Michelangelos David ist der Superstar der Galleria dell’Accademia in Florenz. Die Monumentalstatue im Stil der Antike lockt tägliche tausende Besucher an. Skulpturenfreunde können sich darüber hinaus noch an den Büsten und Statuen der Gipsoteca erfreuen, in der die Gipsmodelle des italienischen Bildhauers Lorenzo Bartolini ausgestellt sind.
Die Geburtsstunde der Galleria dell’Accademia reicht bis in das Jahr 1563 zurück. Das bedeutendste Ereignis in ihrer Geschichte war die Entscheidung im August 1873, Michelangelos David von seinem Platz im Freien vor dem Palazzo Vecchio in das Museum zu verlegen. Allerdings musste David, verpackt in eine große Holzkiste, noch neun Jahre lang warten, bis die vom Architekten Emilio De Fabris entworfene Tribuna, der Kuppelsaal, 1882 fertiggestellt war.
Ein siegreicher Held, der für eine gerechte Sache gegen einen übermächtigen Gegner kämpft – solch ein Symbol hatte sich die Bürgerschaft von Florenz gewünscht. Nach der Vertreibung der herrschenden Medici-Familie und der Verbrennung des Bußpredigers Girolamo Savonarola Ende des 15. Jahrhunderts suchte die reiche, aber ziemlich verunsicherte junge Republik in Zeiten äußerer Bedrängnis nach einem neuen Selbstverständnis. Und der erst 26-jährige Michelangelo Buonarotti lieferte, nachdem zwei Vorgänger an der Aufgabe gescheitert waren, aus dem 12 Tonnen schweren und fünf Meter langen, aber relativ schmalen Carrara-Marmorblock, die Statue zu herauszuarbeiten. Am 8. September 1504 schließlich wurde die Kolossalstatue vor dem Sitz des Stadtparlaments, dem Palazzo Vecchio, feierlich enthüllt.
Keine zehn Jahre später waren die Medici jedoch wieder da und die Florentiner sahen nun in Il Gigante, wie die Kolossalstatue im Volksmund genannt wurde, einen steinernen Einschüchterungsversuch der Medici, als eine Art Trojaner und Vorboten der Tyrannei, der die Politik symbolisch überwachte. So war es kein Zufall, schrieb Dieter Bartetzko in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass bei den Kämpfen, mit denen die Medici 1512 ihre Rückkehr erzwangen, Davids linker Arm zertrümmert wurde.
Die Galleria dell’Accademia in Florenz beherbergt nicht nur die weltberühmte Statue des David und einige der bedeutendsten Gemäldesammlungen. Für viele nicht weniger relevant ist die Sammlung von Modellen und Gipsabgüssen des Bildhauers Lorenzo Bartolini und seinem Schüler Luigi Pampaloni, die in einem Saal des 19. Jahrhunderts, der sogenannten Gipsoteca, ausgestellt sind. Ende 2022 wurde die langwierige Renovierung abgeschlossen und seitdem erstrahlt die mehr als 400 Werke umfassende Gips-Skulpturensammlung in neuem Glanz.
Darunter beeindruckende Werke wie das Monument für Elisa Bonaparte Baciocchi, der ältesten Schwester Napoleon Bonapartes und die Skulptur Die Donati und die Statue der Schweizer Kunstliebhaberin und Philanthropin Anne Eynard-Lullin. Außerdem mehrere Venus-Statuen und die Juno von Lorenzo Bartolini sowie die Skulptur einer jungen Frau und das Grabdenkmal für Lazzaro Papi von Luigi Pampaloni.
Ebenfalls ausgestellt ist das Doppelstandbild der Campbell Schwestern Emma und Julia als Ballerinas von Lorenzo Bartolini aus dem Jahr 1819/2020. Die kurz darauf geschaffene Marmorstatue der Schwestern befindet sich im Victoria and Albert Museum in London. Eine schöne Statue, aber nicht ganz so schön, wie das Doppelstandbild der Prinzessinnengruppe des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow. So viel Lokalpatriotismus muss sein.
Offizielle Webseite der Galleria dell’Accademia. Die Galleria dell’Accademia auf Google-Maps.