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Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom

Mit Augustus brach eine neue Zeit an. Die römische Republik war Geschichte, mit ihr auch der lange Bürgerkrieg. Die Pax Augusta brachte Frieden im Inneren des römischen Reiches, Wohlstand und Fortschritt. Die neuen Bilder des Augustus und der Bilderboom der frühen römischen Kaiserzeit sind das Thema einer Ausstellung in Hamburg.

In voraugusteischer Zeit wurden nur in wenigen Ausnahmefällen mehrere Porträts einer Person angefertigt. Unter dem neuen Kaiser änderte sich dies. Von Augustus existieren noch heute mehrere hundert Kopien seiner Portraitbüsten und Statuen. In der Antike dürften es mehrere zehntausend gewesen sein, die in der Hauptstadt und in den Städten der Provinzen auf öffentlichen Plätzen, in Tempeln und an anderen Orten, die Macht Roms symbolisierten.

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Ausstellung im Bucerius Kunst Forum Hamburg: Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom.

Neben verschiedenen Augustus Büsten und Statuen zeigt eine der zahlreichen Leihgaben Livia Drusilla. Die Statue stammt aus der sogenannten Basilica von Otricoli. Nach dem Tod von Augustus wurde seine Frau Livia Priesterin des Kaiserkultes. So ist sie hier dargestellt, mit Stola, Schuhen und in einen Mantel gehüllt, der über den Hinterkopf gezogen ist. Beide Arme hat sie zum Beten erhoben.

Augustus wird mit nacktem Oberkörper im Hüftmantel dargestellt. In der rechten Hand hält er eine Schriftrolle. Es handelt sich wohl um ein posthumes Portrait des Kaisers. Der Heldenstil soll die übermenschlichen Qualitäten des Begründers der neuen Gesellschaftsordnung zeigen. Wie auch die Liviastatue, ist der sogenannte Augustus Verospi eine Leihgabe der Vatikanischen Museen.

Die neuen Bilder des Augustus inspirierten auch andere Schichten der römischen Gesellschaft zu Büsten und Statuen. Eumachia, eine erfolgreiche Unternehmerin in Pompeji der frühen römischen Kaiserzeit, erbte nach dem Tod ihres Mannes dessen Wollhandelsunternehmen. Sie wurde Patronin des Kollegiums der Tuchhändler. Ihre Statue wurde im südöstlichen Bereich des Forums von Pompeji gefunden. Eine andere Marmorstatue zeigt eine junge Frau aus der römischen Oberschicht. Sie könnte eine der Töchter des Marcus Nonius Balbus gewesen sein, denn die Statuen der Mitglieder seiner Familie wurden zusammen in der Curia von Herculaneum gefunden. Beide Statuen sind Leihgaben des Archäologischen Nationalmuseums Neapel.

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Mehrere Büsten zeigen die weitgehend nicht gealterte Darstellung Kaiser Augustus über die Jahrzehnte. Der Einsatzkopf für eine Statue präsentiert Augustus mit verhülltem Haupt und verweist damit auf den Kaiser als höchsten Priester, als Pontifex Maximus, und präsentiert das Leitbild der pietas, der Frömmigkeit und religiösen Pflichterfüllung. Der Kopf des Augustus mit der Bürgerkrone stellt den Kaiser als Feldherrn dar und vermittelt soldatische Tapferkeit. Die Bürgerkrone war eine der höchsten militärischen Auszeichnungen. Zwei weitere Portraits gehören zu Statuen des Primaporta-Typus. Eine ungewöhnliche Darstellung in der Ausstellung Die neuen Bilder des Augustus zeigt der letzte der vier Köpfe mit den weichen und leicht verschwommenen Gesichtszügen des ersten römischen Kaisers.

Der Bilderboom der augusteischen Zeit beschränkte sich nicht nur auf Büsten und Statuen. Die Hamburger Ausstellung Die neuen Bilder des Augustus zeigt Bildnisse auf Münzen, in Wandmalereien, Architekturfragmenten, Fresken und Reliefs.

Der Larenaltar des Vicus Sandalarius zeigt die Einführung eines julisch-claudischen Prinzen in das Amt des Augurs. Das war ein römischer Beamter, der durch die Beobachtung der Vögel den Willen der Götter verkündete. Hier pickt ein Huhn am Boden Körner. Wenn die Vögel fraßen, war dies von guter Vorbedeutung. In der Mitte der Darstellung ist Kaiser Augustus zu sehen, rechts seine Frau Livia. Bei dem Prinzen links könnte es sich um einen der Söhne des Agrippa handeln, die damals als Nachfolger Augustus vorgesehen waren. Gestiftet wurde der Altar von den Vicomagistri des Vicus Sandalarius. Sie waren Mitglieder eines Kollegiums, eines privaten Vereins, in dessen Verantwortung vor allem die Pflege lokaler Kulte eines Straßenbezirks oder Stadtviertels von Rom lag.

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Gipsabdruck der Augustusstatue von Primaporta mit rekonstruierter Polychromie. Der Primaporta-Typus wurde für Augustusporträts zum vorherrschenden Darstellungsstil. In leichter Variation wurde er bis zum Tode des Augustus im Jahr 14 beibehalten.

Für seine Selbstdarstellung nutzte Augustus neue Narrative und einprägsame Bilder über die Geschichte der Stadt Rom, die göttliche Herkunft seiner Familie, militärische und politische Erfolge oder die Sieghaftigkeit des Kaisers im Allgemeinen. Die bekannteste Darstellung von Augustus ist die Statue des Primaporta-Typus.

Die Statue wurde möglicherweise von der Kaiserfamilie selbst in Auftrag gegeben. Sie zeigt den Kaiser als Feldherrn mit Brustpanzer. Der kleine Amor verweist auf die Stammmutter der Familie des Augustus, die Liebesgöttin Venus. Der Reliefschmuck des Prachtpanzers macht die Rückgabe der militärischen Feldzeichen durch die Parther im Jahr 20 v. Chr. zum Thema. Der jugendliche Kriegsgott Mars nimmt den Legionsadler vom Partherkönig entgegen.

Die Untersuchung der Farbspuren hat ergeben, dass die Farben zwar auf die Kleidung, auf Details der Rüstung, auf das Haar und auf Details der Augen aufgetragen wurden, nicht aber auf die Haut und auf den Grund der Rüstung.

Ausstellung Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom im Bucerius Kunst Forum in Hamburg. Noch bis zum 15. Januar 2023.

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