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Das Mithräum unter der Kirche San Clemente

In der Antike vermischten sich nicht selten die Kulte und Gottheiten. Im Wandel der Zeiten knüpften neue Glaubenslehren an bestehende Rituale an. Ob Mithräum oder Kirche, ob Mithras oder Jesus Christus: der 25. Dezember war ein wichtiger Tag.

Der Mithras-Kult war eine Geheimreligion im Römischen Reich. Mithras war eine ursprünglich persische Gottheit, die im römischen Kontext neu interpretiert wurde. Seine Anhänger verehrten Mithras als einen Gott des Lichtes und der Wahrheit. Eine der zentralen Mythen des Kultes war die Opferung eines Stieres durch Mithras, das als Symbol für kosmische Erneuerung verstanden wurde. Manchmal wurde Mithras auch als unbesiegbarer Sonnengott Sol Invictus dargestellt, manchmal als dessen Verbündeter.

Der Mithras-Kult breitete sich vor allem entlang der militärischen Grenzlinien des Römischen Reiches aus, besonders in Regionen wie Britannien, Germanien, Nordafrika und im Nahen Osten. Mithräen, die unterirdischen Heiligtümer des Kultes, wurden in vielen Städten und militärischen Garnisonen entdeckt​​. Die Mitglieder des Mithras-Kults kamen überwiegend aus dem Kreis der römischen Soldaten, Beamten und Kaufleute. Der Kult zog Männer an, die ein gemeinsames spirituelles Band suchten, das über ethnische und soziale Grenzen hinweg ging​​.

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Das Mithräum besteht aus einem längsrechteckigen Raum unter flachem Tonnengewölbe mit elf Lichtöffnungen, die sieben kleineren für die damals bekannten Planeten und die vier quadratischen für die Jahreszeiten. An drei Seiten stehen Ruhebänke für die Gläubigen.

Unter der Kirche San Clemente in Rom befindet sich eines von über 1000 archäologisch nachgewiesenen Mithräen im Römischen Reich. Die Basilika in der Nähe des Kolosseums steht auf Fundamenten, die bis in das erste Jahrhundert zurückgehen. Neben Strukturen, die wohl während der Herrschaft von Kaiser Vespasian erbaut wurden und zu einer Münzprägestätte gehört haben könnten, sind dies ein Mithräum und eine Mithras-Schule aus dem zweiten Jahrhundert. Ein großer Teil der seinerzeit noch bestehenden Mithrastempel wurde von den Christen zerstört, die übrigen verfielen mit der Zeit. Die erste Basilika San Clemente wurde zu dieser Zeit erbaut, ein Neubau erfolgte im zwölften Jahrhundert, der bis heute besteht. Es gibt noch eine weitere Kirche in Rom, unter deren Grundmauern ein Mithräum liegt, die Kirche Santa Prisca

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Der Altar in der Raummitte hat auf der Vorderseite ein Relief mit Mithras, der den Stier tötet, und darüber Büsten der Jahreszeiten. An den Schmalseiten sind die beiden Fackelträger des Mithrasglaubens dargestellt, und zwar Cautes mit erhobener Fackel (als Symbol für die zunehmenden Tage) sowie Cautopates mit gesenkter Fackel (für die abnehmenden Tage).

Ein vollständig erhaltenes Mithräum wurde im Jahr 1924 in Santa Maria Capua Vetere nahe Neapel entdeckt. Auch aus Roms antiker Hafenstadt Ostia sind Überreste von Mithräen bekannt. Eines wurde in die unterirdischen Wartungsräume einer Thermenanlage hineingebaut.

In Deutschland sind Mithräen aus Militärstandorten wie dem heutigen Osterburken bekannt. Eine Rekonstruktion des Mithräums aus Santa Maria Capua Vetere befindet sich im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe.

Es gibt keinen eindeutig belegten Nachweis dafür, dass die Christen das Weihnachtsdatum bewusst von einem Mithrasfest übernommen haben. Wahrscheinlicher ist, dass verschiedene Faktoren zusammengewirkt haben: Die Attraktivität der Wintersonnenwende, der bereits etablierte Feiertag zu Ehren des Sol Invictus und die von antiken Autoren überlieferte Assoziation von Mithras mit Licht und Sonne.

Umfangreiche Informationen zum Mithras-Kult vermittelt das Projekt The New Mithraeum.

Webseite der Basilika San Clemente und auf Google Maps.

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