Die Römer hatten eine Vorliebe für hellen Sandstein und den gab es in manchen Gegenden auch in Germanien. Im Kriemhildenstuhl bauten Legionäre Anfang des dritten Jahrhunderts Steine ab. Allerdings nur für kurze Zeit.
Hellen Sandstein gibt es im früheren Germanien nicht so häufig. Buntsandstein ist hier verbreiteter. Gebleichter Sandstein entsteht, wenn dem Stein durch geologische Vorgänge allmählich die Eisen-Pigmente entzogen werden, die den Sandstein gelbrötlich färben. Im Raum Bad Dürkheim wo der Kriemhildenstuhl liegt, treten gebleichte Sandsteine besonders häufig auf. Also machten sich die Römer hier an den Abbau.
An den Arbeitsspuren kann man erkennen, wie der Abbau erfolgte. Die römischen Soldaten brachen die Steine in Stufen zum Berg hin und von unten nach oben. Auf jeder Ebene gab es mehrere Abbaubereiche. War eine Ebene ausgebeutet, wurde der höher gelegene Bereich begonnen und der Rest mit Abraum verfüllt.
Die abgebauten Steinblöcke waren etwa ein bis drei Meter lang, einen halben bis anderthalb Meter breit und sechzig bis siebzig Zentimeter hoch. Vereinzelt wurden vor Ort auch Säulenstücke und Kapitelle gefertigt. Die Ausbeute war gering. Etwa 20.000 Kubikmeter Material wurde bewegt, die Hälfte davon als Bauteile abtransportiert. Diese Menge reichte zur Errichtung eines Gebäudes, zum Beispiel eines Stadttores, aus. Kaum ein Vergleich mit den ergiebigen römischen Marmorsteinbrüchen beispielsweise aus dem heutigen Tunesien.
Die Arbeiten im Steinbruch wurden durch Legionäre ausgeführt, entweder in der Regierungszeit der Kaiser Septimius Severus oder seines Sohnes Caracalla. Jede Legion besaß eine Pioniereinheit mit Baufachleuten und Ingenieuren, die öffentliche und militärische Bauvorhaben planten und ausführten. Die Truppe unterhielt Produktionsstätten für Baumaterial und kümmerte sich um die Beschaffung der benötigten Rohstoffe. Mehrere Inschriften im Stein nennen Namen von Personen, Dienststellungen und Einheiten wie Gettonius, Ursus und Dossus, Soldaten der 22. Legion, die in Mainz, der Hauptstadt der Provinz Obergermanien, stationiert waren. Die sichtbarste Inschrift stammt jedoch nicht aus römischer Zeit. Es handelt sich um ein Ehrenmal für Gefallene des 1. Weltkriegs.
Die 22. Legion war nicht nur maßgeblich an Ausbau und der Instandhaltung des obergermanischen Limes beteiligt. Auch in Britannien wirkte sie bei der Errichtung des Hadrianswalls mit. In einem Museum dort gibt es mehrere Steine und Weihealtäre mit Inschriften römischer Soldaten, die am Bau von Roms nördlichster Grenzbefestigung gearbeitet haben.
Den Namen Kriemhildenstuhl trägt der Steinbruch seit dem Mittelalter, als man die Anlage fälschlicherweise mit dem Wirken der Nibelungen in der Region in Verbindung brachte.
Der Kriemhildenstuhl auf Google-Maps. Man kann mit dem Bus oder PKW bis zur Median Klinik Sonnenwende Bad Dürkheim fahren und von dort einen Wanderweg nehmen.
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