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Herculaneum – Pompejis kleine Schwesterstadt

Als am 24. August 79 der Vesuv ausbrach und die Dächer Pompejis nachmittags unter der Last des herausgeschleuderten Vulkangesteins schon zusammenbrachen, schien es als käme das kleine Herculaneum glimpflich davon.

Nur wenige Zentimeter Asche lagen auf den Straßen und Dächern der Häuser. Die meisten der 4000 Einwohner verließen vorsichtshalber ihre Stadt und brachten sich in Sicherheit. Doch in der Nacht brach die aufgestiegene Aschewolke des Vesuv in sich zusammen und eine über 400 Grad heiße Glutlawine donnerte auf Herculaneum zu. Sie führte nicht viel Gestein mit sich und beschädigte die Häuser nur wenig. Aber sie tötete in wenigen Sekunden alle Menschen, die noch in der Stadt waren. In den Bootshäusern am Strand hatten sie Schutz gesucht, hofften vielleicht auf Rettung durch die Schiffe der in Misenum stationierten Flotte, und dort starben sie. Die nachfolgende Lavaströme begruben Herculaneum unter einer bis zu 25m hohen vulkanischen Schicht. Beim Abkühlen verfestigte sich dieses Material zu einer dichten Masse von Tuffstein.

Herculaneum war verschwunden und geriet für mehr als 1000 Jahre in Vergessenheit. Das änderte sich, als 1709 ein Bauer beim Ausschachten eines Brunnens zufällig auf die Reste des Theaters stieß. Bald darauf ließ der König von Neapel die erste systematische Ausgrabung durchführen. Das Abtragen der vulkanischen Deckschicht und die moderne Überbauung der antiken Stadt erschweren die vollständige Ausgrabung. Bis heute ist etwa die Hälfte des antiken Herculaneum freigelegt. Doch leider schreitet auch der Verfall schleichend voran.

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Das Telephos-Relief aus dem Troja Mythos zeigt Achilles, den Helden der Griechen vor Troja, der in Anwesenheit seiner Mutter Thetis die Wunde des Telephos behandelt. Die Geschichte geht so: Die Griechen sind auf dem Weg nach Troja, haben etwas die Orientierung verloren und greifen versehentlich Mysien an. Dort hält sich Telephos auf, dessen Mutter bei König Teuthras von Mysien Zuflucht gefunden hatte. Im Kampf verwundet der griechisches Krieger Achilles Telephos. Die Wunde heilt aber nicht und das Orakel verkündet Telephos, nur der, der ihm die Wunde zugefügt hat, könne sie heilen. Achilles kann aber nicht helfen, da er zwar ein großer Krieger, aber kein Wundarzt ist. Odysseus, der auch dem Invasionsheer der Griechen angehört und weniger ein begnadeter Krieger als ein listenreicher Denker ist, interpretiert das Orakel anders. Nicht Achilles selbst, sondern sein Speer könne die Wunde heilen. Und in der Tat, etwas Rost vom Speer reinigt die Wunde des Telephos und fördert die Heilung. Telephos zeigt den Griechen dann den Weg nach Troja und geht selbst auf eine andere Reise: Er gründet die Stadt Pergamon.

Einen unterhaltsamen und informativen Film mit eindrucksvollen Bildern hat die britische BBC im Jahr 2013 gesendet: The Other Pompeii: Life and Death in Herculaneum

Auf dem Weg von der archäologischen Stätte zum Bahnhof in Ercolano liegt übrigens das sehenswerte Virtuelle Archäologische Museum (MAV). Digital wird die Welt der alten Römer wieder zum Leben erweckt. Die bedeutendsten analogen Kunststücke die in Herculaneum gefunden wurden, sind im Archäologischen Museum von Neapel zu besichtigen.

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