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Mogontiacum – das römische Mainz

Mogontiacum war der größte römische Militärstandort in Obergermanien. Zwei Legionen mitsamt Hilfstruppen und Tross waren permanent hier stationiert. Außerdem war Mogontiacum ein wichtiger Stützpunkt der römischen Rheinflotte.

Viele Legionen haben die antiken Mainzer im Laufe der Zeit gesehen, doch mit einem der militärischen Großverbände der Römer war die Stadt besonders verbunden: Die Legio XXII Primigenia Pia Fidelis war ab dem Jahr 93 bis Mitte des 4. Jahrhunderts hier stationiert. Sie gilt als die Mainzer Hauslegion. Einige ihrer Veteranen sind durch Inschriften auf Grabsteinen namentlich bekannt.

Aus der einstigen römischen Provinzhauptstadt Obergermaniens (90-260) ist 1950 die Landeshauptstadt Rheinland-Pfalz geworden. Jetzt wird das Abgeordnetenhauses renoviert und die Legionäre und die Landespolitiker rücken zusammen. Für drei Jahre hat das Parlament im Mai 2016 in der Steinhalle des Landesmuseums Quartier bezogen. Soldatengrabsteine und Parlamentarier teilen sich eine Zeit lang die Räumlichkeiten.

Im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz gibt es eine schöne Dauerausstellung zur Römerzeit. Manche Objekte sind Kopien, was aber dem Erkenntnisgewinn keinen Abbruch tun muss. Interessant sind z.B. die verschiedenen Militärdiplome, wie die Entlassungsurkunden für die römischen Soldaten der Hilfstruppen und der Marine genannt werden. Hilfstruppensoldaten erhielten dadurch das römischer Bürgerrecht für sich, ihre Familie und ihre Nachkommen. Entsprechend ihrer Bedeutung war auch der bürokratische Aufwand für die Bronzetäfelchen. Mehrere Unterschriften von Zeugen, Versiegelung und Archivierung in Rom. Die positive Seite der Bürokratie: Viele Informationen sind der Nachwelt erhalten geblieben. Die Ausstellung im RGZM ist sehenswert, das Personal freundlich aber das Museum selbst ist – man kann es kaum anders nennen – eine runtergerockte Bude. Höchste Zeit, dass der Neubau fertig wird und toi toi toi für einen reibungslosen Umzug.

Spannend sind auch die Militärdiplome. Die antiken Entlassungsurkunden geben einen kleinen, aber feinen Einblick in römische Lebensgeschichten. Am 9. Februar 71 verleiht beispielsweise Kaiser Vespasian dem Mariensoldaten Liccaius, Sohn des Birsus, das römische Bürgerrecht. Liccaius war auf dem großen Flottenstütztpunkt Misenum beim heutigen Neapel stationiert. Er bekam mit seiner Abfindung Land in der Nähe von Paestum in Italien zugeteilt. Gefunden hat man das Militärdiplom jedoch in der Heimat von Liccaius, in Marsonnia dem heutigen Slavonski Brod in Kroatien. Primus, Sohn des Marcus, ein Ubier aus der Gegend von Köln diente an der unteren Donau bei der Ala I Asturum, eine Reitereinheit römischer Hilfstruppen. Seine Entlassungsurkunde datiert vom 14. August 99 und bestätigt die Verleihung des römischen Bürgerrechts durch Kaiser Trajan. Der Syrer Zacca diente als Hilfstruppensoldat und Reitersoldat in der Cohors XI Flavia Commagenorum und war in einer Provinz im heutigen Rumänien stationiert. Am 14. April 123 wurde dieses Militärdiplom ausgestellt, das auch die Namen seiner sechs Kinder aufführt: Die Söhne Arsama, Abisalma, Sabinus, Zabaeus, Achilleus und die Tochter Sabina. Sie waren damit wie Zacca und seine Frau Julia Florentina von nunan römische Bürger. 25 Jahre hat der Hilfstruppensoldat Siasis, Sohn des Decina, aus dem heutigen Serbien in der Cohors III Brittonum gedient. Am 20. Januar 151 nach Chr. verlieh ihm Kaiser Antoninus Pius mit diesem Militärdiplom die römische Staatsbürgerschaft. Das Recht galt auch für die Frau von Siasis, Prisca, Tochter des Dasminus.

