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Die römischen Theater von Catania

Mit den großen archäologischen Stätten auf Sizilien kann Catania nicht mithalten. Doch die Stadt bietet mehr als nur den nahen Airport: die römischen Theater von Catania. Die einstige Gladiatorenkampfarena ist sogar mit der U-Bahn erreichbar.

Kurz vor Weihnachten 2016 nahm die U-Bahn-Station Stesicoro ihren Betrieb auf und schloss die Innenstadt Catanias an das Metronetz an. Die Illustrationen am Ausgang der Station zur gleichnamigen Piazza zeigen den Besuchern, was sie gleich erwarten wird: die Reste des Amphitheaters, eine der größten Gladiatorenarenen der römischen Welt.

Im zweiten Jahrhundert, als das Amphitheater wahrscheinlich erbaut wurde, fanden rund 15.000 Zuschauer hier Platz und bewunderten und bejubelten die Kämpfer auf dem Sand der Arena. Gladiatoren lebten vor, wie der römische Mann sein sollte: tapfer und todesverachtend. Das von Hollywood geprägte Bild der Gladiatoren hat mit den fein inszenierten Veranstaltungen der antiken Entertainment-Industrie nicht viel zu tun.

Der große Bau aus dunklem Basalt, weißem Kalkstein und roten Ziegeln muss mit seiner ungewöhnliche Farbigkeit beeindruckend gewesen sein. Säulen, Statuen und Reliefs aus Marmor schmückten das Amphitheater, während ein System aus Holzbalken und Steinblöcken die oben befestigten Stoffbahnen stützten, um die Zuschauer vor Regen und Sonne zu schützen. Heute ist nur ein kleiner Teil der Arena erhalten und unterhalb des Straßenniveaus freigelegt. Die meisten anderen Bereiche wurden im 17. Jahrhundert überbaut. Einige der umliegenden Gebäude stehen sogar direkt auf den Fundamenten des Amphitheaters, wie die Villa Cerami, heute Sitz der juristischen Fakultät der Universität von Catania. Ein Video zeigt die heutigen Überreste der Arena und eine zeitgenössische Rekonstruktion des Amphitheaters.

Ende des fünften Jahrhunderts war das Amphitheater bereits verfallen und wurde in den folgenden Jahrhunderten als Steinbruch für andere Bauvorhaben genutzt. Steine wurden für den Bau der Stadtmauer verwendet, einige Säulen sind in der Fassade der Kathedrale von Catania verbaut worden. Und auch der ägyptische Obelisk auf dem Elefantenbrunnen, dem Wahrzeichen Catanias, stand ursprünglich wohl als Ziersäule im Amphitheater.

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Das Wahrzeichen Catanias: Der Elefantenbrunnen mit dem Obelisk aus dem römischen Amphitheater

Die römischen Theater von Catania liegen nicht weit voneinander entfernt. Wer vom römischen Amphitheater zum römischen Bühnentheater will und zu Fuß die Via Etnea heruntergeht und den Elefantenbrunnen sieht, muss jetzt rechts abzubiegen in die Via Vittorio Emanuele II.

Ein Stück die Straße hinauf, hinter pittoresken Häuserfassaden, liegt das römische Theater von Catania und das kleinere Odeon. Von außen ist es nicht einsehbar, da es vollständig von Wohngebäuden umgeben ist. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift Teatro Romano an der Häuserwand weist auf die archäologische Stätte hin.

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Casa Pandolfo: Eingang zum Teatro Romano in der Via Vittorio Emanuele II

Im Innenhof erstreckt sich der Blick dann über die Schauspielfläche des Theaters auf die 32 Zuschauerreihen, die in der Antike etwa 7000 Besuchern Platz boten. Die Römer bauten das Theater im ersten und zweiten Jahrhundert auf den älteren Strukturen eines griechischen Theaters neu auf. Westlich des Theaters liegt das halbrunde Odeon aus dem dritten Jahrhundert. Es wurde für Musik- und Tanzaufführungen genutzt und bot etwa 1300 Besuchern Platz.

Das römische Theater geht, wie viele Theaterbauten, auf die Zeit Kaiser Augustus zurück. Unter späteren Kaisern wurde das römische Theater von Catania ausgebaut, die Fassade des Bühnengebäudes wurde unter den severischen Kaisern neu dekoriert. Leider ist davon heute nichts mehr zu sehen. Im fünften oder sechsten Jahrhundert wurde die Nutzung des Theaters aufgegeben und es geriet irgendwann in Vergessenheit.

Auch fast nicht mehr zu sehen ist der Fluss Amenano, der unterirdisch Catania durchquert. Eine seiner Verzweigungen läuft unter dem römischen Theater durch und überflutet gelegentlich die Schauspielfläche. Unweit des Elefantenbrunnen speist er die Fontäne eines anderen Brunnen und fließt dann ins Meer. Die spezielle Bühne aus transparenten Polycarbonat, die ein bisschen an Solarzellen erinnern, hat der Kulturverein in Auftrag gegeben. Das römische Theater von Catania wird nämlich, wie viele andere antike Bühnen auch, heute wieder bespielt.

Nach den systematischen Ausgrabungen und der Durchführung von größeren Restaurierungsarbeiten bis 2015 sind heute insbesondere die Gänge wiederhergestellt. Über die gewölbten Gänge auf drei Ebenen gelangten die Zuschauer damals zu ihren Plätzen in den verschiedenen Sektoren des Zuschauerbereiches. Experten gehen davon aus, dass ähnlich wie heute die modernen Fußballstadien, die antiken Theater und Amphitheater in kurzer Zeit gefüllt und geleert werden konnten.

Wiederentdeckt wurde das römische Theater im späten 18. Jahrhundert, als die ersten Ausgrabungen stattfanden. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Eigentümer vieler Häuser über dem antiken Theater enteignet und die Gebäude abgerissen. Es folgten großflächige Restaurierungen von 1980 bis 2015 und systematische Ausgrabungen.

Von den architektonischen und skulpturalen Dekorationen des römischen Theaters wurden nur wenige Elemente von Herkules- und Apollostatuen, von Musendarstellungen und szenischen Friesen gefunden. Ein besonders schönes Stück ist die marmorne Darstellung eines Delphins. Er stand wohl am Eingang der Schauspieler und Ehrengäste und lässt die volle Pracht und bildhauerische Kunst der Antike erkennen.

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Marmorne Darstellung eines Delphins aus dem römischen Theater von Catania
Römisches Theater von Catania – Trailer der virtuellen Rekonstruktion

Die römischen Theater von Catania:
Römisches Amphitheater Catania, Piazza Stesicoro, 95124 Catania. Römisches Theater Catania, Via Vittorio Emanuele II Nr. 266, 95124 Catania.

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