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Capri: Touristen und Tiberius

Die kleine Insel Capri in der Bucht von Neapel ist ein Hotspot für Italienliebhaber. Vor 2000 Jahren regierte der römische Kaiser Tiberius von hier aus ein Weltreich.

Die kleine Insel Capri in der Bucht von Neapel ist berühmt für seine Sehenswürdigkeiten wie die Blaue Grotte und Gegenstand der Italiensehnsucht der Wirtschaftswunder-Ära. Heute lockt die Insel mit Luxushotels, Edelboutiquen und seinen Sehenswürdigkeiten täglich rund 20.000 Touristen an. Aber Capri hat auch ein noch sichtbares römisches Erbe und war unter Kaiser Tiberius ein paar Jahre die faktische Hauptstadt des Imperiums. Tiberius hat sich auf Capri ein Dutzend Villen bauen lassen. Sein Regierungssitz war die Villa Jovis auf der östlichen Spitze Capris, auf dem heute Monte Tiberio genannten Berg.

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Im Hafen von Capri liegt ein Fährschiff. Dahinter erhebt sich der Monte Tiberio.

Mit der Fähre von Neapel aus dauert die Fahrt eine Stunde und endet auf Capri im Hafen Marina Grande. Von dort geht gelangt man nur zu Fuß zur Villa Jovis. Es sind etwa drei bis vier Kilometer mit 300 Meter Höhenunterschied. Es geht also bergauf. Immer. Die erste Strecke könnte man auch mit der kleinen Seilbahn bis in das Zentrum von Capri Stadt zurücklegen. Ich wähle den schmalen und malerischen Stufenweg bis zur Piazzetta di Capri.

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Zwischen den Wohnhäusern geht es vom Hafen zur Stadt Capri.

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Hinter der Piazzetta di Capri reihen sich Bars und Boutiquen entlang der schmalen Straße.

Die Piazzetta di Capri ist ein im Herzen von Capri-Stadt gelegener Platz mit Cafés und Bars, Boutiquen und Juwelierläden. Rappelvoll mit Menschen. Ich suche die Via Longano, die in Richtung der Villa des Tiberius führt und folge ihr an weiteren Geschäften und Bars vorbei.

Das hört aber bald auf und schon in der Via Sopramonte dominieren die Hotels und Appartements und es sind nur noch wenige Menschen auf der Straße. Irgendwann geht es dann links die Via Tiberio weiter hinauf und hinter der Bar Jovis muss man sich rechts halten, um zum Eingang der wichtigstes archäologischen Sehenswürdigkeit auf Capri zu gelangen. Die einst gewaltige Villa Jovis (Villa des Jupiters), die auf einer fast steil gegen das Meer hin abfallenden Felswand liegt, wird für den Hauptsitz von Kaiser Tiberius auf der Insel gehalten.

Vom Norden der festungsartigen Villa blickt man auf den Golf von Neapel, vom Westen auf Capri und den Hafen Marina Grande. Mit 7000 Quadratmetern Grundfläche und acht Stockwerken war sie ein eindrucksvolles Beispiel römischer Ingenieurskunst. Ein Schild mit dem Grundriss der Villa zeigt den Standort von Lagerräumen, Unterkünften der Bediensteten, die Bäderzone, die Wasserzisternen, sogar ein verglastes Gewächshaus sowie einen Signalturm. Der Kernbau der Villa im siebten Stockwerk orientiert sich an den Palastbauten hellenistischer Könige: Um einen großen, nach griechischer Tradition von Säulenhallen umgebenen Hof gruppieren sich eine Wandelhalle, ein halbrunder Bankettsaal sowie der private Wohn- und Arbeitsbereich des Kaisers.

In Werken der Geschichtsschreiber Plinius der Ältere, Tacitus und Sueton finden sich Hinweise darauf, dass die Villa Jovis Kaiser Tiberius als Residenz diente. Die ursprüngliche Struktur der Villa, die auf Augustus zurückgeht, wurde für seine Anforderungen verändert. Die letzten Jahre seines Lebens, von 27 bis 37 regierte er von der Villa Jovis aus das Imperium Romanum. Der imposante Bau hatte genug Platz für Wohn- und Repräsentationsbereiche, aber auch für Verwaltungsbüros. Über einen Signalturm in der Nähe der Villa konnten Botschaften an das Festland übermittelt werden. Eine Rekonstruktionszeichnung des französischen Architekten und Archäologen Jean-Claude Golvin vermittelt ein Bild, wie die Villa Jovis zu Tiberius Zeiten ausgesehen haben mag.

Auf dem Rückweg gönne ich mir in der Bar Jovis ein Zitroneneis und beschließe, die unterhalb der Villa Jovis liegende Villa Lysis noch zu besichtigen. Ein französischer Aristokrat hat sie Anfang des 20. Jahrhunderts im antikisierten Stil bauen lassen. Vom Fuße des Eingangsbereiches hat man einen schönen Blick auf die Marina Grande von Capri.

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Durch die engen Gassen geht es zurück zum Hafen von Capri. Ab und an surrt und hupt es hinter mir und einer der hier typischen schmalen Lieferwagen rollt an mir vorbei.
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Mir bleibt nur noch wenig Zeit, bis die Fähre nach Neapel ablegt. Wenn ich wieder nach Capri komme, will ich den anderen Teil der Insel mit dem Ort Annacapri besuchen, die Villa San Michele und das Museum Casa Rossa besichtigen und den Rundblick auf die Insel vom Monte Solaro genießen.

Mehr über römische Funde auf Capri hat die Archäologin Angela Zimmermann auf ihrem Blog geschrieben.

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