Das heutige Bonn ging aus einem der größten Legionslager im Römischen Reich hervor. Bei einem Stadtrundgang durch das römische Bonn stößt man vielerorts auf das Erbe Roms.
Das Legionslager Bonna im heutigen Stadtteil Bonn-Castell war eines der größten Legionslager im Römischen Reich. Es war etwa seit dem Jahr 35 bis in das Jahr 430 durchgehend belegt, insbesondere durch die Legio I Minervia Flavia Domitiana, die unter dem römischen Kaiser Domitian aufgestellt und im Jahr 83 nach Bonna verlegt wurde. Sie löste die Legio XXI Rapax ab, die vorher in Vindonissa stationiert war. Die Einheit blieb dreizehn Jahre und baute in fast der gesamten Zeit das steinerne Legionslager auf. Sein Zentrum befand sich im Bereich der heutigen Kreuzung Römerstraße und Nordstraße/Badener Straße. Straßennamen in der unmittelbaren Umgebung wie Augustusring, Arminiusstraße oder Ubierweg verweisen auf das römisch-germanische Erbe des Stadtteils.
Hier an der Römerstraße hat zurzeit und übergangsweise während der Generalsanierung des Gebäudes im Hofgarten, das Akademische Kunstmuseum sein Quartier gefunden. Präsentiert werden neben Sonderausstellungen eine Auswahl der Skulpturen der umfangreichen Abguss-Sammlung des Kunstmuseums.

Fotografiert habe ich unter anderem die Statue von der jüngeren Antonia, da ich gerade die Romanserie von Robert Fabbri über den Aufstieg Vespasians zum römischen Kaiser gelesen habe. Die Tochter des römischen Politikers und Feldherren Marcus Antonius und der Octavia, der Schwester des Kaisers Augustus, spielt darin eine wichtige Rolle. Sie verstrickt den jungen Vespasian in ein Komplott gegen den Prätorianerpräfekten Seianus. Außerdem gibt es die üblichen Amazonen- und Aphroditestatuen und Skulpturen von Sportlern und Denkern. Ganz schön, aber doch kein Vergleich zu der Vielzahl von Statuen und Büsten im schönen baulichen Ambiente im Hofgarten, das sogar schon als Drehort für einen Spielfilm diente.






Die heutige Römerstraße, an der das Akademische Kunstmuseum liegt, folgt im Bereich des einstigen Legionslagers fast genau der Via Principalis, der damaligen Lagerhauptstraße. Die Via Principalis verband die beiden Haupttore und kreuzte die andere Hauptstraße, die Via Praetoria. Dort lag das administrative Zentrum des Lagers mit dem Hauptquartier des Legionskommandeurs. Es war umgeben von den Mannschaftsbaracken für 5.000 bis 6.000 Legionäre, Lagerhäusern, Werkstätten, Appellplätzen und anderen Einrichtungen. Die äußeren Mauern und der Wallgraben des Legionslagers Bonn erstreckte sich zwischen den heutigen Straßen Augustusring im Norden und Rosental im Süden sowie der Graurheindorfer Straße im Westen und dem Rheinufer im Osten.

In unmittelbarer Nachbarschaft kann man weitere Steindenkmäler und Bezüge zur Römerzeit besichtigen. Die Nachbildung des Grabsteins eines römischen Legionärs, wie sie auch noch in der Bonner Heerstraße aufgestellt sind, oder den imposanten Nachbau eines römischen Schwerlastkrans. Der war ein Geschenk an die Stadt Bonn zur 2000-Jahr-Feier und wurde im Jahr 2005 durch den Ortsausschuss Bonn Castell e.V. komplett saniert, wie dem Schild zu entnehmen ist.
Er wurde nach dem Vorbild eines Krans auf einem römischen Reliefs aus dem zweiten Jahrhundert nachgebaut. Seinerzeit konnten solche Kräne Lasten bis fünf Tonnen bewegen und sie horizontal wie vertikal bis zu acht Meter hochheben. Ein Team von sechs Mann bediente ihn, zwei davon trieben den Kran durch das Laufrad an.








