Alle Beiträge·Bildhauerei·Klassizismus·Menschen und Götter

Die Prinzessinnengruppe von Schadow

Die Alte Nationalgalerie in Berlin präsentiert das berühmte Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Erstmals ist die Ikone des Klassizismus gemeinsam in der Marmor- und Gipsausführung zu sehen. Als Zusatz gibt es noch eine Bronzeversion und eine kolorierte Fassung zu bestaunen. Und exklusiv bei mir, noch eine singende Luise.

IMG_5730
Die Prinzessinnengruppe des Bildhauers Johann Gottfried Schadow in Marmor und Gips in der Alten Nationalgalerie in Berlin.

Im sogenannten Schinkelsaal der Alten Nationalgalerie sind die beiden Versionen der Prinzessinnengruppe von Schadow zum ersten Mal wieder vereint, seit sie Schadows Atelier vor über 200 Jahren verlassen haben. Tatsächlich sind die Fassungen aus Gips und Marmor beides Originale, denn Schadow hat die Gipsfassung als vollgültiges Werk 1795 angelegt und ausgestellt. Erst später kam die Erlaubnis von König Friedrich Wilhelm II., die Skulptur der beiden Schwestern in Marmor auszuführen. Hier stehen sie nun, vereint und vervielfacht durch Spiegel an beiden Seitenwänden.

Die Werke Schadows haben heute einen ikonischen Status erlangt. Wie kaum ein anderes Werk steht das lebensgroße Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen, die sogenannte Prinzessinnengruppe, für Berlin und dessen Beitrag zur Kunst des Klassizismus. Als erstes Standbild zweier weiblicher historischer Persönlichkeiten hat es Kunstgeschichte geschrieben und noch heute berührt seine sinnliche Gestaltung. Als Protagonist des Klassizismus wird Schadow in einem Atemzug mit den berühmten Bildhauern Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen genannt, mit denen er in seiner römischen Zeit 1785-1787 engen Kontakt pflegte.

Das Doppelstandbild der Prinzessinnen wurde seinerzeit von Fachleuten und Publikum gefeiert, von Luises Ehemann jedoch gering geschätzt und in der Folge für rund 90 Jahre fast vergessen. Die Prinzessinnengruppe von Schadow wird in der aktuellen Ausstellung in der Alten Nationalgalerie auch in zwei weiteren Fassungen präsentiert. Im Jahre 1975 begann der in Düsseldorf lebende Künstler Hans-Peter Feldmann mit der Kolorierung von Gipsabgüssen berühmter Skulpturen und schuf vor einigen Jahren auch eine polychrome Farbfassung der Prinzessinnengruppe. Auch der Nachguß aus vergoldeter Bronze der Berliner Bildgießerei Hermann Noack von 1906 ist ausgestellt. Die beiden Skulpturen vermitteln eine andere Anmutung der Statuen als die reinweiße Marmorversion.

Die Berliner Ausstellung zeigt auch verschiedene Büsten von Luise, mal im hochgeschlossenen Kleid mit Schultertuch, mal ohne formalen Dekor und ohne Kinnbinde. Die Prinzessinnengruppe ist in vielen Kopien unterschiedlichster Größe und Qualität als Kunstgegenstand, Dekorationsobjekt und Berlin-Souvenir weit verbreitet. Und mit der Künstlichen Intelligenz einer Bildanimations-App füge ich als Hommage an Schadows Wirken noch eine singende Luise hinzu: Girls Just Want to Have Fun von Cyndi Lauper aus dem Jahr 1983.

Ausstellung Johann Gottfried Schadow – Berührende Formen noch bis 19.02.2023 in der Alten Nationalgalerie in Berlin.

Weiterlesen:

Hinterlasse einen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert