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Das römische Barcelona ist fast verschwunden

Das römische Barcelona ist im Stadtbild der katalanischen Metropole heute kaum noch zu sehen. Fündig wird man in zwei Museen.

Dort wo einst das für Veteranen der römischen Legionen gegründete Barcino stand, befindet sich heute das gotische Viertel Barcelonas, einer der Altstadtbezirke im Herzen der Hauptstadt der spanischen Region Katalonien. Vor allem im Vergleich zu Tarragona ist das römische Erbe aus dem Stadtbild Barcelonas fast verschwunden. Die Römer gründeten Barcino, die Colonia Faventia Iulia Augusta Pia Barcino, im Jahr 133 vor Christus. Vermutlich bestand an dieser Stelle schon eine von Karthagern angelegte Siedlung. Die Grundrisse des damaligen Stadtgebietes kann man heute noch nachvollziehen. Die beiden antiken Hauptstraßen Decumanus Maximus und Cardo Maximus entsprechen weitgehend den Straßen Carrer del Bisbe und Carrer Llibrete. An der heutigen Plaça de Sant Jaume war einst das Forum, auf der Plaça Nova stehen Reste des Wasseraquädukts und auch Reste der römischen Stadtmauer sind noch da.

Vor allem aber in zwei Museen kann man sich dem römischen Erbe Barcelonas nähern. Im Katalanischen Archäologischen Museum (MAC) im Park von Montjuïc, einem der beiden Hausberge Barcelonas und dem im Stadtzentrum an der Plaça del Rei gelegenen Historischen Museum der Stadt Barcelona (MUHBA). Das MUHBA hat noch verschiedene Standorte, u.a. in der Carrer del Paradís Nr. 10. Dort stehen in einem Innenhof eines Wohnhauses versteckt, vier der neun Meter hohen Säulen des Augustus-Tempels. Sehr schön anzusehen, vor den grün gestrichenen Wänden und dem durch das Glasdach einfallende Licht.

Nach ein paar Minuten ist man vom ehemaligen Augustus-Tempel beim Hauptstandort des Historischen Museums. Das Museu d’Història de Barcelona steht auf Überresten des römischen Barcino. Fährt man mit dem Fahrstuhl im Eingangsbereich des Museums eine Etage tiefer, steht man inmitten der 4.000 qm großen Ausgrabungen. Reste der Stadtmauer, Teile der Cardo Minor Straße, aber vor allem die Grundmauern eines römischen Hauses mit mehreren Wohn- und Lagerräumen sowie Werkstätten. Typisch sind sie angelegt um zwei offene Innenhöfe. In den Werkstätten wurde u.a. Wäsche gewaschen und gefärbt (ein Gruß an die Nachbarn!), in anderen Räumen standen Anlagen zur Herstellung von Garum, der zum Würzen verwendeten Fischsauce, und Wein. Man sieht noch die Mulden, in denen einst fassförmige Tongefäße standen, in denen der Wein reifte. Daneben gab es kleinere Gefäße zur Lagerung von Honig und Meersalz, das dem Wein zugesetzt wurden. Außerdem zeigt das Museum einige schöne Büsten bekannter und unbekannter Römer, sowie Wandmalereien, Mosaiken und ein Modell des römischen Wohnhaues.

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Fresko einer Jagdszene aus dem 4. Jahrhundert

Am Nachmittag fahre ich mit dem Bus auf den Montjuïc und sehe mir die Sammlungen des Katalanischen Archäologischen Museums an. Zwei Säle des Museu d’Arqueologia de Catalunya a Barcelona zeigen Büsten und Statuen, Mosaiken und andere Exponaten aus der Römerzeit. Die Äskulap-Statue, in der griechischen und römischen Mythologie der Begründer und Gott der Heilkunst, wurde in Empúries gefunden und stand in einer Tempelanlage, die ihm geweiht war. Vielleicht zusammen mit einer Einrichtung zur Krankenpflege wie beispielsweise auf Kos.

Aus einer antiken römischen Villa stammen die Fragmente eines 30qm großen Mosaiks. Es zeigt ein Wagenrennen, wahrscheinlich im Circus Maximus. Zwei kleinere, aber sehr bekannte Mosaiken zeigen die Karikatur einer alten Frau und die sogenannten drei Grazien. Hierbei handelt es sich um Euphrosyne, Talia und Aglaya. In der klassischen Mythologie waren sie Teil des Gefolges von Apollo oder Venus und gelten als inspirierende Symbole der Künste. Inspirierend ist auch die Architektur. Ein Ausstellungssaal ist wie ein römisches Atrium gestaltet, mit Wandmalereien und einem Zimmerbrunnen mit einer Statue in der Mitte. In den Vitrinen wird römische Glaskunst ausgestellt, die sich sowohl durch ihre Schönheit als auch durch ihren guten Erhaltungszustand auszeichnet.

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Asklepios, Gott der Heilkunst

Historisches Museum der Stadt Barcelona. Plaza del Rey, s/n., 08002 Barcelona.

Archäologisches Museum von Katalonien. Parc de Montjuïc. Paseo Santa Madrona 39-41, 08038 Barcelona.

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2 Replies

  1. Ich danke für den ausführlichen Kommentar dieser alten römischen Kolonie, die aber wahrscheinlich schon von den Galliern (Kelten ) gegründet wurde.
    Die heutige Stadt Barcelona lässt auf den ersten Blick wenig römisch-antikes erkennen, doch wer sucht, der findet und wenn nicht genug, dann sind die Museen da, um zu finden was man an herrlichen antiken Bauwerken unter dem 1. Römischen Kaiser Augustus hier sucht.
    Allerding, nur ca. 100 km westlich von hier, findet der Rom-Liebhaber der antiken Kunst weitaus mehr zu besichtigen in Tarragona, einst das römische Tarraco. Das römische Reich war sehr groß, man muss nicht weit fahren, um in den Genuss dieser antiken Baukunst zu kommen – eben Spanien.

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