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Taormina im Frühling – Carpe diem

Siziliens berühmtester Ferienort lockt jedes Jahr die Reichen und Schönen an, die Touristengruppen und die Individualreisenden, die Jungen und die Alten. Irgendwann stehen Sie alle einmal hier und nutzen einen Tag in Taormina für den schönsten Ausblick im ehemaligen Imperium Romanum.

Anfang Oktober 2018 war ich zum ersten Mal in Taormina und so angetan von dem Panoramablick, den man vom antiken römischen Theater aus über Stadt und Meer hat, dass ich mich im April wieder auf den Weg in die Hügelstadt gemacht habe. Taormina im Frühling ist mindestens noch einmal so schön wie im Herbst.

Die Römer bauten das vorhandene griechische Theater im Laufe der Jahrhunderte ihrer Herrschaft um und aus. Wo heute die etwa zehn Meter breite Lücke im ehemaligen Bühnengebäude den berühmten Blick auf den Vulkan Ätna und die Bucht von Giardini-Naxos freigibt, erfreuten sich die antiken Zeitgenossen an dem mit importierten Marmor verkleideten Bühnengebäude. Die mehrgeschossigen Schaufassade war mit Nischen, Statuen und vorgesetzten Säulen geschmückt. Das Informationsvideo im Eingangsbereich des Theaters gibt es auch auf YouTube und zeigt das Theater des römischen Tauromenium als virtuelle Rekonstruktion.

Bei meinem letzten Besuch war noch eine hölzerne Bühne über dem Orchestrabereich aufgebaut. Im Frühjahr, wenn das antike Theater noch nicht bespielt wird, liegt der unterirdische Raum unter der Orchestra offen. Dieser Graben, genannt fossa carontea, erlaubte es den Schauspielern schnell von der Bühne auf- und abzugehen und gab den Zuschauern die Illusion von plötzlichen Höllenfahrten oder Geistererscheinungen auf der Bühne, wie es so schön im Audioguide heißt. Heute ermöglicht er den Besuchern eine schöne Perspektive auf die Reste des Bühnengebäudes.

Taormina im Frühling hat nicht nur einen imposanten Panoramablick auf die Bucht von Giardini-Naxos und den Ätna zu bieten, auch der Ausblick hinter dem Säulengang um den Zuschauerraum des antiken Theaters ist wunderbar. Hier fällt der Blick auf das ionische Meer bis zur Straße von Messina, die Sizilien vom italienischen Festland trennt. Der sagenhafte Odysseus ist hier mit seinen Gefährten entlanggesegelt und geriet in eine Auseinandersetzung mit dem einäugigen Riesen Polyphem. Ich werde nicht segeln – und muss mich dafür auch nicht von Ungeheuern mit Felsen bewerfen lassen – sondern die Fähre von Messina nach Villa San Giovanni nehmen und das fabelhafte Archäologische Nationalmuseum in Reggio Calabria besichtigen.

Mehr vom römischen Erbe auf Sizilien: Agrigent, Catania, Mazara del Vallo, Palermo, Segesta, Selinunt, Solunto, Syrakus und Villa del Casale.

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