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Das Römische Nationalmuseum im Palazzo Massimo

Das Römische Nationalmuseum im Palazzo Massimo in Rom punktet mit Architektur und Ausstellungsobjekten. Auf vier Ebenen ist bildende Kunst der späten römischen Republik und der frühen Kaiserzeit ausgestellt.

Der Palazzo Massimo ist einer der vier Standorte des Museo Nazionale Romano in der ewigen Stadt und für mich das schönste Gebäude. Die Architektur ist inspiriert von den Renaissance-Palazzi mit symmetrischen Fassaden und großen Fenstern. Die Fassade wirkt massiv, aber ausgewogen, mit einer Betonung auf klaren, geometrischen Linien. Der Palazzo Massimo zeigt eine eher moderne Interpretation der Renaissance-Architektur für eine museale Umgebung, während der Palazzo Altemps ein klassischer Renaissance-Palast mit historisch dekorativem Anspruch ist. Die beiden weiteren Standorte des Römischen Nationalmuseums, die Diokletiansthermen und die Crypta Balbi, sind in antike römische Bauwerke integriert.

Im Jahr 1981 erwarb der italienische Staat den Palazzo Massimo alle Terme, wie er vollständig heißt, um ihn als Museum zu nutzen. Der Architekt Costantino Dardi wurde mit der umfassenden Renovierung und Umgestaltung des Gebäudes beauftragt, um es den musealen Anforderungen anzupassen. Im Jahr 1998 war es dann so weit: nach dem Erdgeschoss wurden auch die beiden Obergeschosse und das Untergeschoss für den Museumsbetrieb eröffnet.

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Die Kombination aus Travertinstein, Marmor und Ziegel verleiht dem Palazzo Massimo vor allem im Erdgeschoss eine Mischung aus römischer Tradition und moderner Stabilität, die durch Farbakzente unterstrichen wird.

Der Raum V ist so gestaltet, dass die Exponate mit ausreichendem Platz voneinander abgesetzt sind und ihre Wirkung entfalten können. Die Augustus-Statue steht prominent an der einen Seite und zeigt ihn in der als Augustus von der Via Labicana bekannte Skulptur bei einer kultischen Handlung als Pontifex Maximus. Ihm gegenüber an der anderen Wandseite sind die Fasti Prenestini ausgestellt, eine Art römischer Kalender, auf dem wichtige Festtage und Ereignisse des Jahres vermerkt sind. Sie sind auf der großen Steintafel eingraviert. Die Mitte des Raumes nimmt der Altar für Mars und Venus ein, der die mythologische Herkunft der römischen Kultur und des Kaiserhauses symbolisiert.

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Treppenhaus mit Installation: Auf vier Ebene werden im Palazzo Massimo Skulpturen, Porträts und Reliefs aus der Zeit der späten römischen Republik und der frühen Kaiserzeit gezeigt. Außerdem Wandmalereien, Mosaike und Münzen.

Im ersten Obergeschoss werden im Raum II Büsten und Statuen der Kaiser Trajan und seinem Nachfolger Hadrian präsentiert. Hadrians Büste, mit den charakteristischen kurzen Locken und dem Bart, steht zwischen Portraits seines Geliebten Antinoos, der hier möglicherweise als Priester der Magna Mater dargestellt ist, und seiner Frau Vibia Aurelia Sabina, die mit zwei Darstellungen vertreten ist. Die eine zeigt die Kaisergattin mit verschleiertem Kopf. Die Ikonografie dieses Porträttyps, der auch regelmäßig auf Münzen mit der Inschrift Diva Sabina Augusta erschien, stammt aus der Zeit der Vergöttlichung Sabinas nach ihrem Tod. Zu Lebzeiten wird die Kaiserin mit der anderen Büste gezeigt, die an der Via Appia gefunden wurde. Sie wird mit einem Diadem dargestellt, was auf die Annahme des Titels Augusta hindeutet. Ihr Gesicht mit idealisierten Zügen wird von gewellten Haarlocken eingerahmt, die in der Mitte gescheitelt und zu einem Stil zusammengefasst sind, der an bestimmte Darstellungen griechischer Göttinnen aus der klassischen Zeit erinnert.

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Der Gott Dionysos hält den Thyrsosstab in seiner rechten Hand. Sein Haupt ist mit einem mit Weinranken verzierten Diadem gekrönt. Die Augen aus weißem Kalkstein waren mit separat gearbeiteten Augenlidern und Pupillen versehen. Der Mund und die Brustwarzen wurden mit der Kupferdamaszierungstechnik hergestellt. Die Bronzestatue aus der hadrianischen Epoche wurde mit der Wachsausschmelztechnik gegossen.

In den Räumen V und VI im Obergeschoss befinden sich eine Reihe von Skulpturen, die in kaiserlichen Residenzen aufgestellt waren. Statuen von Apollo und Hermes, die sogenannte Jungfrau von Anzio und vor allem der Diskobolos Lancelotti. Diese Marmorstatue des Diskuswerfers aus dem zweiten Jahrhundert ist das einzige fast vollständig erhaltene Exemplar seiner Art und eine originalgetreue Kopie eines der am meisten bewunderten Werke der Antike: des bronzenen Diskuswerfers des griechischen Bildhauers Myron aus dem fünften Jahrhundert vor Christus. Der Athlet wird in dem Moment vor dem Abwurf des Diskus dargestellt und bewegt sich mit einer komplexen Bewegung in den umgebenden Raum, was die Darstellung mit neuen Maßstäben für die plastische Darstellung des sich bewegenden menschlichen Körpers veranschaulicht.

Ein Saal weiter, im Raum VII, stehen göttliche Figuren aus Villen und Stadthäusern der römischen Oberschicht. Ein schlafender Hermaphrodit und eine weibliche Figur, die auf einem Thron sitzend von einem Triton flankiert wird. Sie wurde verschiedentlich als Thetis, die Mutter von Achilles, oder als Amphitrite, die Frau von Neptun, interpretiert und stammt aus dem zweiten Jahrhundert.

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Wand- und Bodenmosaiken werden im zweiten Stock des Palazzo Massimo gezeigt, außerdem die Fresken aus der Villa von Livia Drusilla, der Kaiserin und Gemahlin des Augustus.

Skulpturen der aus Afrika stammenden Dynastie der Severer ist der Raum XIII im dritten Stock gewidmet. Auf den römischen Kaiser Septimius Severus folgt dessen Sohn Caracalla, der erst mit seinem Bruder Geta regierte und ihn später töten ließ. In Ridley Scott bildstarkem Film Gladiator II aus dem Jahr 2024 erleben wir die beiden Herrscher. Der letzte der severischen Kaiser war Alexander Severus, der im antiken Mainz zusammen mit seiner Mutter von meuternden Truppen ermordet wurde. Wohl nicht zufällig starb auch Alexander Severus Mutter. Die Frauen der Familie, angefangen bei der Frau von Septimius Severus, der Syrerin Julia Domna, übten stets einen starken Einfluss aus.

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Julia Domna stammte aus einer reichen und angesehenen Familie der syrischen Stadt Emesa (heute Homs). Sie war die zweite Frau des römischen Kaisers Septimius Severus und die Mutter der Kaiser Caracalla.

Das Römische Nationalmuseum im Palazzo Massimo ist mein Favorit unter den vier Standorten. Hier gibt es noch Fotos von meinem Besuch im Jahr 2017.

Webseite des Römischen Nationalmuseum im Palazzo Massimo und auf Google-Maps.

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