Am 9. Februar 71 verleiht Kaiser Vespasian dem Mariensoldaten Liccaius, Sohn des Birsus, das römische Bürgerrecht. Liccaius war auf dem großen Flottenstütztpunkt Misenum beim heutigen Neapel stationiert. Er bekam mit seiner Abfindung Land in der Nähe von Paestum in Italien zugeteilt. Gefunden hat man das Militärdiplom jedoch in der Heimat von Liccaius, in Marsonnia dem heutigen Slavonski Brod in Kroatien.

Die Spuren des römischen Mogontiacum finden sich aber nicht nur in Museen. Am Ernst-Ludwig-Platz steht eine Kopie des Dativius-Victor-Bogens, einst Eingang zu einem öffentlichen Gebäude. Unweit davon die Nachbildung der Mainzer Jupitersäule. Eine weitere besser erhaltene Kopie steht neben dem Nachbau des Limeskastells Saalburg. Das ehemalige Bühnentheater wurde bereits im Jahr 39 errichtet, als Mogontiacum noch nicht Provinzhauptstadt war und bot Platz für vielleicht 10.000 Menschen. Reste der römischen Stadtmauer und eines Tores wurden bei der Errichtung einer Wohnanlage in der Mainzer Oberstadt gefunden. Auch unter der Erde finden sich bauliche Spuren der Römer. Unter einem Einkaufszentrum in der Innenstadt hat man Zugang zur einstigen Kultanlage der Götter Isis und Mater Magna aus der Zeit Kaiser Vespasians. Dieser aus dem orientalischen Bereich des römischen Reiches stammende Kult ist wohl durch die Legionäre nach Mogontiacum gekommen. Noch mehr aus der Zeit der Römer gibt es zu sehen, einen Überblick findet man beispielsweise auf der Interntseite der Stadt Mainz. Manches hat man noch nicht gefunden, wie den Sitz des Provinzstatthalters, das Forums, das Amphitheater oder die Tempelanlagen für den Staatsgott Jupiter.

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Das Heiligtum der Isis und Mater Magna bestand vom 1. Jahrhundert bis in das 3. Jahrhundert. Die beiden Tafeln enthalten Weihe-Inschriften für das Wohlergehen aller staatstragenden Institutionen Kaiser, Senat, Volk und Heer. Da Kaiser Vespasian namentlich genannt wird, vermutet man das die Stiftung dieser Tafeln im Zusammenhang mit dem Ende der Unruhen im Vierkaiserjahr zusammenhängt.
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Die Reste des römischen Theaters in Maiz nahe am gleichnamigen Bahnhof. Für den Umbau der Stadtmauer Mitte des 4. Jahrhunderts wurde auch Steinmaterial des Theaters verwendet, nach und nach wurde das ehemalige Theater als "Steinbruch" verwendet. Mit dem Bau der Zitadelle im 17. Jahrhunderts wurde das Gelände des Theaters eingeebnet.

Gerne würde Mainz der Stadt Trier den Rang als älteste deutsche Stadt abnehmen. Doch wie es das Schicksal wollte, war Mogontiacum bei seiner Gründung nicht viel mehr als ein Legionslager, das strategisch günstig auf einer Anhöhe über dem Rhein und gegenüber der Mainmündung an der römischen Rheintalstraße lag. Trier (wie auch Köln) war eine zivile Stadtgründung und besaß als colonia städtische Selbstverwaltungsrechte. Dabei war es die 22. Legion aus Mainz, die Trier im Vierkaiserjahr vor Plünderung und Zerstörung gerettet hat. Immerhin entwickelte sich um die Mainzer Legionslager auch das zivile Leben. Händler und Handwerker ließen sich nieder, es wurden Thermen und andere öffentliche Einrichtungen gebaut. Die Einwohner Mogontiacum kamen offenbar auch zu einem gewissen Wohlstand. Während der Herrschaft Kaiser Neros stifteten sie beispielsweise das heute als Große Mainzer Jupitersäule bezeichnete Weihedenkmal.

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