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Soldaten der XXX. Legion Ulpia Victrix

Wer waren die Männer, die Rom am Niederrhein dienten? Das LVR-RömerMuseum in Xanten erzählt von kulturellen Wurzeln, familiären Verhältnissen und militärischen Karrieren in der Legion Ulpia Victrix.

Seit dem Jahr 122 stand die 30. Legion Ulpia Victrix der römischen Armee in Xanten. Sie blieb dort 200 Jahre stationiert und sicherte mit einer weiteren Legion die niedergermanische Rheingrenze. Ulpia hieß sie nach ihrem Gründer, dem römischen Kaiser Marcus Ulpius Traianus. Mit dem Beinamen “Victrix” (die Siegreiche) wurde sie für ihren Kampfeinsatz im heutigen Rumänien ausgezeichnet.

Wer waren die Männer, die Rom in der 30. Legion Ulpia Victrix dienten?

In der Dauerausstellung im LVR-RömerMuseum in Xanten geben Grabinschriften, Weihesteine und andere Funde Hinweise auf Leben und Laufbahn römischer Legionäre. Sie waren römische Bürger, teils mit Migrationshintergrund würde man heute sagen, kamen aus der Gegend um Xanten oder aus anderen Provinzen des römischen Reiches, waren stolz auf ihren Beruf oder fanden erst nach ihrer Entlassung zu ihrer wahren Berufung. Sie schoben Dienst in Schreibstuben oder Kampfeinheiten, waren in der Kaserne stationiert oder mit besonderen Aufträgen abkommandiert. Große Bild- und Texttafeln erzählen von kulturellen Wurzeln, familiären Verhältnissen, militärischen Karrieren, Glaubensbekenntnissen und persönlichen Schicksalen römischer Soldaten am Niederrhein.

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Im Büro

Mein Name ist Tertinius Vitalis: Ich bin Sekretär des Lagerkommandanten. Als Buchhalter erledige ich anfallende Verwaltungstätigkeiten für den Präfekten. Mein Vorgesetzter ist für die Versorgung des Lagers mit allen lebensnotwendigen Gütern zuständig. Ich kümmere mich um deren Beschaffung und Abrechnung.

Die Inschrift lautet: Dem bewahrenden Gott Jupiter, dem mächtigsten und größten, hat Tertinius Vitalis, Soldat der 30. Legion und Sekretär des Präfekten, für sich und die Seinigen diesen Altar aufgestellt und damit sein Gelübde gerne und gebührend eingelöst. Am sechsten Tag vor den Kalenden des Mai. Im Jahr, als Lupus und Maximus Konsuln waren. Das müsste wohl der 26. April 232 gewesen sein.

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Gemeinsamer Ruhestand

Jetzt endlich ist unser Dienst zu Ende! Über viele Jahre gehörten wir zu einer verschworenen Gemeinschaft – den Feldzeichenträgern der 30. Legion. Anlässlich unserer feierlichen Entlassung möchten wir drei unsere Kameraden beschenken. Wir stiften deshalb zur Verschönerung des Versammlungslokals.

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Zeichen setzen

Ich, Martius Victor, trage eines der 60 Feldzeichen der Legion. In der Schlacht zeigt es die Position meines Centurio und hilft bei taktischen Manövern. Es gilt als heilig und wird im Stabsgebäude aufbewahrt. Dort befindet sich auch die Kasse mit den Ersparnissen der Soldaten, die von uns Feldzeichenträgern verwaltet werden. Unter dem Kaiser Severus Alexander erhielten wir den Ehrentitel Severiana Alexandriana.

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Verwaltungsfachmann

Gestatten, Titus Paternius Perpetuus, Büroleiter des Legionskommandeurs und verantwortlich für die Verwaltungsvorgänge. Mein Glaube an die Muttergottheiten geht auf meine Heimat zurück, die Gegend um Trier. Dort lebt der gallische Stamm der Treverer. Sie verehren besonders die Matres ihres Volkes.

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Hochrangig

Unter den 5.500 Soldaten einer Legion bin ich einer von nur sechs Tribunen. Damit bekleide ich einen der höchsten Offiziersränge. Mein Dienst hier in Xanten dauert allerdings nur etwa drei Jahre. Viele einfache Soldaten haben deshalb mehr militärische Erfahrung als ich. Am Niederrhein habe ich von der germanischen Göttin Seneucaega gehört. Bei der Jagd verspreche ich mir Hilfe von ihr.

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Göttlicher Beistand von der Insel

Ich bin Soldat der 30. Legion und möchte zurück nach Britannien. Deshalb wende ich mich mit dieser Weihung ganz speziell an die Muttergottheiten der Britischen Inseln. Dort habe ich diese Matres kennen und ihre göttliche Macht schätzen gelernt. Man munkelt, ich sei an den Niederrhein strafversetzt – zu solchen Gerüchten äußere ich mich nicht.

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Glück im Alter

Mein Name Ist Gaius Sextillus Lepidus, ich war Soldat der 30. Legion. Jetzt habe ich als Zivilist allen Anlass, der Fortuna zu danken: die Glücks- und Schicksalsgöttin hat mein Gelübde erhört. Sie hat nicht nur mir, sondern auch meiner ganzen Familie ihre Gunst erwiesen. Ich stifte ihr daher gerne diesen nicht ganz billigen Altar.

