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Die Größe Roms: Der Apamea Saal in Brüssel

Der Apamea Saal in Brüssel ist eines der Glanzstücke im Museum für Kunst und Geschichte. Er vermittelt einen erhabenen Eindruck von der Größe und Großartigkeit des antiken Roms.

Der sogenannte Saal von Apamea im Museum für Kunst und Geschichte in Brüssel geht zurück auf den belgischen Archäologen und Professor Fernand Mayence. Am 18. März 1933 wurde der Saal mit Grabungsfunden aus der Stadt Apamea am Fluss Orontes im römischen Syrien und rekonstruierten Säulen beidseits des Cardo Maximus der Stadt feierlich eingeweiht. Die archäologischen Funde der belgischen Grabungsmissionen in Apamea bilden den Kern der römischen Sammlung des Museums.

An dem großen Ereignis nahmen seinerzeit das belgische Königspaar und Repräsentanten aus Politik und Wissenschaft teil. Doch gut zehn Jahre später wurde der Apamea-Saal zerstört, als im Museum ein Feuer ausbrach, das sich schnell ausweitete. Der heutige Saal von Apamea stammt aus den 1960er Jahren, als der 80 m lange, 50 m breite und 25 m hohe Saal mit der maßstabsgetreuen Nachbildung der Säulen, den Mosaiken und Skulpturen wieder aufgebaut wurde.

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Halbes Stockwerk hoch zum Apamea-Saal, Nordflügel des Museums
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Mit dem Apamea-Saal ist es dem Kunst- und Geschichtsmuseum in Brüssel gelungen, einen erhabenen Eindruck von der Größe und Großartigkeit des antiken Roms zu vermitteln.

Mehrere Nebenräume und der Apamea-Saal beherbergen Büsten und Marmorskulpturen, wie den Satyr, der einen Panther neckt, den Hirten aus der Mythologie des antiken Siziliens, Daphnis, oder die Marmorstatue der griechischen Schicksalsgöttin Tyche. Besonders ausdrucksstark ist die Büste eines hohen kaiserlichen Würdenträgers aus der Provinz Asia. Der Höhepunkt dieser Sammlung ist jedoch die monumentale Bronzestatue des Kaisers Septimius Severus. Genauer gesagt, handelt es sich um die Hüftmantelstatue eines römischen Kaisers ohne Haupt, die im 17. Jahrhundert mit einem modernen Kopf Septimius Severus ergänzt wurde.

Mit dem Apamea-Saal in Brüssel ist es dem Museum gelungen, einen erhabenen Eindruck von der Größe und Großartigkeit des antiken Roms zu vermitteln. Die Höhe der Säulen, die Weitläufigkeit des Raumes mit den wenigen Objekten vermitteln dem Besucher die Dimensionen der Agora einer griechisch-römischen Großstadt am Randes des Imperiums. Dazu trägt auch viel das nach dem Brand neu installierte, gewölbte und blau schimmernde Glasdach bei, dass einen Himmel über dem Saal von Apamea erzeugt, der blauer ist als der syrische Himmel sein kann. Die nur wenigen Besucher an beiden Tages des Osterwochenendes verstärken das Gefühl einer Zeitreise in die Vergangenheit.

Der Ort, den wir heute als Apamea kennen, wurde um 333 vor Christus von Alexander dem Großen erobert und zerstört. Seleukos, einer seiner Nachfolger, baute die Stadt wieder auf und aus. Er nannte sie Apamea (auf Deutsch Apameia) nach seiner Frau Apame. Die neue Stadt wurde Garnisonsstadt und Handelszentrum des Seleukidenreiches.

Mitte des ersten Jahrhunderts eroberten die Römer unter dem Feldherren Gnaeus Pompeius Magnus die Stadt und machten die Region zum Teil der neuen römischen Provinz Syria. Später wurde Apamea unter dem Namen Colonia Claudia Apamea zur römischen Bürgerkolonie erhoben. Die große Zeit Apameas begann, als die Stadt nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 115, dass auch das 100 km entfernte Antiochia zerstörte, wieder aufgebaut und neugestaltet wurde. Die 37,5 m breite in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hauptstraße Cardo Maximus säumten auf einer Länge von 1,8 km Kolonnaden. Die Säulenstraße öffnete sich in ihrer Mitte zur lang gestreckten Agora, zu der ein von Säulen flankiertes Portal Zutritt gewährte. Im Westen der Stadt wurde ein Theater errichtet, das mit einem Durchmesser von 139 Metern das Größte in Syrien war. Zum Stadtbild gehörten außerdem zahlreiche Tempel, ein Nymphäum, eine Palastanlage, römische Prachtvillen und mehrere Kirchenbauten. Apamea gehörte neben Rom, Alexandria und Antiochia zu den größten Städten des Imperium Romanum. Im Februar 2023 wurde die Region erneut durch ein Erdbeben erschüttert, dass die türkische Stadt Antakya schwer getroffen hat.

Neben dem ebenerdigen Zugang zum Apamea-Saal bietet das darüber liegende Stockwerk noch einmal eine weitere Perspektive. Von oben fallen die Sockel an zwei der Säulen auf, auf denen einst Bronze- oder -Marmorstatuen einflussreicher und verdienter Bürger der Stadt oder Götterfiguren standen, wie es von der Kolonnadenstraße aus Palmyra bekannt ist. Die Portiken der Kolonnade waren mit Bodenmosaiken geschmückt, wie es stellenweise im Apamea-Saal noch zu sehen ist. Der nachgebildete Torbogen war einst der Eingang zur Agora bzw. zum Forum.

Vom oberen Balkonbereich fällt der Blick auch auf die untere Etage im Museum für Kunst und Geschichte, in der sich, wie in den Seitenräumen, die Ausstellung der archäologischen Funde der belgischen Grabungsmissionen in Apamea fortsetzt. Prominent platziert ist das 120qm große Jagdmosaik aus der Empfangshalle im römischen Stadthalterpalast der Provinz. Tragischerweise führte die Entscheidung, dieses Bodenmosaik nach Brüssel zu bringen, 1946 zu seiner fast vollständigen Zerstörung, als dieser Flügel des Museums durch einen Brand in Schutt und Asche gelegt wurde. Die zahlreichen fotografischen Nachweise ermöglichten die genaue Rekonstruktion des Mosaiks, das aufgrund seiner Größe nicht vor dem Feuer gerettet werden konnte.

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Apamea aus Syrien. Mosaiken der Großen Kolonnade. An der Beschriftung nagt der Zahn der Zeit. Doch in diesem Fall hat das durchaus Charme.

Apameia behielt seinen römischen Charakter bis zu seinem Niedergang im sechsten Jahrhundert, als ein weiteres Erdbeben es beschädigte und die Perser die Stadt einnahmen. Nach dem Ende der muslimischen Eroberung Syriens wurde Apamea teilweise wiederaufgebaut und blieb bis zum 12. Jahrhundert bewohnt. Heute sehen die Besucher der Ruinen überwiegend der Reste einer antiken römischen Stadt.

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Artes odit nemo nisi ignarus. Nur der Unwissende verachtet die Kunst. Eingang zum Brüsseler Kunst- und Geschichtsmuseum. Im Hintergrund die Quadriga auf dem Triumphbogen im Jubelpark.

Die Königlichen Museen für Kunst und Geschichte bestehen aus mehreren Museen, unter anderem dem Kunst- und Geschichtsmuseum im Parc du Cinquantenaire (Jubelpark) in Brüssel, dessen Namen das Museum bis 2018 trug.

Webseite des Museum für Kunst und Geschichte und auf Google-Maps.

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