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Das römische Köln

Das römische Köln wurde fast 100 Jahre durch das Kastell Divitia gesichert. Es lag auf der rechtsrheinischen Seite, der Schäl Sick. Seit 2020 erinnert ein Bronzemodell auf dem Rheinboulevard an die Römerzeit und den Ursprung von Köln-Deutz.

Fast 500 Jahre herrschten die Römer am Rhein. In Städten wie dem im Jahre fünf gegründeten Köln entstand eine eigene, römisch-germanische Welt. In der ZDF-Serie Rom am Rhein sagt die mit einem ehemaligen römischen Legionär verheiratete Germanin zu ihrem Sohn: Wir sind stolz darauf, Ubier zu sein, aber in die Wälder will niemand mehr zurück. Rom brachte Krieg und militärische Präsenz, aber auch Frieden und Wohlstand und eine auch für viele Kelten und Germanen attraktive Lebensweise. Ubi bene, ibi patria. Wo es gut ist, ist meine Heimat.

Bis heute halten die Kölner große Stücke auf ihr römisches Erbe und die Stadtmutter Agrippina (die Jüngere). Zu Recht. Auch wenn Ihre Lieblichkeit, wie sie im Kölner Karneval genannt wird, ein ausgeprägter Machtmensch war und die Aufbewahrung des römischen Erbes im Römisch-Germanischen Museum (RGM) sich ziemlich verteuert. Die Sanierungskosten werden jetzt mit 177 Millionen Euro kalkuliert, mehr als doppelt so viel wie zuerst geplant. Wieder öffnen soll das RGM voraussichtlich im Jahr 2028, zehn Jahre nachdem es wegen seines schlechten baulichen Zustands geschlossen worden.

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(Fast) alles muss raus. Das Römisch-Germanische Museum am Roncalliplatz neben dem Kölner Dom wird generalsaniert. Foto vom Mai 2022.

Das Castrum Divitensium, kurz Kastell Divitia, wurde im Jahr 310 unter dem römischen Kaiser Konstantin errichtet. Von dem Militärlager sind nur noch geringe Überreste sichtbar. Teile des Nordwestturms, Reste der Grundmauern des Osttors. Die nordöstlichen Außenmauern des Kastells sind in den Gewölbekellern des barocken Klosters Alt St. Heribert erhalten.

Vor wenigen Jahren wurde von der Kölner Künstlerin Gisela Weinert ein Bronzemodell des Kastells angefertigt. Finanziert wurde es aus Mitteln des Fördervereins Historischer Park Deutz und als Dauerleihgabe an die Stadt Köln übergeben. Jetzt steht es auf dem sogenannten Archäologischen Balkon des Rheinboulevards. Der Kölner André Rudolph hat das Kastell als Modell nachgebaut, wovon es ein schönes Video auf YouTube gibt.

Etwa 40 Jahre nach Fertigstellung des Kastells wurde Köln im Herbst des Jahres Jahr 355 von den Franken belagert. Im Dezember des gleichen Jahres gaben die Römer Köln auf. Nach einer nur kurz währenden Rückeroberung in der Zeit von 435 bis 446 endete die römische Vorherrschaft endgültig im Jahr 454. Das Kastell Divitia wurde bereits 401 aufgegeben, die Franken errichteten dort einen Königshof. Im Jahr 1003 wurde das Gelände in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Die im Jahre 310 von den Römer gebaute Rheinbrücke, die Stadt und Kastell verband, verfiel irgendwann zwischen dem fünften und zehnten Jahrhundert. Es dauerte 1000 Jahre, bis in Köln wieder eine feste Brücke über den Rhein in Betrieb genommen werden konnte.

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Hohe Straße in Köln

Als Hauptstadt der Provinz Niedergermanien war das antike Köln gut an das römische Fernstraßennetz angeschlossen. Die von den Alpen bis zur Nordsee verlaufende Limesstraße wurde im antiken Köln zum Cardo Maximus, der wichtigsten Nord-Süd-Achse (heute Hohe Straße). Die Via Belgica verband die Colonia Claudia Ara Agrippinensium mit dem Ärmelkanal und der römischen Provinz Britannien. Innerstädtisch verlief sie als Decumanus Maximus (heute Schildergasse) von West nach Ost. Im Schnittpunkt der beiden Straßen lag das Forum, der zentrale Platz der Stadt. Zu diesen beiden Hauptstraßen orientierten sich alle anderen Straßen in einem rechtwinkligen System.

Neben dem Römisch-Germanischen Museum liegt die sogenannte Römische Hafenstraße, eine, wie der Blog Köln-Lotse genüsslich ausführt, vermeintlich antike Straße. Wer einmal z.B. in Pompeji eine antike Straße gesehen hat, ahnt, dass diese wilde Anordnung von Steinen in dieser Form nicht viel mit Römerstraßen zu tun hat.

Ansonsten finden sich im Kölner Stadtbild an verschiedenen Stellen Spuren des antiken römischen Erbes. Ein Teil der alten Stadtmauer, ein letzter Turm der römischen Stadtbefestigung und mit der Kapitolinischen Wölfin auch eine neuzeitliche Reminiszenz an die mythischen Stadtgründer Roms, Romulus und Remus. Auch unterirdisch gibt es etwas zu sehen.

Solange das Römisch-Germanischen Museum geschlossen ist, ist ein Teil der Museumstücke im Belgischen Haus am Neumarkt zu sehen. Büsten von Kaisern und Gattinnen, Grabsteine und Inschriften, Alltagsgegenstände und Glaswaren. Die Perlen des RGM, das Dionysosmosaik und Grabmal des Poblicius, bleiben während der Bauarbeiten im Museum und damit bis mindestens 2028 für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

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Das Belgische Haus in der Cäcilienstraße 46. Seit 2019 Interimsquartier des Römisch-Germanischen Museums (RGM).

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