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Bronzestatuen – ohne Patina und farbig

Im römischen Nationalmuseum Palazzo Massimo alle Terme stehen zwei der bekanntesten Großbronzen der Antike: der sogenannte Faustkämpfer vom Quirinal und der sogenannte Thermenherrscher. Benannt sind sie nach ihrem Fundort auf dem Quirinal, einem der sieben Hügel des antiken Rom. Doch wen stellen die Bronzestatuen dar?

Ein internationales Team unter der Leitung des Frankfurter Liebieghauses hat die beiden antiken Statuen vor einiger Zeit untersucht und farblich gefassten Rekonstruktionen der beiden griechischen Bronzen in Auftrag gegeben. Jetzt werden Sie in Frankfurt in der Sonderausstellung „Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies“ noch bis zum 10.02.2019 gezeigt.

Die Statuen, so die These, zeigten keine historischen, sondern mythische Gestalten und zwar aus der Argonautensage. Das Schiff Argo legt am Ufer des Bosporus an und muss die Wasservorräte auffüllen. Der Zugang zur Quelle wird von Amykos, dem dortigen König, verweigert. Er ist es gewohnt, Fremde im Boxkampf zu töten. Jetzt besiegt ihn aber Polydeukes, einer der Argonauten, in einem schweren Kampf und fordert von Amykos dessen Gastfreundschaft. Der sogenannte Faustkämpfer stellt nach Ansicht des Expertenteams Amykos, den König der Bebryker, und der sogenannte Thermenherrscher, den Polydeukes, Sohn des Zeus, dar.

Für ihre These hat das internationale Team Argumente gesammelt, die auch im Zusammenhang mit der ursprünglichen Farbgestaltung der Figuren stehen. So konnten sie zeigen, dass auch die stehende Figur deutliche anatomische Merkmale von Schwellungen und durch Fausthiebe aufgeplatzte Haut aufweist, die nur durch einen Boxkampf hervorgerufen worden sein können. Auch die Anlegung der Figuren, hier der Barbarenkönig und “Berufsboxer”, erschöpft und resignierend, mit zahlreichen blutenden Wunden, dort der erhobenen Hauptes stehende Göttersohn, jugendlich, vom Kampf zwar gezeichnet, aber nicht entstellt, stützt die Frankfurter These.

Die unterschiedlichen Farbtöne der Bronzen bei Haut und Haaren rühren von verschiedenen Legierungen der Bronze aus Kupfer, Blei und Zinn her. Außerdem wurden die Oberflächen der Figuren mit antiken Rezepturen wie Asphalt, Leinöl und Pigment behandelt. Zur Gestaltung der Wunden wie auch der fehlenden Augen wurden farbige und polierte Steinen wie Chalzedon, Obsidian oder Quarzit verwendet.

Im direkten Vergleich zu den beiden Originalen im Nationalmuseum Palazzo Massimo alle Terme wird der Charme der polychromen Nachbildung in Frankfurt besonders deutlich. Die zeitliche Datierung der Bronzestatuen in Rom schwankt zwischen dem späten 4. Jahrhundert v. Chr. bis in die Mitte des 1. Jahrhunderts.

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