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Römerkastell Saalburg: Militärlager mit Museum

Die Saalburg ist das am vollständigsten rekonstruierte Römerkastell des gesamten Limes. Seit November ist die einzigartige Sammlung nachgebauter antiker Geschütze in einem neugestalteten Ausstellungsbereich zu sehen.

Um das Jahr 90 errichteten die Römer in der Nähe des heutigen Frankfurt/Main ein kleines Kastell zur Grenzsicherung zum freien Germanien. Etwa 50 Jahre später wurde der Stützpunkt zu einem Kohorten-Kastell aus Stein ausgebaut. Die Besatzung, die vermutlich dem Legionskommando in Mogontiacum unterstand, war die 2. Räterkohorte. Mitte des dritten Jahrhunderts gaben die Römer das rechtsrheinische Gebiet auf. Nach dem Ende des obergermanischen Limes wurde das verfallene Kastell als Steinbruch genutzt.

Im 19. Jahrhundert begannen erste Ausgrabungstätigkeiten und von 1900 bis 1907 entstand das rekonstruierte Kastell wie es heute besteht. Die Anlage bietet einen annähernd originalgetreuen Eindruck eines römischen Kastells am Limes. In den Innenräumen wurden das Saalburgmuseum und ein Forschungsinstitut eingerichtet. Im Jahr 2005 nahm die UNESCO den Obergermanisch-Raetischen Limes und damit auch die Saalburg in die Liste des Weltkulturerbes auf.

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Soldat der 2. Raetischen Kohorte mit Hinweisen zum Schutz vor Covid-19
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Die Porta Principalis Dextra, das westliche Tor des Römerkastell Saalburg

Das Römerkastell Saalburg liegt in rund 400 Metern Höhe auf einem Bergkamm des Taunus an der Bundesstraße 465, zwei Kilometer von Bad Homburg entfernt im Wald. Das Kastell ist Teil einer inszenierten Landschaft. In der Antike war das Kastell umgeben von den Wohnhäusern, Tempeln und öffentlichen Gebäuden des Lagerdorfs. Heute sind die Grundmauern römischer Bauwerke und Nachbauten aus der Zeit des Wiederaufbaus zu sehen. Südlich vom Kastell liegen das Heiligtum des Mithras, das Gräberhaus und die Jupitersäule. An der nördlichen Seite des Rundweges befindet sich der Limesdurchgang mit dem rekonstruierten Palisadenstück.

Seit November diesen Jahres kann das Römerkastell Saalburg mit einer neuen Attraktion für seine Besucher aufwarten: Die Waffenkammer, das sogenannte Armamentaria, wurde neugestaltet. Zu sehen ist dort die weltweit einzigartige Sammlung rekonstruierter antiker Geschütze. Daneben erfährt man mehr über die Kastellbesatzung. Antike Fundstücke, zwei lebensgroße Soldatenfiguren (und eines Pferdes) und 600 kleine Plastikrömer veranschaulichen das Kasernenleben.

Höhepunkt der Waffenkammer sind die schweren Waffen der Römer. Solche Torsionsgeschütze beziehen die für den Schuss nötige Energie aus der beim Spannen auftretenden Verdrehung von Seilbündeln und der daraus resultierenden elastischen Verformung des umgebenden Rahmens. Die Illustration an der Wand zeigt die Dimension, die die antike Artillerie annehmen konnte. Kleinere Typen, die teilweise von einem Soldaten getragen und abgefeuert werden konnten oder ähnlich wie moderne Maschinengewehre auf einem Dreibein montiert waren, sind als Rekonstruktionen ausgestellt. Die ältesten Nachbauten sind bereits selbst 120 Jahre alt und wurden seinerzeit von dem preußischen Artillerie-Oberst Erwin Schramm mit Förderung des deutschen Kaisers Wilhelm II. angefertigt.

Neben den alten Nachbauten von Erwin Schramm gibt es auch Rekonstruktionen von Alexander Zimmermann aus den letzten 20 Jahren. Mit der Entdeckung des Schlachtfeldes am Harzhorn zwischen Römern und Germanen hat die Beschäftigung mit der antiken Artillerie wieder neues, auch mediales Interesse erfahren. Die Videoproduktion Der Tod aus dem Nichts: Antike Geschütze vermittelt Einsichten in Funktionsweise und Wirkungskraft der römischen Artillerie.

Im südlichen Umfeld der Saalburg befindet sich ein ziviles Denkmal zu Ehren des römischen Gottes Jupiter. Die Jupitersäule wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts als weitere Attraktion für das gerade rekonstruierte Römerkastell Saalburg aufgestellt. Bei der Steinsäule handelt es sich um die ergänzte Kopie eines Denkmals aus Mainz. Von der Statue des Jupiter aus vergoldeter Bronze, die das Denkmal bekrönte, wurden nur wenige Stücke gefunden. Sie wurde nach besser erhaltenen Vorbildern rekonstruiert.

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Nachbildung einer 1904/05 in Mainz gefundenen Jupitersäule. Die Replik wurde 1912 fertig gestellt, die Jupiterfigur 2014 saniert

Ältere Fotos meiner Besuche der Saalburg findet man hier und hier.

Das Römerkastell Saalburg ist von Frankfurt/Main mit der S-Bahn nach Bad Homburg und von dort mit dem Bus gut zu erreichen.

Römerkastell Saalburg
Am Römerkastell 1
61350 Bad Homburg

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