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Das römische Karthago in Tunis

Hannibal ist der berühmteste Sohn Karthagos. Doch in Tunis sucht man eine Statue von ihm vergebens. Was vom antiken Erbe heute in der nordafrikanischen Stadt zu sehen ist, stammt meist von den Römern. Ein Stadtrundgang durch das römische Karthago und einige Gedanken über Genialität und Charisma, Ausdauer und Anpassungsfähigkeit.

Nachdem Karthago im dritten punischen Krieg 146 vor Christus zerstört wurde, bauten die Römer es später unter Julius Caesar und Kaiser Augustus neu und als römische Stadt wieder auf. Karthago wurde zu einer der größten und bedeutendsten Städte des römischen Reiches und spielte eine wichtige Rolle in der Verbreitung römischer Kultur und Architektur in Nordafrika​​​​. Die Hauptstadt der römischen Provinz Africa Proconsularis war ein wichtiges Handelszentrum und bekannt für ihre prächtige Architektur, darunter das große Amphitheater, Thermen, ein Theater und mehrere Tempel. Seit 1979 gehören die Ausgrabungsstätten in Karthago zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das römische Erbe Karthagos kann heute im Villenvorort Karthago von Tunis in verschiedenen archäologischen Stätten besichtigt werden. Der Byrsa-Hügel war das Zentrum des antiken Karthagos und beherbergt heute das gleichnamige Museum. Leider war es während meiner Zeit in Tunesien geschlossen. Eine große Freifläche weist auf die Lage des Forums aus römischer Zeit hin. Von hier hat man eine gute Aussicht über die Ruinen des angrenzenden punischen Viertels mit den Überresten von Wohnhäusern, Straßen und öffentlichen Gebäuden. Weiter geht der Blick über den Golf von Tunis mit der Cap Bon Halbinsel im Hintergrund.

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Eine halbe Stunde zu Fuß vom Byrsa-Hügel entfernt liegen die Antoninusthermen.

Die Antoninusthermen, die im zweiten Jahrhundert unter der Herrschaft von Kaiser Antoninus Pius errichtet wurden, waren die größten Anlagen im römischen Afrika und konnten es an Pracht und Luxus mit den Thermen in Rom aufnehmen. Die Badeanlage waren reich dekoriert mit Marmorverkleidungen, Statuen, Mosaiken und Wandmalereien. Direkt an der Küste von Karthago gelegen, muss sie den Badegästen einen spektakulären Ausblick geboten haben, wie es das Rekonstruktionsvideo von Izigraph veranschaulicht.

Heute sind die Ruinen der Antoninusthermen eine der am meistbesuchten archäologischen Stätten in Tunis. Besucher können die Überreste der verschiedenen Baderäume, die Säulen und die Hypokaustensysteme besichtigen. Besonders eindrucksvoll sind die erhaltenen Teile der Grundmauern und die massiven Säulen, die noch immer die Größe und den Umfang der Anlage erahnen lassen.

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Unweit der Antoninusthermen liegt die Ausgrabungsstätte römischer Villen und Wohnhäuser.

Die römischen Villen und Wohnhäuser in Karthago sind Zeugnisse des Lebensstils der antiken Oberschicht. Die Gebäude waren oft großzügig angelegt und reich ausgestattet mit Wandmalereien, Mosaiken und Skulpturen, die mit Funden aus anderen römischen Städten im Bardo-Nationalmuseum gezeigt werden. Peristylhäuser verfügten über zentrale Innenhöfe, die von Säulengängen umgeben waren. Der Hof diente sowohl als Lichtquelle als auch als privater Garten. Atriumhäuser hatten einen offenen Innenraum mit einem Wasserbecken in der Mitte, um Regenwasser zu sammeln.

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Die modernen Villen und Wohnanlagen weisen nicht selten noch antike Architektur- und Gestaltungselemente auf.

Zwei Kilometer südlich von den römischen Villen entfernt liegen die Überreste der einst so bedeutenden Hafenanlagen Karthagos, bestehend aus dem Handelshafen und dem berühmten Kriegshafen. Der hatte eine kreisförmige Struktur mit einer runden und bebauten Insel in der Mitte. Sowohl auf der Insel als auch im Außenring lagen die Schiffshäuser, in den 200 Kriegsschiffe untergebracht waren und gewartet werden konnten. Die Triremen ruhten auf schräg ins Wasser führenden Rampen und konnten so schnell in See stechen. Noch heute ist die Form des Kriegshafens deutlich zu erkennen, ebenso die Grundmauern einiger Schiffsrampen.

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Das Amphitheater von Karthago

Wie fast jede römische Stadt, deren Bürger etwas auf sich hielten, verfügte auch das römische Karthago über ein Bühnentheater und ein Amphitheater. Das Amphitheater wurde bereits im ersten Jahrhundert gebaut und bot Platz für etwa 30.000 Zuschauer. Es lag am südlichen Rand der Stadt und diente hauptsächlich für Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und andere öffentliche Spektakel. Heute sind Teile der Mauern, der Sitzränge und des Hypogeums, der unter der Erde liegenden Gänge und Räume, noch erhalten und können besichtigt werden. Die Ruinen sind nicht so spektakulär wie die des Amphitheaters in El Jem, aber sehenswert.

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Vor dem antiken Bühnentheater des römischen Karthagos.

Das römische Bühnentheater von Karthago liegt westlich des Byrsa-Hügels und stammt aus dem zweiten Jahrhundert und ist noch relativ gut erhalten. Das Theater wurde in einen Hügel eingepasst, der dafür teilweise abgetragen werden musste. Von der Bühnenwand des Theaters ist heute kaum noch etwas erhalten. Damals fanden vermutlich rund 8.000 Besucher Platz, heute etwas mehr als die Hälfte davon. Wie in vielen anderen antiken Bühnen- und Amphitheatern wie beispielsweise in Orange oder Nimes, Verona oder Taormina finden auch hier wieder Musikveranstaltungen und andere Events statt.

Seit vielen Jahren wird in der tunesischen Öffentlichkeit über ein Denkmal für den großen Feldherren Hannibal und wohl berühmtesten Sohn der Stadt diskutiert. Zuletzt war im Gespräch, eine Statue auf dem Byrsa-Hügel zu errichten. Hannibal war ein genialer Stratege und charismatischer Führer. Sein legendärer Marsch über die Alpen mit Elefanten, um Rom direkt anzugreifen, gehört zu den großen Geschichten aus der Antike und seine Feldzüge zum Lehrstoff in Militärakademien. In drei Schlachten an der Trebia, am Trasimenischen See und bei Cannae in drei aufeinanderfolgenden Jahren brachte er die Römer fast an den Rand der Vernichtung.

Und doch blieb Rom am Ende siegreich. Die aufstrebende Macht hielt auch nach schweren Niederlagen gegen ihren größten Rivalen durch und siegte nach 200 Jahren und drei Kriegen. Rom hatte die größere Ausdauer und die Fähigkeit, sich ständig zu verbessern. Vielleicht half auch etwas Glück.

Die Ausgrabungsstätten des römischen Karthago auf der Webseite der Gemeinde Karthago bei Tunis und auf Google Maps.

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