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TV-Serie Kaos – die Antike mal nicht als Sandalenfilm

Die neue TV-Serie Kaos bringt die Götter des Olymps in die Moderne. Zeus steckt in einer Midlife-Crisis, Orpheus will seine Freundin aus der Unterwelt zurückholen, Hades hat ein Problem mit den Seelen und Hera mit ihrem Geliebten.

Mit typisch britischen, also schwarzen, Humor interpretiert die Netflix-Serie Kaos die griechische Mythologie. Zeus steckt in einer Lebenskrise, zweifelt an seiner Unsterblichkeit, den Menschen insgesamt und seiner undankbaren Familie insbesondere. Von der lässt sich kaum jemand blicken, wenn das Familienoberhaupt Gesellschaft wünscht. Außer seiner Frau Hera und seinem Sohn Dionysos. Erstere vergnügt sich jedoch lieber mit Zeus Bruder Poseidon und Dionysos kann seinem Vater nichts recht machen. Immerhin bemüht er sich.

Der rote Faden der Story ist das Bemühen eines ziemlich gefeierten Pop-Stars namens Orpheus, seine Freundin Eurydike aus der Unterwelt zurückzuholen. Eigentlich ist das aber ziemlich egal, denn das Unterhaltsame an der TV-Serie Kaos – zumindest für mich – ist die Darstellung der mythologischen Figuren.

Bei Gottvater Zeus in seinem Jogginganzug und der protzig-geschmacklosen Villa kann man von Old Money wahrlich nicht sprechen. Sein Bruder Poseidon hat den gleichen prolligen Style und hängt überwiegend auf seiner Yacht ab. Auch Sohn Dionysos folgt in der Hinsicht der Familientradition. Als Party-People entspricht er aber am ehesten seiner mythologischen Rolle. Zeus weiterer Bruder Hades ist im wahrsten Sinne des Wortes das schwarze (alle Szenen in der Unterwelt wurden in Schwarz-Weiß gedreht) Schaaf der Familie und stilmäßig in der 1960ern hängengeblieben. Ebenso seine Frau Persephone. Sie bilden das Top-Management der Unterwelt und machen sich Sorgen, wie lange das Geschäftsmodell von Zeus noch funktioniert.

In der Unterwelt begegnen uns noch weiteren Figuren der griechischen Mythologie. Medusa arbeitet hier als Schichtleiterin und bändigt ihre Schlangenhaare unter einem Kopftuch. Was Sie dahin verschlagen hat, ist unbekannt. Fährmann Charon, der die Toten über den Fluss Styx in die Unterwelt bringt, gehört da im Gegensatz zu Medusa auch hin. Immerhin muss er jetzt nicht mehr rudern, sondern hat ein Motorboot. Wobei die meisten seiner Kunden inzwischen mit der Fähre kommen. Das Aufsichtspersonal in der Unterwelt hat dreiköpfige Hunde, falls die Toten mal nicht so wollen, wie sie sollen. Ordnung muss sein.

Das alles macht Spaß anzuschauen und die eigentliche Story ist auch in Ordnung. So fliegt man durch kurzweilige acht Folgen europäisches Kulturerbe: Wenn Medusa eine Schlange aus dem Turban fällt, Charon sein Motorboot über den Styx fährt oder Orpheus sich endlich umdreht, entlockt das Mythologie-Fans ein triumphierendes „Ha!“ schreibt Thore Rausch in der Süddeutschen. So ist es.

In diesem Sinne: TV-Serie Kaos beim Streamingdienst Netflix.

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