Alle Beiträge·Germanien

Römerhalle Bad Kreuznach: Luxus auf dem Lande

Den Südhang des Ellerbachtals in Obergermanien hat sich ein reicher Römer im 2. Jahrhundert als Bauplatz für seinen Landsitz ausgesucht. Die Reste seiner Palastvilla mit mehr als 50 Räumen sind im heutigen Bad Kreuznach zu besichtigen.

Von dem mehrgeschossigen Gebäudekomplex um einen Innenhof sind nur noch Grundmauern vorhanden. Eindrucksvoll sind jedoch die beiden großen Mosaike. Sie kann man in der sogenannten Römerhalle Bad Kreuznach besichtigen. Das im Jahr 1894 ausgegrabene Gladiatorenmosaik ist mit 58qm etwas kleiner als das Oceanus-Mosaik, aber nicht weniger eindrucksvoll. Das Mosaik zeigt in der Mitte den Kampf zwischen Menschen und Tieren und gruppiert um dieses Motiv herum mehrere Abbildungen der verschiedenen Gladiatorentypen, wie sie in den Arenen im ganzen römischen Reich gekämpft haben. Zu erkennen ist ein Bär, ein Panther, ein Löwe, eine Antilope und ein Hirsch. Im Vordergrund der beiden Jäger liegen ein Stier, ein Wildschwein und ein Hirsch.

Die Palastvilla spiegelt den Luxus der damaligen Zeit wieder. Verglaste Fenster, fließendes Wasser, Wandmalereien, Bodenmosaike und Fußbodenheizung. Den Nachbau eines solchen Hypokaustum kann man sich unter dem Gladiatorenmosaik ansehen. Ein kurze Treppe führt nach unten und man kann unter dem Mosaik durchsehen.

Das um 1966 gefundene Oceanus-Mosaik ist 68qm groß und zeigt an zentraler Stelle eine Gottheit. Es ist wahrscheinlich Cernunnos, der germanische Gott der Fruchtbarkeit, oder Oceanus, der griechischen Gott der Gewässer. Die Darstellung mit dem Geweih gilt als Kennzeichen des keltischen Gottes Cernunnos, Oceanus wird üblicherweise mit Hummerscheren dargestellt. Rechts und links des Kopfes des Oceanus zeigt das Mosaik Handelsszenen mit Amphoren. Hier werden sie über der Darstellung eines Schiffes und vor einem Lebensmittelmarkt (macellum) ausgeladen. Einige Archäologen schließen daraus, dass der Auftraggeber des Mosaiks ein reicher Händler war, dessen Geschäft mit dem Kauf von Waren und ihren Transport in Amphoren zu tun hatte.

Neben allerlei Fundstücken aus dem Haushalt und dem Besitz seiner Bewohner, zeigt das Museum die Grabsteine von Bingerbrück. Sie stammen von römischen Hilfstruppensoldaten aus dem Militärlager in Bingium, der heutigen Stadt Bingen am Rhein. Die Grabsteine zeigen in Halbreliefdarstellungen die Soldaten mit Kleidung und Bewaffnung. Einige Berühmtheit erlangte der Grabstein des Tiberius Julius Pantera, eines römischen Soldaten aus der Stadt Sidon im heutigen Libanon. Er soll, so wird seit dem zweiten Jahrhundert immer mal wieder behauptet, der Vater Jesus von Nazareth sein.

Römerhalle Bad Kreuznach, Hüffelsheimer Str. 11, 55545 Bad Kreuznach.

Weiterlesen:

Hinterlasse einen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert