Die Grotta di Seiano ist ein etwa 770 Meter langer Tunnel aus der Römerzeit. Er führte zur Villa eines reichen Römers am Golf von Neapel und stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus.
Wie Publius Vedius Pollio zu seinem enormen Reichtum gekommen ist, weiß man nicht genau. Seine Villa, die er sich am Golf von Neapel bauen ließ, nannte er Pausilypon (etwa “Ende des Leidens”). Sie liegt zwischen dem Meer und einem etwa sechs Kilometer langen Höhenzug.
Von der Villa hat man einen schönen Blick auf den Golf von Neapel und die Bucht von Pozzuoli mit dem Saint Tropez der Antike, dem mondänen Badeort Baiae. Das Problem des beschwerlichen Zuganges zur Villa lösten die alten Römer, indem sie einen Tunnel durch den Höhenzug graben ließen. Fertiggestellt wurde der Tunnel im Auftrag des Prätorianerpräfekten Lucius Aelius Seianus. Nach ihm wird der Zugang heute Grotta di Seiano genannt. Nach der Villenanlage sind heute der Berg und der anliegende Stadtteil Posillipo benannt. Die Reste der Villenanlage und der Tunnel bilden seit 2009 den archäologischen Park von Pausilypon.


Den Tunnel zu graben, war mit Schwierigkeiten verbunden. Der Höhenzug besteht an einigen Abschnitten aus Tuffstein. In anderen Bereichen herrscht lose Puzzolanerde vor. Daher musste der Tunnel ausgekleidet werden. Man geht davon aus, dass die Römer die Grotta di Seiano von beiden Seiten des Berges gleichzeitig gegraben und sich in der Mitte getroffen haben. Dort verläuft der Tunnel nicht mehr ganz gerade. Die Ein- und Ausgänge sind mit 14 Metern sehr hoch, so dass mehr Licht und Luft in den Tunnel kommt. Zudem gab es drei Schächte, durch die Oberlicht in den Tunnel fiel. Außerdem fand man Löcher für Fackeln und Öllampen an den Wänden. Zur Mitte hin wird die Grotta di Seiano niedriger.




Zu den Überresten der Villenanlage Pausilypon, die man durch die Grotta di Seiano erreicht, gehören ein Theater mit schätzungsweise zweitausend Plätzen, ein Odeon, einen Tempel, ein Nymphäum und die Gebäude der Villa selbst. In einigen Räumen der Villa sind noch Spuren der Wanddekoration zu sehen. Andere Teil der Villenanlage liegen heute im Meer und sind Teil des benachbarten Gaiola-Unterwasserseeparks. Nach dem Tod von Publius Vedius Pollio fiel die Villa als Erbe an Kaiser Augustus. Weitere römische Kaiser bis hin zu Hadrian haben sie genutzt. Eine ähnlich große Villenanlage sind die sogenannte Grotten des Catull am Gardasee.





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Nach dem Ende der Antike ging die Erinnerung an den Tunnel zur Villa Pausilypon irgendwann verloren. Im 19. Jahrhundert wurde der Durchgang zum Meer bei Baumaßnahmen in der Nähe wiederentdeckt. König Ferdinand II. von Bourbon gab den Auftrag zur Wiederherstellung des alten Ganges. Dabei wurden einige Überreste antiker römischer Stützen und Materialien eingesetzt sowie Verstärkungsbögen aus Backstein eingemauert.
Webseite des Archäologischen Park von Pausilypon und auf Google Maps.
Die Römer waren geschickte Ingenieure für unterirdische Bauwerke wie Tunnel, Aquädukte oder Wasserzisternen. Gegenüber der Villa Pausilypon an der anderen Seite der Bucht von Pozzuoli kann man die unterirdischen Wasserspeicher des römischen Flottenstützpunktes von Misenum besichtigen.
Wieder ein toller Bericht von einer Sehenswürdigkeit die ich noch nicht kannte.
Vielen Dank…
Vielen Dank für das freundliche Feedback!