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Das Kolosseum – Wahrzeichen Roms

Das Kolosseum, Wahrzeichen Roms, größtes Bauwerk der Antike und Vorbild der Fußballstadien unserer modernen Welt. In nur wenigen Jahren wurde es im ersten Jahrhundert von 72 bis 80 erbaut und war fast 450 Jahre in Betrieb. Bald könnte es weitergehen.

Solange das Kolosseum steht, wird Rom stehen, solange Rom steht, wird die Welt bestehen, heißt ein geflügelter Satz. Wer schauen will, ob das Kolosseum noch steht und wie es im Inneren des Amphitheaters aussieht, stellt sich erst einmal an. Hat man den Konstantinsbogen im Rücken, dauert es nicht mehr lange, bis man im Inneren ist. Das Ganze ist recht gut organisiert. Bei normalerweise rund 7 Millionen Besuchern jährlich muss das auch so sein. Nur während der Coronapandemie waren es bedeutend weniger, zur Freude derjenigen, die begrenzte Reisemöglichkeiten und Öffnungszeiten nutzen konnten.

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Besucherattraktion Kolosseum
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Fassade aus Travertinstein mit den Halbsäulen verschiedener Ordnungen

Die tragenden Strukturen und die Außenfassade des flavischen Amphitheaters wurden aus Travertinstein erbaut, andere Bereiche aus Tuffsteinblöcken und Ziegeln. Drei Geschossebenen sind mit Halbsäulen toskanischer, ionischer und korinthischer Ordnung geschmückt. Insgesamt 160 Bronzestatuen, fünf Meter hoch und von der griechischen Mythologie inspiriert, schmückten die Gewölbe der zweiten und dritten Ebene. Die vierte Ebene hat keine Rundbögen, sondern kleine Fensternischen. Das Amphitheater hat einen ovalen Grundriss mit einer Hauptachse von 188 Metern, ist 156 Meter breit, 57 Meter hoch und sitzt auf einem 22.000qm großem Fundament aus römischen Beton. Erbaut wurde es unter Kaiser Vespasian durch einen Architekten namens Haterius. Das Kolosseum, wie es wegen der neben dem Amphitheater aufgestellten Kolossalstatue des Kaisers Nero seit dem achten Jahrhundert genannt wird, hat 80 Eingangsbögen: 76 von ihnen sind nummeriert und waren für die normalen Besucher. Die vier Eingänge an den Enden der Hauptachsen waren für den Kaiser, die politischen und religiösen Autoritäten und die Darsteller der Spiele reserviert.

Gladiatoren, die das Amphitheater aus der benachbarten Gladiatorenschule Ludus Magnus kommend betraten, sind durch diesen Eingang, das Tor des Lebens, eingetreten. Gegenüber lag das Tor des Todes, über das die Toten aus der Arena geschafft wurden. Viele sind über die Jahrhunderte im größten Amphitheater des römischen Reichs gestorben. Doch längst nicht so viele, wie es das Hollywood-Klischee vermitteln will. Lebende Kämpfer haben der antiken Unterhaltungsindustrie und Propagandamaschinerie mehr genutzt als tote Gladiatoren.

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Das Tor des Lebens – Eingang für die Gladiatoren

In der Mitte des Amphitheaters befand sich die Arena, eine hölzerne Plattform mit einer sandbedeckten Oberfläche, auf der die Gladiatorenkämpfe und anderen Vorführungen stattfanden. Eine ausgeklügelte Bühnentechnik sorgte für die Realisierung von choreografierten Schauspielen. Die Maschinerie war für das Publikum unsichtbar, verdeckt durch den sandbedeckten Arenaboden. Falltüren öffneten sich, Menschen, Tiere und Dekorationen tauchten überraschend auf, angehoben durch Lastenaufzüge mit einem komplexen System von Winden.

Seit dem Jahr 2000 ist aus didaktischen und denkmalpflegerischen Gründen ein Siebtel des Unterbaus mit einem Boden bedeckt, zu dem die Besucher auch Zugang haben. Bald soll das Kolosseum wieder einen vollständigen Arenaboden bekommen. Zum einen, um die frisch restaurierten Mauern des Unterbaus vor Regen und Sonne zu schützen, zum anderen aber auch, um Kulturveranstaltungen stattfinden zu lassen, wie z.B. im Amphitheater von Verona. Denkmalschutz ist teuer und neue Einnahmen sind dringend nötig. Das ambitionierte Projekt ist nicht unumstritten. Ob das Kolosseum nach dem Ende Westroms im fünften Jahrhundert bald wieder in Betrieb geht, ist wohl noch nicht ganz ausgemacht.

