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Die römischen Grabhügel von Oberlöstern

Wohin die Römer kamen, wurde die einheimische Bevölkerung romanisiert. Doch das dauerte mitunter Jahrhunderte und war oft eine Verschmelzung zweier Kulturen. Davon zeugen die römischen Grabhügel von Oberlöstern. Im Sommer wurde die Inwertsetzung abgeschlossen.

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Grabhügel mit steinernem Pinienzapfen – die römischen Grabhügel von Oberlöstern

Die beiden Grabhügel in Oberlöstern sind als gallorömische Monumentalgrabhügel bekannt. Sie erinnern an den Besitzer des dortigen Gutshofes und seine Frau und wurden im späten zweiten Jahrhundert errichtet.

Obwohl die Aufschüttung der Hügel der keltischen Sitte folgte, waren die Umfriedungen aus Steinquadern und die massiven inneren Grabkammern der römischen Tradition verpflichtet. Die Hügel wurden zudem von steinernen Pinienzapfen bekrönt, einem antiken Symbol der Unvergänglichkeit. In den Grabkammern wurden römische Beigaben gefunden, wie Münzen, Gefäße und hochwertiges Tafelgeschirr aus Keramik, dem sogenannten terra sigillata. Die Hügel errichtete man beiderseits eines ca. 7,5 Meter steinernen Grabdenkmals aus dem mittleren zweiten Jahrhundert. Der Sockel mit Inschrift trug ein Bildstein, der den Gutsherrn in römischer Kleidung und seine Frau in keltischer Kleidung zeigte. Das Grabmal war verziert mit einem geschuppten Dach, Pinienzapfen und Figurenschmuck in Form menschlicher Köpfe.

Dem dort bestatteten Ehepaar gehörte der Gutshofs mit dem landwirtschaftlichen Betrieb in Oberlöstern. Er war das Wirtschaftszentrum der Region und bildet heute mit dem Gräberfeld, den nahegelegenen Steinbrüchen zur Gewinnung von Baumaterial, einem Umgangstempel sowie einer späteisenzeitlich-frührömischen Vorgängersiedlung das Denkmälerensemble von Oberlöstern.

An den Grabhügeln von Oberlöstern kann man gut ablesen, dass die Romanisierung eher eine Fusion beider Kulturen war, als eine Übernahme und sich zudem über einen langen Zeitraum zog. Die Ankunft der Römer nach der Eroberung Galliens durch Caesar führte nicht zu einem abrupten kulturellen Bruch, auch wenn natürlich die Amtssprache Latein wurde, das römische Recht und das politisches System des Imperium Romanum Einzug hielten. Stattdessen entwickelte sich über Jahrhunderte eine neue gallorömische Kultur, in der einheimischer keltischer Traditionen mit neuen römischen Einflüssen verschmolzen.

Die lokale Elite hielt beispielsweise an ihrer althergebrachten Tradition fest, ihre Toten in imposanten Grabhügeln beizusetzen. Gleichzeitig füllten sie diese Gräber aber mit typisch römischen Beigaben. In Oberlöstern existierten diese alten und neuen Traditionen nachweislich bis weit ins vierte Jahrhundert hinein nebeneinander.

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Informationstafel

Das römische Gräberfeld mit den zwei Grabhügeln wurde in den 1990er Jahren entdeckt. Im Jahr 2000 wurden die beiden Grabhügel rekonstruiert. Erforscht wird der Bereich von der Archäologin Sabine Hornung von der Universität des Saarlandes und ihrem Team. Dieses Jahr im Sommer wurde eine umfangreiche Inwertsetzung der Anlage abgeschlossen. Neue Informationstafeln wurden aufgestellt, virtuelle Rekonstruktionen vermitteln einen Eindruck von Aussehen der Gräberanlage in der Antike. Aber auch die touristische Nutzbarkeit wurde beispielsweise durch barrierefreie Wege und Sitzgelegenheiten verbessert und zwei Figuren des gallorömischen Paares aufgestellt. Die Silhouetten sind aus pulverbeschichtetem Flachstahl und wurden von der Ausstellungsgestalterin Regina Hauber entworfen.

Von dem Gutshof, dem Umgangstempel und dem Steinbruch ist heute nichts mehr zu sehen. In anderen Teilen Deutschlands finden sich jedoch vergleichbare Bauwerke und Anlagen, wie beispielsweise im Römischen Freilichtmuseum Hechingen-Stein, im Archäologiepark Martberg oder dem römischen Steinbruch Kriemhildenstuhl.

Webseite zum römerzeitlichen Oberlöstern von der Stadt Wadern und die Grabhügel auf Google Maps.

Danke fürs Lesen. Möge Fortuna stets mit Dir sein.

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