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Die Alte Nationalgalerie

Die Römer sind zwar nicht bis Berlin gekommen, das Erbe der Antike findet sich im Spree-Athen aber an vielen Orten. Auch im Museum Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel, einem Unesco-Weltkulturerbe.

Eine preußische Akropolis sollte die 1876 vom Schinkel Schüler Friedrich August Stüler und seinem Nachfolger Johann Heinrich Strack fertiggestellte Nationalgalerie werden. Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde die zuvor zwischen Ost und West aufgeteilte Sammlung wieder zusammengeführt, die Werke aus dem 19. Jahrhundert kehrten auf die Museumsinsel zurück. Die zuvor in Ost-Berlin liegende Nationalgalerie wurde nun Alte Nationalgalerie genannt – die Neue Nationalgalerie im ehemaligen West-Berlin war bereits 1968 eröffnet worden. Die Idee, in Berlins Mitte zwischen Stadtschloss, Dom und Universität eine “Freistätte für Kunst und Wissenschaft” entstehen zu lassen, geht auf Friedrich Wilhelm IV. zurück. Auch der architektonische Grundgedanke der heutigen Alten Nationalgalerie – ein hoch aufgesockelter, antikisierender Tempelbau – stammt vom König selbst.

Im ersten Ausstellungsgeschoss werden klassizistische Skulpturen aus dem 19. Jahrhundert gezeigt, darunter das “Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Frederike von Preußen” von Johann Gottfried Schadow. Die Skulptur ist ein Höhepunkt des europäischen Klassizismus. Erstmals wurden zwei weibliche Porträts lebensgroß als Doppelstandbild ausgeführt, Porträts von Personen also, denen kein Anspruch auf Verewigung durch Verdienste als Herrscher oder Feldherrn zukam.

Die “Kranzwerfende Viktoria” vom Christian Daniel Rauch stand einst im Weißen Saal des Berliner Schlosses und versinnbildlichte die militärische Stärke Preußens. Die Gestaltung der Skulptur basiert auf einer der Viktorien, die Rauch für die Walhalla bei Regensburg ausführte. Im ebenerdigen Eingangsbereich stehen die Plastiken “Merkur und Psyche” von Reinhold Begas und “Prometheus, beklagt von den Okeaniden” von Eduard Müller.

Verschiedene Friese thematisieren die Antike, wie z.B. der “Tanz der Musen auf dem Helikon” des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen aus dem Jahr 1804. Er zeigt die neun Museen mit Apollo. Ein weiterer Fries eines unbekannten Künstlers aus der Zeit um 1800-1820 stellt eine Szene aus der Ilias dar und zeigt den trojanischen König Priamos vor Achill, Halbgott und Held der Griechen, wie er um die Herausgabe seines getöteten Sohnes Hektor bittet. Im großen Treppenhaus der Alten Nationalgalerie rühmt ein Skulpturenfries Persönlichkeiten, die bedeutende Leistungen auf den Gebieten der Kunst, der Wissenschaft und der Politik vollbracht haben. Der umlaufende Fries des Berliner Bildhauers Otto Geyer ist chronologisch aufgebaut. Die Geschichte beginnt auf der Südseite mit dem Sieg der Germanen über die Römer und zeigt Arminius.

Mundschenkin der Götter und Göttin der Jugend, schwebt Hebe, das linke Bein ins Leere vorsetzend, anmutig von einer Wolke herab. Als Bildhauer genoß Canova er um 1800 höchsten Ruhm in ganz Europa, rührte er mit seinen Gestalten doch an den Nerv des Zeitalters der Empfindsamkeit. Eine weitere Skulptur Canovas in der Alten Nationalgalerie ist die Büste des Paris, jenes Königssohnes, der den trojanischen Krieg auslöste.

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Alte Nationalgalerie, Berlin

Die Museen auf der Berliner Museumsinsel: Altes Museum, Neues Museum, Alte Nationalgalerie, Bode-Museum, Pergamonmuseum, Pergamonmuseum – Das Panorama (2017-2024), Kolonnadenhof (öffentlicher Garten) und James-Simon-Galerie (zukünftiges Besucherzentrum).

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