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Osterburken “… habe ich mein Votum gerne und froh erfüllt, wie es sich gehört.”

In Osterburken schützen die Römer einst die Grenze ihres Imperiums zu Germanien. Wenn der Dienst gut verlief, dankten die Soldaten oft den Göttern. Einen Einblick vermittelt das Römermuseum Osterburken.

Osterburken ist eine Kleinstadt in Baden-Württemberg am einstigen Obergermanisch-Rätischen Limes, mit dem die Römer ihre Grenze zu Germanien sicherten. Eine Bürgerinitiative führte Mitte der 1970er Jahre zur Gründung des Römermuseums, das dann im Jahr 1983 mit einem Schutzbau über dem antiken römischen Militärbad eröffnete. Integriert ist eine Rekonstruktion des Benefiziarier-Weihebezirks. Etwa 20 Jahre später wurde der Museumsneubau eröffnet.

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Das Römermuseum Osterburken mit der Publius Junius Secundus Skulptur eines römischen Legionärs im Vordergrund. Der Soldat war im dritten Jahrhundert als Benefiziarier des Statthalters nach Osterburken kommandiert. Der von ihm gesetzte Altar war der erste, der 1982 beim Bau der Brücke gefunden wurde.
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Treppe zum Obergeschoß des Museums Osterburken. Im Untergeschoss geht es um Archäologische Methoden, im Erdgeschoss um die Römer am Limes und im Obergeschoss um Religion. Vom Erdgeschoss kommt man durch den Innenhof in den alten Museumsteil mit dem Überresten des Badegebäudes und dem Benefiziarier-Weihebezirk.

Die Ausstellung im Obergeschoss beschäftigt sich mit den Religionen im Römischen Reich, ihre Vermischung mit einheimischen keltischen Kulten und ihre Verschmelzung mit orientalischen Religionen. Prunkstück der Ausstellung ist ein Mithras-Relief, außerdem werden Weihesteine für verschiedene Götter, Statuen und Büsten gezeigt. Der bunte Blickfang ist die Darstellung des römischen Götterhimmels im Comic-Stil, die über die ganze Wand reicht. Gezeichnet hat ihn der Kölner Illustrator Ralf Paul. Wer auf dem Bild welcher Gott ist, wer wichtig ist und wer nicht so wichtig ist, habe ich in einem früheren Beitrag schon einmal beschrieben.

Der Mithraskult war ein Mysterienkult, der sich vom Ende des ersten vorchristlichen Jahrhunderts an im römischen Reich verbreitete. Er war vor allem unter Soldaten beliebt, aber nicht nur. Auch einfache Staatsangestellte, Sklaven und Freigelassene gehörten wohl zu den Anhängern des unbesiegbaren Gottes, der den Stier tötet und aus ihm neues Leben hervorgehen lässt. Das Original des 1861 in Osterburken bei Bauarbeiten gefundenen Mithras-Reliefs wird allerdings im Badisches Landesmuseum in Karlsruhe ausgestellt.

Das zweite Highlight im Römermuseum Osterburken ist der 1982 entdeckte und ausgegrabene Benefiziarier-Weihebezirk. Dabei handelt es sich um das heilige Areal vor einem Tempel, in dem die gestifteten Altarsteine noch an Ort und Stelle standen. Die Benefiziarier waren vom jeweiligen Statthalter der Provinzen, aus ihren Stammeinheiten abkommandierte Soldaten, die für sechs Monate Zoll- und Polizeifunktionen wahrnahmen. Sie waren vom normalen Dienst befreit und wurden in Wachstationen an Straßenkreuzungen, Flussübergängen oder Grenzübergangen eingesetzt. Ihr typisches Merkmal war eine Lanze mit besonders geformter Spitze.

Am Ende ihrer Dienstzeit bedankten sie sich bei den Göttern für den reibungslosen Ablauf ihrer verantwortungsvollen Aufgabe. So steht beispielsweise auf dem Weihealtar von Publius Aelius Gemmellus: Für Jupiter Optimus Maximus und Juno Regina und alle Götter und Göttinnen und den Genius (Schutzgeist) des Ortes hat Publius Aelius Gemmellus, Beneficiarius des Statthalters als Imperator Commodus Augustus und Victorinus zum zweiten Mal Konsuln waren, an den Iden des Juli das Votum (Gelübde) gerne und froh erfüllt, wie es sich gehört.

Die Inschrift stammt vom 15. Juli (an den Iden des Juli) 183 (das Jahr in dem die beiden genannten Personen Konsuln waren) und enthält am Ende eine übliche, im Original abgekürzte Standard-Formulierung: V(OTVM) S(OLVIT) L(AETVS) L(IBENS) M(ERITO).

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Werbung für das Römermuseum Osterburken am Haus der Volksbank Kirnau eG. Auf dem Plakat ist die spezielle Lanze der Benefiziarier zu sehen.

Etwas außerhalb der Stadt Osterburken verlief der Limes. Hier steht heute neben der originalen Turmstelle der Nachbau des Wachtposten (WP 08/32 „Förstlein“). Von diesem Turm aus konnten die römischen Soldaten den Limes über das Kirnautal hinweg weit nach Norden im Blick halten.

Die vordere, ins Barbarenland zeigende Seite der Mauer und des Turmes waren auch in der Antike weiß gestrichen. Teilweise waren wohl rote Fugen, wie auf Kleinkastellen nachgewiesen, aufgemalt und sollten beeindrucken und schon aus der Ferne zeigen: hier beginnt die Zivilisation und die Großartigkeit Roms. Die Rückseite trägt modernen Bauvorschriften und den Besuchsanforderungen Rechnung. Der ebenerdige Eingang ist unhistorisch, ermöglicht dem Interessierten aber einen bequemen Zugang. Über eine sichere Treppe gelangt man zur Aussichts-Plattform.

Der überdeutliche Hinweis der Stadtverwaltung gegen Vandalismus an der Eingangstür legt nahe, dass das barbarische Erbe wohl immer noch in Einigen von uns ist.

Webseite des Römermuseum Osterburken und Limespark Osterburken mit Kastell und Limeswachturm sowie auf Google-Maps: Museum, Kastell und Wachturm. Ab 22. März 2024 nach Renovierungsarbeiten wieder geöffnet.

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