Das antike Rom im vierten Jahrhundert als koloriertes Modell aus dem Jahr 1937. Der Initiative belgischer Studierender ist es zu verdanken, dass das Gipsmodell im Museum für Kunst und Geschichte zu sehen ist.
Vor mehr als zehn Jahren habe ich mir im Museo della Civiltà Romana (Museum der römischen Zivilisation) in Rom das große Modell des antiken Roms angesehen. Kurz darauf wurde das Museum für Restaurierungen geschlossen und seitdem warte ich gespannt auf die Wiedereröffnung des Hauses. Wer sich aber vor allem für das Rom-Modell interessiert, findet ein ähnliches Architekturmodell des antiken Roms aus der Zeit Kaiser Konstantins auch im Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel.
Es handelt sich um ein farbiges, 44qm großes Gipsmodell im Maßstab 1:400. Wie das Modell in der italienischen Hauptstadt zeigt es das antike Rom, wie es zu der Zeit Kaiser Konstantins I. im vierten Jahrhundert ausgesehen hat. Allerdings ist es kleiner als das Modell im Museum der Römischen Zivilisation und zeigt nur drei Fünftel der Stadt. Der französische Architekt Paul Bigot fertigte für die Weltausstellung 1937 in Paris ein erstes monochromes Modell an, das an der Universität Caen aufbewahrt wird.
Die Brüsseler Kopie des Modells besteht aus rund 100 Einzelteilen und wurde 1950 der Öffentlichkeit vorgestellt, nachdem Studierende sich um die Finanzierung, den Transport und den Aufbau in Brüssel gekümmert hatten. Auch die Kolorierung ist von den jungen Akademikern vorgenommen worden. Im Jahr 2019 wurde das Modell zuletzt sorgfältig gereinigt und restauriert. Außerdem wurde ein neues Beleuchtungs- und ein digitales Informationssystem eingerichtet.
Auf den nachfolgenden Fotos ist oben links im Bild das markante Bauwerk des flavischen Amphitheaters zu erkennen, das wir heute Kolosseum nennen. Links davon liegen die Trajansthermen. Die große längliche Struktur rechts ist die Wagenrennbahn des Circus Maximus. Unter dem Circus Maximus, neben der Tiberinsel, das Theater des Marcellus. Es schließen sich drei weitere halbkreisförmige Bauten an: das Theater des Balbus, das Theater des Pompeius und das Odeon des Domitian. Unmittelbar dahinter, das Stadion des Domitian. Daneben die Thermen des Nero und die goldene Kuppel des Pantheon darunter.
Im Dreieck zwischen Kolosseum, Circus Maximus und Theater des Marcellus liegen das Forum Romanum, rechts davon der Palatinshügel mit den Kaiserpalästen, links vom Forum Romanum die Kaiserforen. Nahe des Marcellus Theaters befindet sich der Kapitolshügel mit dem Tempel des Jupiter. Wer jetzt nicht wirklich tief im Thema steckt, wird sich fragen, was die anderen Gebäude sind. Antworten darauf kann die Universität Caen geben. Sie bietet neben vielen Informationen zum Originalmodell von Paul Bigot auch eine nützliche interaktive Karte mit Markierungen und weiterführenden Informationen zu den einzelnen wichtigen Bauwerken des antiken Rom an.
Anstelle von Gipsmodellen wird heute digitale Technik eingesetzt, um die antike Stadt Rom erlebbar zu machen. Rome Reborn ist ein internationales Projekt, das anhand digitaler 3D-Modelle die Gebäude und ihre Lage im Stadtbild visualisiert. In der aktuellen Version von Rome Reborn wird Rom ebenfalls zur Zeit von Kaiser Konstantin I. im vierten Jahrhundert dargestellt. Einen tatsächlich antiken Stadtplan stellt das neue Museum der Forma Urbis im Rom seit diesem Jahr aus. Präsentiert werden die Überreste eines monumentalen und recht genauen Stadtplans aus dem dritten Jahrhundert. Die riesige Marmorkarte wurde unter Kaiser Septimius Severus angefertigt.
Was bietet das Museum für Kunst und Geschichte in Brüssel den Freunden der Antike noch? Im Untergeschoss bieten Öllampen, Armbänder aus mundgeblasenem Glas, Laternen in Form von Theatermasken, Striegel, Bronzekrüge und viele andere Gegenstände ein Bild in den Alltag im Römischen Reich.
Und in einem Seitenflügel sind die archäologischen Funde der belgischen Grabungsmissionen in Apamea im heutigen Syrien ausgestellt. Sie bilden den Kern der römischen Sammlung im Museum für Kunst und Geschichte. Spektakulär ist die Rekonstruktion eines Teils der großen Kolonnade dieser antiken Stadt.
Webseite des Museum für Kunst und Geschichte und auf Google-Maps.
Danke fürs Lesen. Möge Fortuna stets mit Dir sein. Hier kannst Du