Die Vespasian Reihe von Robert Fabbri schildert den Lebensweg des jungen Titus Flavius Vespasianus zum ersten flavischen Kaiser Vespasian. Die Reihe ist spannend geschrieben und informativ in den großen historischen Zusammenhängen.
Die Reihe hat zehn Bände. Die ersten Bücher habe ich 2019 gekauft, die weiteren jeweils im Erscheinungsjahr. Aber erst Anfang des Jahres 2024 bin ich dazu gekommen, die Bände der Vespasian Reihe zu lesen bzw. zu hören. Es gibt sie auch als Audio-Book.
Sich um den römischen Staat verdient zu machen, sich dabei persönlich hervorzutun und den Ruhm und Reichtum seiner Familie zu vergrößern, war die Triebfeder des gesellschaftspolitischen Handelns der römischen Oberschicht. Dazu brauchte es die Unterstützung anderer Familien, Geld und Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Verschiedene Posten in Militär und Staatsverwaltung bildeten für junge Männer die Sprossen der Karriereleiter und die Gelegenheiten, zu Geld zu kommen. Dabei ist Oberschicht nicht gleich Oberschicht. Die Mitglieder des Ritterstandes beginnen unten, während die einflussreichen Familien der Senatsaristokratie oben stehen und grundsätzlich wenig für soziale Aufsteiger übrighaben, schon gar nicht für Landeier.
“Ich rate dir, dich aus politischen Angelegenheiten herauszuhalten, die du nicht verstehst, und dich von den Mächtigen fernzuhalten, denn die haben im Allgemeinen nur ein einziges Ziel: größere Macht. Sie neigen dazu, Leute unserer Klasse als Werkzeuge zu benutzen, derer man sich später entledigen kann. Wir sind nützlich, um die Drecksarbeit zu tun. Aber wenn sie getan ist, werden wir zur Gefahr, weil wir womöglich zu viel wissen,” gibt im ersten Band Vespasians Großmutter Tertulla ihm mit auf den Weg.
Im Grunde könnte man auch sagen, es geht in der Vespasian Reihe von Robert Fabbri um die Desillusionierung des jungen idealistischen Vespasian auf dem Weg zur Herrschaft. Gleichzeitig einen Abriss über die Zeit der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie nach Augustus: Tiberius, Caligula, Claudius und Nero.
Das Schwert des Tribuns. Die Vespasian-Reihe, Band 1
Der junge Vespasian muss auf dem Landsitz der Familie mit seinem älteren Bruder Sabinus gegen entlaufene Sklaven kämpfen, die die Gegend terrorisieren. Danach geht es nach Rom, wo Onkel Gaius, der die Karriere der Brüder weiter befördern soll und sie mit der jüngeren Antonia bekannt macht. In deren Sklavin Caenis verliebt sich Vespasian gleich bei der ersten Begegnung. Bald sind die Brüder mittendrin in der Machtpolitik der Oberschicht. Sie sollen das Komplott des Prätorianerpräfekten Seianus gegen Kaiser Tiberius aufdecken. Sabinus bekommt ein Amt in der kaiserlichen Münzstätte in Rom und Vespasian wird Militärtribun mit schmalen Streifen in der 4. Legion Scythica. Die befindet sich auf einem Feldzug gegen Thrakerrebellen. Damit der unerfahrene Vespasian nicht unter die Räder kommt, schickt Onkel Gaius seinen Mann fürs Grobe mit: Magnus. Ex-Legionär, Ex-Boxer und Bandenchef der Brüder vom südlichen Quirinal. Ein Haudegen voller praktischer Lebensweisheiten, wenn ihr versteht, was ich meine.
Das Tor zur Macht. Die Vespasian-Reihe, Band 2
Drei Jahre sind vergangen, seit die Legionen in Thrakien für Stabilität gesorgt haben, bevor sie größtenteils in die Provinz Moesien zurückkehren. Der Krieg hat seine Schrecken, doch auch der Frieden bringt Langeweile, wie Vespasian feststellt. Der öde Garnisonsdienst wird nur durch gelegentliche Jagdausflüge erträglicher. Seine Tribunatszeit neigt sich dem Ende entgegen, und Vespasian hofft, bald wieder in Rom eine wichtigere Rolle spielen zu können. Dies ändert sich abrupt, als er einem Attentat entgeht und sein Bruder Sabinus mit einem Auftrag von Antonia eintrifft: Sie sollen einen Aufrührer, den thrakischen Priester Rhotekes aufspüren und nach Rom bringen. Unterstützt von der thrakischen Königin Tryphaina, dringen sie in eine Bergfestung ein, in der er sich versteckt hält. Zurück in Rom, wird Sabinus verheiratet, um zwei Familien zu verbinden. Doch die Gewalt hat auch Rom erreicht: Onkel Gaius wird überfallen und Attentäter haben es auf das Landgut von Vespasians und Sabinus’ Eltern abgesehen.