Wenn im flavischen Amphitheater jedoch wieder Veranstaltungen stattfinden, wird der Eintritt sicher nicht mehr kostenlos sein. Die rund 50.000 Besucher und Besucherinnen die damals im Kolosseum Platz fanden, bekamen beim Einlass kleine Tafeln oder Tonscherben, auf denen ihnen drei Nummern den Weg wiesen: Eingang, Sitzreihe und Platz. Die Lenkung der Zuschauerströme hält jeden Vergleich mit einem modernen Stadion stand. 50.000 Menschen konnten in weniger als acht Minuten in oder aus dem Amphitheater gelangen. Die Besucherführung diente sowohl der Effizienz und Sicherheit, als auch dazu, dass sich die verschiedenen Gesellschaftsschichten nicht vermischten.

Die Sitzplätze im Kolosseum waren gestaffelt, so dass die Zuschauer eine gute Sicht auf die Veranstaltungen hatten, unabhängig davon, wo sie saßen. Doch natürlich gab es gute und nicht ganz so gute Plätze. Der schnellste Zugang zu den exklusivsten Plätzen am unteren Rand der Zuschauerränge war den Senatoren vorbehalten. Über ihnen saßen die Ritter, dahinter die einfachen römischen Bürger. Am weitesten oben konnten Sklaven und Frauen Platz nehmen und den Kämpfen beiwohnen.

Zur allgemeinen Beliebtheit trug auch bei, dass ein bewegliches Sonnensegel aus Holz und Stoff Schatten spendete. Seeleuten aus dem Flottenstützpunkt Misenum zogen die Stoffbahnen auf. Außerdem gab es mobile Verkaufsstände, bei denen man Snacks und Getränke kaufen konnte. Obst, Gebratenes und Knabberkram waren damals beliebt, wie Ausgrabungen verrieten. Für weitere Erfrischungen sollen Pumpen gesorgt haben, aus denen ein feiner und duftenden Sprühnebel auf die Zuschauer niederging.

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Überreste von Statuen des Kolosseums

Von den besseren Plätze sind Fragmente von Sitzplatzinschriften der Marmorränge am Osteingang des Kolosseums gefunden worden, welche Plätze für bestimmte Bevölkerungsgruppen reservierten. Die fraglichen Inschriftenfragmente des Kolosseums wurden nicht an ihrem ursprünglichen Ort gefunden, sondern waren als Füllmaterial in späteren Gebäuden verwendet worden. Sie stammen aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Reparaturmaßnahmen, die beispielsweise nach dem Erdbeben des Jahres 443 notwendig geworden waren und in mehreren Inschriften bezeugt sind.

Eine solche ebenfalls entdeckte Bauinschrift lautet: “Heil unseren Herren Theodosius und Placidus Valentinianus, den Kaisern, hat der sehr berühmte Herr und erleuchtete Stadtpräfekt Rufius Cäcina Felix Lampadius die Arena des Amphitheaters von Grund auf mit Podium und den Toren, aber auch mit erneuerten Zuschauerstufen wiederhergestellt.” Der Stadtpräfekt amtierte zu ungewisser Zeit zwischen den Jahren 429 und 450.

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Besuchergraffiti aus mehreren Jahrhunderten

Das Kolosseum war damals und ist heute wieder eine Attraktion. Kaiser Vespasian ließ es bewusst an der Stelle bauen, an der sich vorher Neros privater Palast befand und gab so das Gelände wieder der Öffentlichkeit zurück. Eine starke Botschaft des neuen Herrschers und wohl auch ein bisschen Genugtuung. Nero soll seinen fähigen Feldherren verbannt haben, weil dieser in einer Theateraufführung des Kaisers, der lieber Künstler gewesen wäre, einschlief. Erst als in der Provinz Judäa ein Aufstand losbracht, wurde Vespasian zu dessen Niederschlag wieder in den Dienst geholt. Zusammen mit seinem Sohn Titus schlug er die Revolte nieder und setzte sich im sogenannten ersten Vierkaiserjahr gegen die nach dem Tod Neros putschenden Statthalter durch. Ein Teil der Beute aus der Eroberung Jerusalems wurde zur Finanzierung des Kolosseums verwendet.

Dokumentation: Denkmäler der Ewigkeit – Das Kolosseum in Rom aus dem Jahr 2013.

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