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Pergamonmuseum

Die Römer sind zwar nicht bis Berlin gekommen, das Erbe der Antike findet sich im Spree-Athen aber an vielen Orten. Auch im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel, einem Unesco-Weltkulturerbe.

Das Pergamonmuseum ist bekannt und beliebt bei Besuchern, vor allem für seine Großobjekte: den Pergamonaltar, das römische Markttor von Milet und das Ischtar-Tor von Babylon mit der Prozessionsstraße. Auch wenn der Saal mit dem Pergamonaltar aufgrund von Sanierungsarbeiten bis mindestens 2023 geschlossen bleibt, erfreut sich das Museum weiterhin hoher Besucherzahlen. Seit 20 Jahren ist das Pergamonmuseum das meistbesuchte Berliner Museum. Und das auch völlig zu Recht, denn das römische Marktor von Milet rockt mehr als der Pergamonaltar. Oder?

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Statue Kaiser Trajans vor dem Marktor von Milet

Das römische Markttor aus der Stadt Milet in der Provinz Asia war einst der Eingang zum Südmarkt mit seinen Lager- und Verkaufshallen, Geschäften und Tavernen. Durch die drei Öffnungen dieses aus Marmor errichteten Fassadenbaus strömten Händler und Käufer, Neugierige und Geschäftemacher, Einheimische und Fremde. Das Markttor besteht aus griechischen Säulen, einem Bogentor und einer römischen Bühnenfassade und stellt die Verbindung zwischen hellenistischer Bautradition und Kunst der römischen Kaiserzeit dar. Vielleicht wurde es für den Besuch Kaiser Hadrians in Milet im Jahre 129 nach Christus erbaut, sicher ist sich die Fachwelt nicht. Offenbar wurden der Bau überhastig beendet, ohne das er vollendet gewesen wäre. Irgendwann nach dem Ende des Imperium Romanum legte ein Erdbeben den Bau in Trümmer und begrub ihn unter einer Schwemmbodenschicht. Zwischen 1903 und 1905 wurde das Markttor von Milet dann von deutschen Archäologen ausgegraben, nach Berlin gebracht und 1928/29 im neuen Pergamonmuseum aufgebaut. Im 2. Weltkrieg wurde das Tor durch einen Bombentreffer stark beschädigt. Die ersten Restaurierungen nach dem Krieg waren naturgemäß notdürftig. Erst 2007 bis 2008 wurde das Tor erneut und fachgerecht restauriert. Heute ist das fast 17 Meter hohe Markttor das größte, je in einem Museum wieder aufgebaute Monument.

Der Saal mit dem Markttor zeigt außerdem an der gegenüberliegenden Wand den Grabbau der Cartinia aus Falerii, vor einem Abschnitt der Nordhalle des Trajaneums von Pergamon. Dazwischen liegt in der Mitte des Saales das schöne Orpheusmosaik aus dem Triclinium (Speisezimmer) eines römischen Privathauses in Milet. An der einen Seitenwand befindet sich eine Sitzstatue Kaiser Trajans vor zwei Säulen des Jupiterheiligtums aus Baalbek. Gegenüber an der Wand, ein Teil des Eingangsportals vom Tempel des Baal im syrischen Palmyra. Wäre der Saal mit dem Pergamonaltar für Besucher zugänglich, würde man ihn durch diesen Zugang betreten. Aktuell ist ein Bildschirm eingebaut, der über den Altar und seine Restaurierung informiert.