Der falsche Gott. Die Vespasian-Reihe, Band 3
Sabinus steigt die Karriereleiter weiter auf und wird endlich Quästor. Leider in Judäa und mittendrin in den Auseinandersetzungen mit religiösen Fanatikern. Statthalter Pontius Pilatus ist “not amused”, als Sabinus die Sache mit einem gewissen Jesus verbockt. Vespasian geht als Quästor in eine andere Provinz. Dort hassen sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Vereint sind sie nur in ihrer Ablehnung gegen die Römer. Keine guten Aussichten für eine Karriere. Immerhin begegnet Vespasian zum ersten Mal seiner späteren Frau Flavia Domitilla. Auch wenn sich daraus erst einmal nichts ergibt. Während in Judäa Aufstände ausbrechen und alte Rechnungen beglichen werden, stirbt Kaiser Tiberius, und die Prätorianer machen den jungen Caligula zum Kaiser. Der nimmt sich vor, die Welt ehrlicher zu machen. Leider hat er ein sehr spezielles Verständnis davon.
Der gefallene Adler. Die Vespasian-Reihe, Band 4
Caligula stirbt und Sabinus ist verantwortlich dafür. Die Prätorianer machen Claudius zum Kaiser und Vespasian und Onkel Gaius handeln eine Deal mit den Beratern des Kaisers aus: Sie helfen, den Kaiser bei Volk und Armee beliebt zu machen und der Kaiser verzichtet darauf, Sabinus für den Mord an seinem Vorgänger hinrichten zu lassen. Auch wenn Claudius davon profitiert hat, den Mord an einem Kaiser und Mitglied der julisch-claudischen Dynastie durchgehen zu lassen, dafür braucht es schon sehr, sehr gute Gründe. Und so müssen sich Vespasian und Sabinus (und wie immer, der treue Magnus) auf den Weg machen, den noch immer verlorenen Adler der 17. Legion wieder zu besorgen, den die germanischen Stämme in der Schlacht im Teutoburger Wald erobert haben. Danach setzen Vespasian und Sabinus als Legaten zweier Legionen mit weiteren Einheiten nach Britannien über und haben dafür zu sorgen, dass die Invasion und Eroberung der Insel diesmal gelingen. Vespasian findet Gefallen am Kriegshandwerk und erkennt: Macht in der Theorie gibt es nicht, nur die Praxis zählt. Am Ende kommt Kaiser Claudius nach Britannien und heimst die Lorbeeren für den Sieg ein und testiert seinen beiden “treuen Flaviern”: „Tüchtig, ehrlich und zufrieden damit (zu sein), sich im Schatten größere Männer für geringen Lohn anzustrengen“. Das will man hören.
Die Eroberung Britanniens kennen wir schon aus den ersten beiden Bänden der Rom-Serie von Simon Scarrow. Zenturio Macro und Legionär Cato (später durch Beförderung von Vespasian, Optio Cato) erleben die Eroberung Britanniens aus einer anderen Perspektive.
Das Blut des Bruders. Die Vespasian-Reihe, Band 5
Im Band fünf läuft es nicht gut für die beiden flavischen Brüder. Sabinus fällt in Britannien den Druiden in die Hände. Ein Brite gibt sich als römischer Offizier aus und stiftet mit falschen Befehlen Verwirrung. Vespasians Frau schmeißt in Rom mit geliehenen Geld nur so um sich und begibt sich in eine gefährliche Abhängigkeit. Vespasian beginnt an seinen Idealen zu zweifeln.
“Mir ist endlich klargeworden, dass ich mir die ganze Zeit nur eingebildet habe, Rom zu dienen. In Wirklichkeit habe ich lediglich dem einen oder anderen von Roms Herrschern oder Herrscherinnen gedient. Niemand tut jemals irgendetwas ganz uneigennützig, ausschließlich zum Wohl der Allgemeinheit. Im Gegenteil, alles, worin ich verwickelt wurde, seit ich in die Stadt kam, zielte allein auf den persönlichen Vorteil Einzelner ab. Ich profitiere nur ganz selten direkt davon und Rom gewiss nie – zumindest nicht das idealisierte Rom, wie ich es früher sah, denn dieses Rom existiert nicht, es hat nie wirklich existiert. Rom ist in Wirklichkeit nur die Stange, um die die Mächtigen streiten, weil jeder seinen persönlichen Adler daran aufrichten will, um im Namen des Volkes Unterstützer um sich zu scharen. Also welchen Unterschied macht es letztendlich, wer an der Macht ist? Claudius, Caligula, Tiberius, Narcissus, Pallas, Seianus, Antonia, Macro, Messalina – sie sind doch alle gleich, nur dass manche besser riechen als andere. Aber keiner von ihnen tut irgendetwas für Rom, außer dafür zu sorgen, dass das Volk zu essen hat und unterhalten wird, um es von dem Elend abzulenken, in dem die meisten leben. Indessen füllen die Mächtigen ihre Schatztruhen mit dem Geld, das eigentlich für die Allgemeinheit da sein sollte.”
