Die Familie des römischen Kaisers Domitian hat nicht nur das Kolosseum bauen lassen, sondern auch die Haarmode der weiblichen Ober- und Mittelschicht inspiriert. Dennoch wurde Domitian in seinem Palast in Rom ermordet. Das der letzte der flavischen Kaiser nicht nur gehasst, sondern auch geliebt wurde und durchaus auch ein fähiger Herrscher war, vermittelt die Ausstellung Kaiser Domitian – Hass und Liebe.
Sie entstammten keiner Familie der Senatsaristokratie und ihre Dynastie hat nicht lange in Rom geherrscht. Nur von 69 bis 96 regierten Vespasian und seine Söhne Titus und Domitian. Doch der erste flavische Kaiser Vespasian sanierte nach dem Ende Neros die Staatsfinanzen und machte den Ausspruch Geld stinkt nicht zur geflügelten Redewendung. Vespasian war es auch, der auf Neros privaten Gärten auf öffentlichem Grund das flavische Amphitheater errichten ließ, das wir heute als Kolosseum noch immer bewundern. Nach seinem Tod herrschte Vespasians ältester Sohn Titus, jedoch nur zwei Jahre, dann kam sein jüngerer Bruder Domitian an die Macht.
Domitian stand stets im Schatten seines älteren Bruders Titus. Der wurde vom Vater bevorzugt und vom Senat mit einem Triumphzug und Triumphbogen nach dem Sieg in Judäa geehrt. Das Volk liebte ihn, nicht zuletzt, weil er es war, der das von seinem Vater in Auftrag gegebene Amphitheater mit hunderttägigen Gladiatorenspielen eröffnen konnte. Auch der Senat stand Kaiser Titus freundlich gegenüber, besetzte dieser doch wichtige Ämter mit verdienten Senatoren und nicht mit Angehörigen der eigenen Familien. Titus schwor sogar, niemals einen Senator zu töten, was insofern bemerkenswert war, als er noch als Prätorianerpräfekt während der Herrschaft seines Vaters politische Gegner und Staatsfeinde erbarmungslos verfolgte.
Die Ausstellung Kaiser Domitian – Hass und Liebe in den Räumen der Villa Caffarelli der Kapitolinischen Museen, die erstmals für die Torlonia-Ausstellung 2020 eröffnet wurde, zeigt auch verschiedene Modelle von antiken Bauwerken u.a. die Wagenrennbahn des Domitian, den Titusbogen und natürlich das Kolosseum. Besonders schön ist eine Leihgabe aus den Vatikanischen Museen: das Relief aus dem Mausoleum der Haterii, den Baumeistern des flavischen Amphitheaters.
Die Haterii waren eine Familie von Architekten, Handwerkern und Baumeistern. Sie errichteten wichtige Bauwerke der flavischen Zeit, wie sie mit Stolz auf einem der Reliefs an ihrem Grabmal an der antiken Via Labicana zeigten. Der von Sklaven bewegte typische Lastkran für große Bauten ist auf dem in der Domitian-Ausstellung präsentierten Stück des Reliefs leider nicht mit abgebildet. Dafür sieht man wichtige Bauwerke, die die Haterii für ihre Auftraggeber erstellt haben. In der Mitte links ist das Kolosseum zu erkennen. Unmittelbar links davor sieht man den Titusbogen mit einer Quadriga auf der Attika. Bei dem Bauwerk ganz links soll es sich um das Heiligtums der Isis und Serapis auf dem Marsfeld handeln. Die anderen drei Monumente sind noch nicht identifiziert. Der Bau des Kolosseums war eine großartige Leistung, viele technische Lösungen für die Konstruktion des größten Amphitheaters der römischen Welt wurden zum ersten Mal entwickelt. Auf dem Pay-TV Sender History Channel geht es in der zweiten Folge der aktuellen Staffel Colosseum um seine Erbauer und die Herausforderungen, vor denen sie standen, um die Wünsche ihrer Auftraggeber zu erfüllen.
So schlecht ist die Bilanz der 15jährigen Regierungszeit Domitians nicht gewesen, urteilt die moderne Forschung und auch die Sonderausstellung in den Kapitolinischen Museen vermittelt diese Sichtweise. Einerseits militärisch erfolgreich gegen Germanen und Daker, fähig in der Finanzpolitik und Verwaltung der römischen Provinzen und aktiv als Auftraggeber zahlreiche Neubauten und Restaurierungen in der Stadt Rom. Andererseits hat es Domitian jedoch nicht vermocht, eine produktive Beziehung zum Senat aufzubauen. Im Unterschied zu seinen beiden Vorgängern hat Domitian keinen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Senatoren gelegt, sie ignoriert und brüskiert. Die revanchierten sich nach seiner Ermordung mit einer über ihn verhängten damnatio memoriae, der Auslöschung der Erinnerung an ihn. Entsprechend negativ beurteilten antike Geschichtsschreiber das Wirken Domitians und entsprechend wenig erhalten sind bildliche Darstellungen Domitians. Mehrere Büsten des Kaisers, als jungen Mann (ca. aus dem Jahr 70), mit Bürgerkrone (zwischen 75-85) sowie als Kaiser und Feldherrn (zwischen 81-96) zeigt die Sonderausstellung.
Bereits zeitgenössisch angesehen und beliebt waren die Frauen der flavischen Kaiserfamilie. Während noch in augusteischer Zeit die Römerinnen oft eine schlichte Frisur mit Haarschlaufe im Nacken trugen, das einfache Volk ohnehin pflegeleichte Kurzhaarfrisuren oder einfache Zöpfe bevorzugte, mochten es die vornehmeren Damen der römischen Gesellschaft zur Zeit der Flavier schon auffälliger. Sie orientierten sich an den Stilikonen ihrer Zeit, wie z.B. an Julia, der Tochter des Titus oder an Domitia Longina, der Ehefrau Domitians. Die trugen hochtoupierte Frisuren aus vielen Löckchen, die nicht nur aus Eigenhaar bestanden. Vor allem blonde Perücken aus dem naturblonden Haar der Germaninnen waren in Rom überaus gefragt und galten als “göttliche” Haarfarbe.
Sonderausstellung Kaiser Domitian – Hass und Liebe in der Villa Caffarelli der Kapitolinischen Museen noch bis zum 29. Januar 2023. Übrigens wurde die Villa Caffarelli auf dem Fundament des Jupiter-Tempels errichtet, dessen luxuriöser Wiederaufbau nach der Brandzerstörung im Jahre 80 von Domitian in Auftrag gegeben wurde.