Etwas weiter entfernt die Römerstraße hinunter Richtung Innenstadt hat die Künstlergruppe Lackaffen aus Münster eine Hausfassade mit einem großen Graffito im Stil der Asterix und Obelix-Comics verziert. Hinter einem Legionär zu Pferde hebt ein Römer die Hand zum Gruße. Aus Colonia, dem antiken Köln, taumelt ein Betrunkener ins Bild. Ein Wegweiser zeigt rechts nach Bonna in Richtung Innenstadt.
In der Heerstraße sind mehrere Steindenkmäler als Nachbildungen aufgestellt. Ein Grabstein nennt Julius Paternus, Soldat der Mainzer 22. Legion Primigenia Pia Fidelis, der kurz vor dem Ende seiner 25jährigen Dienstzeit starb. Das Grabmal hat sein Freund Opponius Justus von sich aus errichtet. Der Grabstein auf der anderen Straßenseite wurde für Publius Romanius Modestus, Freigelassener des Publius, errichtet. Er war 16 Jahre alt, als er starb. Im Verlauf der Heerstraße gibt es noch weitere Steindenkmäler wie die Darstellung des Flussgottes Rhenus Bicornis als Personifikation des Rheins und eine unvollständige Jupitergigantensäule, von der ich dieses Jahr eine schöne Rekonstruktion in Baden-Württemberg gesehen habe. Nicht zu Unrecht bewirbt die Stadt Bonn die Heerstraße vor allem wegen der Kirschbäume, die in den ersten wärmeren Apriltagen ihre Blütenpracht entfalten.




Auf der anderen Rheinseite, dass für die Römer feindliches Barbarenland war und mit schmerzlichen Erinnerungen und Verlusten verbunden ist, steht ein weiteres Römerdenkmal. Die Statue des Feldherren und Politikers Gaius Julius Cäsar. Es wurde vom Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch e.V. anlässlich der 2000-Jahr-Feier Bonns 1989 hier auf dem Rheindeich im Ortsteil Schwarzrheindorf aufgestellt. Cäsar soll der Erste gewesen sein, der je eine feste Brücke über den Rhein hat schlagen lassen. Damals vermutete man noch, dass es an dieser Stelle war.
Interessant ist auch die Geschichte des Denkmals, dass von dem Bildhauer Gotthold Riegelmann erschaffen und 1898 zur Einweihung der alten Bonner Rheinbrücke erstmals aufgestellt wurde. Diese wurde 1945 kurz vor Ende des Krieges von der Wehrmacht gesprengt, die Statue wurde eingelagert. Schließlich entdeckte der Denkmal- und Geschichtsverein sie in einem städtischen Bauhof und stellte sie 1989 zum Stadtjubiläum auf. Weil das Cäsar-Denkmal aber ursprünglich linksrheinisch stand, entzündete sich nach der Sanierung des Rheindeichs ein Streit über den richtigen Standort, wie der General Anzeiger schrieb.
Der Adler auf der korinthischen Säule hat übrigens – außer seiner antikisierten Form – nichts mit dem römischen Erbe Bonns zu tun. Adler und Säule sind Teil des Krieger-Ehrenmal Bonn-Beuel von 1877, das an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871 erinnert.

Bonn weist noch weitere Spuren seines römischen Erbes im Stadtbild und im LVR-LandesMuseum Bonn auf. Das Museum war auch 2021/2022 Teil der Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen Roms fließende Grenzen.
Mehr über die Römer in Bonn auf der Webseite der Stadt Bonn und das Akademische Kunstmuseum und das Julius Cäsar-Denkmal auf Google-Maps.
Danke fürs Lesen. Möge Fortuna stets mit Dir sein. Hier kannst Du
Ein sehr schöner Bericht über das römische Bonn!
Nachdem das römische Erbe ja lange Jahre in Bonn ziemlich vernachlässig wurde, erinnert man sich langsam wieder daran. Viele Objekte haben endlich eine kleine Infotafel bekommen, die Präsentationsfläche -Didinkirica- (Kleines Infocentrum zum Römerkastell und Niedergermanischen Limes) wurde im Sommer eröffnet und demnächst soll es auch noch neue Infostelen und einen Römerrundgang geben.
Vielen Dank für die positive Rückmeldung. Ich freue mich, dass Bonn sich wieder mehr um sein römisches Erbe kümmert.