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Zum Tempelbau nach Köln

Priscus, Hauptmann der 30. Legion. Mit einer Abteilung Soldaten bin ich aus Xanten in die Provinzhauptstadt abkommandiert worden. Wir kümmern uns im Auftrag des Statthalters um den Wiederaufbau des Tempels für Jupiter Dolichenus. Kürzlich ist unser Kaiser Septimius Severus gestorben. In Rom herrschen jetzt seine Söhne Caracalla und Geta. Das Hauptheiligtum des Kampf- und Siegesgottes liegt in der türkischen Stadt Doliche.

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Höchste Weihe

Mein Name ist Ulpius Amandus, ich bin Vorsteher der Mithrasgemeinde in Kalkar. Nach zahlreichen geheimen Riten und überstandenen Mutproben habe ich den höchsten der sieben Weihegrade erreicht. Wir glauben an das Blut des Stieres. Aus ihm entsteht neues Leben, und wir werden von Mithras erlöst. Mehr darf ich nicht sagen.

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Vom Balkan an den Niederrhein

Meine fünf Kameraden und ich, Septimius Mucatra, erhielten von Kaiser Septimius Severus das römische Bürgerrecht. Anschließend wurden wir der 30. Legion in Xanten zugeteilt. Wir stammen aus dem heutigen Gebiet von Bulgarien und Rumänien, wie man an unseren Namen hört. Mit Apollo Dysprus haben wir einen Gott aus unserer Heimat an den Niederrhein mitgebracht und ihm anlässlich einer Beförderung diesen Altar geweiht.

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Rheinischer Stammbaum

Ich, Marcus Verecundianius Victor, stamme aus einer einheimischen Familie. Opa trug noch einen germanischen Namen. Mein Vater nahm einst einen lateinischen an. Ich selbst führe als römischer Bürger die drei Namen: Vorname, Familienname und Beiname. Wir Rheinländer lieben blumige Namen. Deshalb habe ich den Namen meines Vaters, Verecundus, in Verecundianius verändert. Den Stein habe ich übrigens günstig erstehen können, da er gebraucht war.

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Geliebte Gattin

Ich, Titus Flavius Ulfus, muss den Verlust meiner geliebten Gattin Avitia Restituta betrauern, der ich diesen Grabstein setze. Gelebt haben wir in Lyon, wohin ich abkommandiert worden war. Ursprünglich stamme ich vom Niederrhein. In Xanten war ich als römischer Bürger in die 30. Legion eingetreten und habe es bis zum Feldzeichenträger gebracht. In Lyon sind ständig 500 Soldaten aus den rheinischen Legionen stationiert.

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An der Provinzgrenze

Der Vinxtbach bei Brohl in der Eifel bildet die Grenze zwischen Nieder- und Obergermanien. Das ist fast 200 km von Xanten entfernt. Hier kontrollieren wir, Massianius Ecundus und Aurelius Dosse, Soldaten der 30. Legion, den Grenzverkehr. Wie gut, dass wir die Grenzgötter und den Schutzgeist des Ortes angerufen haben: Unser Dienst ist glücklich zu Ende gegangen.

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Beim Statthalter des Kaisers

Köln ist die Hauptstadt unserer Provinz Niedergermanien. Dort residiert der Statthalter als Vertreter des Kaisers. Er verfügt über einen großen Mitarbeiterstab. Auch Xantener Soldaten gehören dazu. Ich, Hauptmann Marcus Verecundinius Simplex, befehlige die Stallmeister des Statthalters und kommandiere zudem dessen Leibgarde.

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Auf der Bühne in Lyon

Eigentlich heiße ich Flavius Super, aber nennen Sie mich ruhig “Zwiebelchen” – wie alle hier. Vor zehn Jahren gab es in Gallien gewaltige Unruhen. Deshalb beschloss unser siegreicher Kaiser Septimius Severus mehrere hundert Soldaten aus den zuverlässigen rheinischen Legionen in Lyon zu stationieren. Ich war auch dabei: Jetzt, nach meiner ehrenvollen Entlassung, kann ich erst recht meiner Leidenschaft, der Schauspielkunst, frönen.

Die Inschrift lautet: Dem göttlichen Wirken der Kaiser zu Ehren ließ Titus Flavius Super, genannt Zwiebelchen, Schauspieler, anlässlich seiner ehrenhaften Entlassung aus dem Dienst in der 30. Legion Ulpia Victrix Pia Fidelis unter der Leitung des kaiserlichen Finanzverwalters Saturius Censorinus aus eigenen Finanzmitteln im Versammlungsgebäude der polliones (Bedeutung unklar) der vier Legionen einen Altar aufstellen und dafür eine tempelartige Nische aus der Wand herausarbeiten lassen. Geweiht an den Nonen des November. Im Jahr als Aper und Maximus Konsuln waren. Das müsste wohl der 5. November 207 gewesen sein.

Die Texte habe ich von den Bild- und Texttafeln im LVR-RömerMuseum Xanten übernommen.

Der Legionär Zwiebelchen hat Eingang in meine Kurzgeschichte gefunden. Er trägt es mir hoffentlich nicht nach, dass ich ihn einer anderen Legion zugeordnet haben.

Mehr über die Adler Roms am Rhein findet man auch im LVR-LandesMuseum Bonn.

LVR-RömerMuseum im Archäologischer Park Xanten.

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