Roms verlorener Sohn. Die Vespasian-Reihe, Band 6
Was in Band fünf der Vespasian Reihe von Robert Fabbri begann, setzt sich in Band sechs fort. Es läuft nicht gut für die beiden treuen Flavier. Sabinus verkackt einen Job als Statthalter der kaiserlichen Provinzen Moesien, Makedonien und Thrakien auf einer Trireme im Schwarzen Meer und Vespasian dämmert es in Rom, dass er zwar als erster in seiner Familie gerade Konsul geworden ist, allerdings nur Suffektkonsul für zwei Monate. Und das als verdienter Kommandeur einer Legion im Britannienfeldzug. Sein Vorgänger im Amt hatte dagegen keinerlei Verdienste vorzuweisen. Sabotiert da jemand im Hintergrund seine Karriere?
An mehreren Stellen der Geschichte merkt man jetzt, dass Vespasian sich Chancen ausrechnet, selbst einmal Kaiser zu werden. So unterstützt er ein Komplott, mit dem die Parther an Roms Ostgrenze zum Krieg provoziert werden sollen. Das soll Agrippina und ihrem Sohn Nero nutzen und dessen Macht festigen, nachdem sie Kaiser Claudius ermordet haben werden. Vespasian hingegen rechnet sich aus, dass dies der Anfang vom Ende der julisch-claudischen Dynastie sein kann. Er ist sich sicher, Nero ist denkbar ungeeignet mit Macht verantwortungsvoll umzugehen wird als Kaiser scheitern. Dann kann die Zeit von Emporkömmlingen beginnen, dann kann seine Zeit kommen.
Das zerrissene Reich. Die Vespasian-Reihe, Band 7
Kaiser Claudius ist tot, Nero herrscht und sieht sich doch vor allem als großer Künstler. Die Ausgaben für aufwendige Feste, Spiele, Theateraufführungen, seine persönlichen künstlerischen Ambitionen und den Bau seines neuen Palastes steigen ins Unermessliche. Seine Berater, allem voran sein früherer Erzieher Seneca, suchen neue Einnahmequellen und Möglichkeiten, die Ausgaben zu begrenzen. Beispielsweise durch den Rückzug aus Britannien. Die Insel ist immer noch nicht befriedet, Kämpfe und Besatzungstruppen kaum noch zu bezahlen.
Kann Nero sich aus der Provinz zurückziehen, ohne als Verlierer dazustehen? Auf jeden Fall müssen erst einmal die kaiserlichen Investitionen in Britannien abgelöst und bestehende Kredite gekündigt werden. Damit schafft man sich keine Freunde. Vor allem nicht, wenn das Inkasso auf die ruppige Art betrieben wird. Während Vespasian sich vor Ort darum kümmert, eskaliert bei einem der einheimischen Stämme die Situation und eine Rebellion unter der Königin und Heerführerin Boudicca bricht aus.
Der Boudicca-Aufstand ist auch das Thema der aktuellen Bände 21 und 22 der Rom-Serie von Simon Scarrow mit Centurio Macro, der inzwischen im Ruhestand ist und Präfekt Cato.
Das ewige Feuer. Die Vespasian-Reihe, Band 8
Sich Neros Feindschaft zuzuziehen, geht schnell. Begründet oder grundlos. Der Kaiser ist überzeugt, machen zu können, was er will. Erst tötet er seine Mutter, dann seinen Bruder, dann seine Frau. Vespasian ist froh, mit einem Sonderauftrag in die Provinz geschickt zu werden, zumal er endlich auch Statthalter einer Provinz wird.
Wieder in Rom, bricht ein Brand in der Stadt aus und der Kaiser soll die Löschmaßnahmen befehlen. “Rom kann warten, bis mein Lied gesungen ist”, sagt Nero und die Folge ist bekannt. Die halbe Stadt brennt herunter und den Christen wird die Schuld zugeschoben. Vespasian sieht zu, wieder aus dem Blickfeld des Kaisers zu verschwinden. Nachdem er bei einer musikalischen Darbietung Neros eingeschlafen ist, ist das sicher eine gute Idee. Der Kaiser toleriert nur uneingeschränkte Begeisterung.
