Architektur·Rationalismus

Rationalismus in Brescia

Nach dem Ende der Antike begann die Reminiszenz an die Antike. Auf den Spuren des italienischen Rationalismus in Brescia: Die Bauten an der Piazza della Vittoria.

Die Piazza della Vittoria, der Siegesplatz, in Brescia wurde von dem römischen Architekten Marcello Piacentini entworfen und 1932 eröffnet. Die neue Bebauung ersetzte das mittelalterliche Stadtviertel, das dem aufkommenden Verkehr nicht mehr gewachsen war und der geplanten Verlagerung einer Bahntrasse im Wege stand. Und natürlich wollte das neue faschistische Regime auch baulich demonstrieren, wie das neue Zeitalter auszusehen hat. Piacentini operierte bei der Neuanlage des Platzes mit bekannten städtebaulichen und architektonischen Elementen wie Platz, Straße, Arkade, Galerie, Turm oder Brunnen, die er zueinander gruppierte. Den Kopf des Platzes bildet der mit Travertinstein überzogene Palazzo delle Poste mit seinen drei kolossalen Öffnungen.

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Das Postamt in Brescia

Die nordöstliche Ecke des Siegesplatzes bildet der Quadriportico, der vierseitige Bogengang, über dessen Eingang sich der Revolutionsturm mit der großen Turmuhr erhebt. Die faschistische Partei Mussolinis in Brescia hatte einst hier ihren Sitz. Heute nutzen ein Supermarkt und Geschäfte das Gebäude.

Gegenüber auf der anderen Seite des Platzes ragt ein 57m hohes Stahlbetonhochhaus empor. Es war das erste seiner Art in Italien. Marcello Piacentini holte sich wohl auch Anregungen zu den Bauten bei seinen Deutschland-Reisen 1930 und 1931 schreibt Christine Beese in ihrem Buch über den italienischen Städtebauer. Das Hochhaus der staatlichen Sozialversicherungsanstalt INA lehnt sich in Details an Wilhelm Kreis’ Hochhaus in Düsseldorf an, der Palazzo delle Poste an die mächtigen Arkaden des Stuttgarter Hauptbahnhofs von Paul Bonatz.

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Das INA Hochhaus in Brescia

Die Piazza della Vittoria wurde auch für Massenveranstaltungen genutzt, weshalb eine kleine Rednertribüne bzw. ein großes Rednerpult am Platz vor dem Revolutionsturm errichtet wurde. Es ist mit Reliefs mit martialisches Motiven aus der Stadtgeschichte sowie faschistischer Symbolik geschmückt. Der Rationalismus in Brescia hat – wie überall, wo Diktatoren bauen lassen – nicht nur eine architektonische Seite.

Von der Piazza della Vittoria blickt man die Straße entlang auf einen Renaissancepalast mit markantem Dach an der Piazza della Loggia. Das Dach des heute als Rathaus genutzten Gebäudes wurde nach dem Vorbild der Basilika von Andrea Palladio in Vicenza errichtet.

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Blick auf das Rathaus in Brescia

Neben dem INA Hochhaus befindet sich die U-Bahn Station Vittoria mit der man in wenigen Minuten den Hauptbahnhof erreicht. Die Metropolitana di Brescia wurde nach zehn Jahren Bauzeit 2013 in Betrieb genommen. Durch die starke Straßenverkehrsbelastung Brescias suchte die Stadt seit 1986 nach einem neuen Konzept, das über die Modernisierung der Buslinien hinausgehen sollte.

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U-Bahn Station in Brescia
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