Wein wird angebaut, die Terra Sigillata-Manufakturen produzieren feinstes Geschirr. Becher und Krüge mit Trinksprüchen (“Trink mich”, “Fülle mich nochmals” …) werden Exportschlager.

Trier wird für die römische Rheinarmee entlang des Limes das wichtigste Versorgungszentrum und Sitz der Finanzverwaltung für drei Provinzen. Die Stadt und ihre Bewohner kommen über die Zeit zu Wohlstand, einige auch zu Reichtum, wie beispielweise an der Igeler Säule, einem pompösen Grabmonument einer römischen Tuchhändlerfamilie, abzulesen ist. Eine zweite öffentliche Badeanlage entsteht, die prachtvollen Barbarathermen aus dem 2. Jahrhundert zeigen den Wohlstand der Stadt. Ende des zweiten Jahrhunderts gewinnt Augusta Treverorum auch an politischer Bedeutung. Unter den Kaisern Mark Aurel und Commodus entstehen die Stadtmauer und die befestigten Stadttore. Möglicherweise stehen die Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Erhebung Augusta Treverorum zur Hauptstadt der Provinz Gallia Belgica. Das nördliche Stadttor, die Porta Nigra, ist heute das bekannteste Wahrzeichen Triers.

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Das Rheinisches Landesmuseum Trier zeigt eine schöne Sammlung über das römische Trier und im Innenhof eine Nachbildung der Igeler Säule.

Doch auch im entfernten Hinterland des Limes zum freien Germanien sind die Zeiten nicht immer nur friedlich. Im Bürgerkrieg des zweiten Vierkaiserjahres kann Augusta Treverorum den Belagerungen Ende des 2. Jahrhunderts durch die neuen Stadtbefestigungen und der aus Mainz zur Hilfe geeilten 22. Legion standhalten und steht vor allem auf der richtigen Seite, nämlich der Kaiser Septimius Serverus. Üblicherweise wurde einem so etwas gedankt. Leider ist dazu nichts überliefert. Überliefert ist dagegen der Dank der Einwohner Triers an die Mainzer Legionäre. Eine Inschrift auf einem mächtigen Steinquader zeugt davon: “… widmet die von ihr verteidigte Stadt Trier der 22. Legion Primigenia Pia Fidelis wegen ihrer Ehre und Tapferkeit dieses Ehrenmal”. Was im Bürgerkrieg noch einmal gut gegangen ist, klappt im Jahr 275 nicht mehr. Nach dem Tod Kaiser Aurelians wird Augusta Treverorum von einfallenden Franken und Alamannen geplündert und teilweise zerstört. Doch den Zerstörungen folgt der Wiederaufbau und Aufstieg Triers.

Rund 20 Jahre später beginnt Triers größte Blütezeit, als das römischen Reich den Zenit seiner Macht schon überschritten hat. Einhundert Jahre lang wird Treveris, wie die Stadt nun genannt wird, einer der wichtigsten Orte im Westen des Römischen Reiches und Residenz der römischen Kaiser sein. Unter der Herrschaft Konstantins des Großen wird die Stadt wieder auf- und weiter ausgebaut. Gebäude wie die Palastaula (die heutige Konstantinbasilika) und die Kaiserthermen werden errichtet. Mit vielleicht bis zu 100.000 Einwohnern ist Treveris die größte römische Stadt nördlich der Alpen. Roma Secunda, das zweite Rom, wird Trier in der Spätantike genannt.

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Von der römischen Bausubstanz der Audienzhalle der römischen Kaiser in Trier im 4. Jahrhundert ist nur wenig erhalten. Im 5. Jahrhundert stürzte das Dach ein, im Frühmittelalter bauten die Trierer Bischöfe die Basilika zur Festung um. Im 19. Jahrhundert wurde die Basilika in ihrer ursprünglichen Größe und antiken Stilreinheit wiederhergestellt und der evangelischen Kirchengemeinde übergeben, die sie seither als Kirche nutzt. In den 1950er Jahren wurde die Kirche noch ein zweites Mal restauriert, nachdem sie im 2. Weltkrieg durch einen Luftangriff schwer beschädigt wurde.

Dann kommt der Niedergang, germanische Stämme drängen über den Rhein. Ende des 4. Jahrhunderts wird die Verwaltung des Weströmischen Reiches von Trier nach Arles und die Kaiserresidenz nach Mailand verlegt. Anfang des 5. Jahrhunderts wird Trier viermal von den Franken geplündert. Die Stadt hat nicht mehr genügend kampffähige Männer, um die langen Mauern zu besetzen, die Bevölkerung verteidigte sich im Amphitheater. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts bricht das Weströmische Reich zusammen, die Franken etablieren sich als die neuen Machthaber. Das Imperium Romanum existiert nur noch als Oströmisches Reich im östlichen Mittelmeerraum. Das jedoch noch 1000 Jahre lang bis zur Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453.

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