Doch als in Judäa ein Aufstand droht, holt Nero Vespasian zurück und schickt ihn los, den Aufstand niederzuschlagen. Seinem besten Feldherren Corbulo befiehlt der Kaiser den Selbstmord. Zu erfolgreich, zu beliebt bei den Legionen, zu gefährlich für den Kaiser. Vespasian wird klar, dass er in einer Zwickmühle sitzt: kann er die Revolte der Juden nicht niederschlagen und versagt, wird in Nero töten lassen. Schlägt er die Revolte nieder, wird ihn Nero auch töten lassen, damit er ihm seine Herrschaft nicht streitig macht.
Kaiser von Rom. Die Vespasian-Reihe, Band 9
Vespasian schlägt in Judäa den Aufstand der Juden nieder, was sich als nicht so einfach herausstellt. Sein ältester Sohn Titus dient inzwischen ebenfalls in der Legion und unterstützt seinen Vater nach Kräften. Wenn ihn seine Affäre mit der jüdischen Königin Berenike nicht ablenkt. Vespasians jüngerer Sohn Domitian dagegen denkt nicht daran, sich in den Dienst der Familie zu stellen und weigert sich, seinen Posten als Militärtribun anzutreten.
In Hispanien lässt sich Statthalter Galba zum Kaiser ausrufen und der Senat in Rom bestätigt ihn. Nero begeht Selbstmord und es beginnt das (erste) Vierkaiserjahr. Die Statthalter Otho und Vitellius greifen ebenfalls nach dem Purpur. Die Ereignisse sind bekannt und werden im letzten Band der Serie kompakt abgehandelt. Während Vespasian noch zögert, wissen seine Legionäre genau, was gut für sie ist. Ihr Sprecher macht Vespasian klar, dass alle Einheiten ihn als Kaiser ausrufen wollen. Die vermeintlichen kleinen Leute wissen nicht nur, was gut für sie ist, sondern sind auch bestens über die Weltlage informiert, wie der Dialog mit dem altgedienten Legionär Murena zeigt.
«Es ist folgendermaßen, Herr: Wir alle wissen, was im Westen vor sich geht. Gestern habt Ihr uns den Treueeid auf Otho schwören lassen, aber wir wissen, dass die Hundesöhne am Rhenus Vitellius die Treue erklärt haben, und wir wissen auch, warum.»
«Woher wisst ihr, warum?»
«Wir wissen das, weil alle es wissen: Jeder von den Jungs, die in letzter Zeit mal in Rom
waren, kann es Euch sagen, Herr.»
«Und ich nehme an, du warst in Rom, Murena.»
«Ich war vor sechs Monaten auf Urlaub dort, Herr! Und wie jeder von den Jungs, der heimkehrt, trinke ich mit Jungs aus anderen Legionen, die auch auf Urlaub in Rom sind. Ja, und mit den Hundesöhnen vom Rhenus war es immer dasselbe, die sagen alle, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihre Legionen in den Osten verlegt werden, und dann sind wir dran, uns den Hintern abzufrieren und die haarigen Wilden im Auge zu behalten, die in den dunklen Wäldern auf der anderen Seite vom Fluss lauern. Und das wollen wir nicht, Herr, nein, das wollen wir ganz und gar nicht.“
Vespasian setzt sich schließlich durch und wird der neunte römische Kaiser. Er begründet die flavische Dynastie. Nebenbei erfahren wir auch, wer auf die Idee kam „Pisse“ zu besteuern, wenn ihr versteht, was ich meine. Am Ende des Bandes stirbt Vespasian eines natürlichen Todes und die Vespasian Reihe von Robert Fabbri ist zu Ende. Fast.
Arminius – Der blutige Verrat. Die Vespasian-Reihe, Band 10
Der Band zehn der Vespasian Reihe von Robert Fabbri greift eine Geschichte aus dem vierten Band der Serie auf. Sabinus, Vespasian und Magnus suchen den Adler der 17. Legion und treffen dabei auf Thumelicus, den Sohn von Arminius. Von ihm hören die drei die allseits bekannte Geschichte der Schlacht im Teutoburger Wald, erzählt in einer Retrospektive, basierend auf Aufzeichnungen, die Arminius nach der Schlacht diktiert hat. Kann man lesen. Muss man aber nicht.
In diesem Jahr kam die TV-Serie Those About to Die heraus. Unter der Herrschaft Kaiser Vespasians geht es um Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe, Intrigen und Gewalt. Um Aufstieg oder Tod, wie die Hauptfigur sagt, den römischen Weg.
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Danke fürs Lesen. Möge Fortuna stets mit Dir sein. Hier kannst Du