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Ferieninsel mit Kultur: Das römische Kos

Das römische Kos ist im Stadtbild der Insel allgegenwärtig. Die Ferieninsel wenige Kilometer vor dem türkischen Bodrum hat im Laufe der letzten 2000-3000 Jahre mit Griechen, Persern, Römern, Kreuzrittern, Türken und Italienern nicht nur wechselnde Besitzer gehabt, die kleine Insel in der Ägäis wurde auch immer wieder von Erdbeben heimgesucht.

Sie liegt im Bereich zweier sich verschiebender Kontinentalplatten. Zuletzt bebte es im Juli dieses Jahres. Das gerade im Vorjahr nach vierjähriger Renovierung wieder eröffnete Archäologische Museum kam glimpflich davon. Die von den Türken im 18. Jahrhundert errichtete Defterdar-Moschee gegenüber verlor ihr Minarett und auch der kleine Pavillon wurde beschädigt.

Verheerender wirkten sich frühere Erdbeben aus. Im Jahr 366 vor Christus zerstörte ein Beben die damalige Hauptstadt der Insel, worauf die Koer an neuer Stelle die Stadt Kos gründeten. In den darauffolgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Insel zu einem reichen Handelsplatz in der Ägäis. Über 150.000 Menschen lebten dort. Heute sind es etwa 30.000, dazu kommen 70.000 Touristen. Das römische Kos entsteht ab 82 vor Christus, unter Kaiser Augustus wird die Insel dann Teil der römischen Provinz Asia. Römisches Recht und römischer Way of Life halten Einzug. Die Römer erweitern die griechische Agora zum Forum, bauen Straßen und Wasserleitungen, Tempel, Thermen und Theater. In der großen Heilanstalt vor den Toren der Stadt, dem Asklepieion, kuren Kranke und werden nach den Lehren des 406 vor Chr. auf Kos geborenen Arztes Hippokrates behandelt.

Im Jahr 554 zerstört ein weiteres schlimmes Erbeben viele der antiken Gebäude auf der Insel, im Jahr 1933 werden dann weite Teile der mittelalterlichen und neueren Bebauung durch das nächste große Beben zum Einsturz gebracht. Die Italiener, die die Insel 1912 von den Türken eroberten, nutzen die Zerstörungen, um dem antiken Erbe Roms auf der Insel Geltung zu verschaffen. Ausgrabungen finden statt, das Archäologische Museum wird gebaut. Vom Wohlstand und der Kultur der Antike zeugt heute noch die Casa Romana, der Nachbau der Villa eines reichen Römers. Im 2. Weltkrieg kommt die deutsche Wehrmacht auf die Insel, nachdem die Italiener 1943 die Seiten gewechselt hatten. Im Jahr 1947 wird die Insel dann Teil Griechenlands.

Der Filmemacher Werner Herzog hat seinen ersten Film Lebenszeichen auf Kos angesiedelt. Mit der Geschichte um den Wehrmachtssoldaten Stroszek gewinnt er einen Filmpreis. Die schwarzweißen Bilder zeigen auch, wie Kos vor 50 Jahren aussah. Mit Kos verbindet ihn aber auch die Geschichte seiner Familie. Sein Großvater war der Philologe Rudolf Herzog, der Bekanntheit durch die Ausgrabung des Asklepieions auf der Insel erlangte.

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