Die Sitzstatue eines römischen Kaisers mit dem Kopf von Kaiser Trajan vor Nachbildungen von Säulen aus Kalkstein und rotem Granit des Jupiterheiligtums in Baalbek im heutigen Libanon ist – vor allem zusammen mit Besuchern – ein dankbares Motiv. Baalbek, die Colonia Heliopolis, war in der Antike berühmt für seine gewaltigen Tempelanlagen. Der Jupitertempel zu Ehren des Gottes Jupiter Optimus Maximus Heliopolitanus soll der größte Tempelbau im Imperium Romanum gewesen sein. Nach dem Niedergang des weströmischem Reiches wurde die Anlage als Steinbruch für andere Bauvorhaben genutzt. Unter Kaiser Justinian wurden acht Säulen des Jupitertempel in der Hagia Sophia in Konstantinopel verbaut. Im Jahr 1759 standen vom Jupitertempel noch neun Säulen aufrecht, dann warf ein großes Erdbeben drei von ihnen um. Heute sind die sechs Säulen neben der Zeder das Wahrzeichen der Republik Libanon.

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Statue Kaiser Trajans vor Säulen des Jupiterheiligtums aus den Tempelanlagen von Baalbek

Außer dem römischen Markttor von Milet punktet das Pergamonmuseum mit dem Ischtar-Tor von Babylon, genauer gesagt mit der Rekonstruktion des äußeren Tores. Nur die Tierreliefs und einige Ornamentbänder sind aus Originalfragmenten wieder zusammengefügt wurden. Der restliche Gesamtaufbau besteht aus modernen Ergänzungen. Der Weg zum Tor führt wie im 6. Jahrhundert v. Chr. durch die Prozessionsstraße von Babylon mit ihren Ziegelreliefs schreitender Löwen. Der Bau besteht aus gebrannten Tonziegeln die farbig glasiert sind. Aus Nimrud stammen die Türhüterfiguren eines Palastes. Die Kolossalfiguren, deren Aufgabe es war, den Eingang mit magischem Schutz zu versehen, sind Rekonstruktionen aus dem 20. Jahrhundert.

Der Saal mit dem Pergamonaltar ist leider aufgrund von Sanierungsarbeiten seit Herbst 2014 geschlossen, ebenso weitere Bereiche mit dem altägyptischen Tempeltor von Kalabscha oder den Götterstatuen des Fürstenpalastes vom Tell Halaf. Vorgesehen war, die Arbeiten 2019 fertigzustellen. Jetzt geht man davon aus, das der Pergamonsaal ab 2023 wieder für die Besucher geöffnet wird. Vielleicht auch etwa später. Im Sommer 2014 habe ich mir den Pergamonaltar angesehen, die nachfolgenden Fotos stammen aus dieser Zeit.

Der Pergamonaltar wurde während der Regierungszeit von König Eumenes II. (197–156 v. Chr.) errichtet und gehört zu den berühmtesten Monumenten der hellenistischen Kunst. Auftraggeber war der König selbst, der sich zwar vorausschauend bei verschiedenen Kriegen an die Seite der siegreichen Römer stellte, was ihn jedoch bei seinen griechischen Landsleuten nicht besonders beliebt machte. Um seinen Ruf aufzupolieren, stiftete er in seiner Palaststadt ein prachtvolles Bauwerk: den Pergamonaltar. Der Altar war entweder Zeus und Athena oder den Göttern insgesamt geweiht. Eine Säulenhalle mit ionischen Kapitellen umgibt den Oberbau des Bauwerks, der eigentliche Opferaltar stand im Innenhof des Gebäudes. Der Außenfries stellt den mythischen Kampf der Götter und Giganten dar, der Innenfries bezieht sich auf die Geschichte Pergamons.

Solange die Restaurierungsarbeiten noch andauern, werden zahlreiche Stücke in der gegenüber dem Pergamonmuseum errichteten Sonderausstellung Pergamonmuseum. Das Panorama gezeigt. Nachtrag 2023 zur Schließung des Pergamonmuseums.

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Der Pergamonaltar im Pergamonmuseum in Berlin – zurzeit in Sanierung

Die Museen auf der Berliner Museumsinsel: Altes Museum, Neues Museum, Alte Nationalgalerie, Bode-Museum, Pergamonmuseum, Pergamonmuseum. Das Panorama, Kolonnadenhof (öffentlicher Garten) und James-Simon-Galerie (Besucherzentrum).

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