Das Archäologische Museum Bologna zeigte in der Ausstellung Die Maler von Pompeji (I pittori di Pompei) mehr als 100 Fresken, die bisher überwiegend in den Depots des Archäologischen Nationalmuseums in Neapel lagerten.
In der griechischen Welt waren die Maler für die Gesellschaft von grundlegender Bedeutung, da sie die Bevölkerung durch ihre Werke erziehen konnten. In der römischen Welt waren sie fast immer anonym, und ihre Werke galten als bloße Dekoration. Dabei hatten die Maler einen bedeutenden wirtschaftlichen Einfluss, sie verwendeten teure Farben und wählten komplexe Themen für ihre Bilder.
Welche Farben eingesetzt wurden, war eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels. Von dem Gelehrten Plinius dem Älteren sind einige Preise aus dem ersten Jahrhundert überliefert. Rot und gelb gehörten danach zu den billigsten Farben, die aus Ocker und natürlicher Erde gewonnen wurden und zwischen 6 und 32 Asse pro Pfund kosteten. Zum Vergleich: ein römischer Soldat verdiente 10 Asse pro Tag. Die leuchtendsten Zinnoberrot-Töne wurden für etwa 280 Asse verkauft. Der hohe Preis war dadurch gerechtfertigt, dass die Farbe eine lange und komplizierte Verarbeitung erforderte, da sie aus dem giftigen Quecksilbersulfid gewonnen wurde. Das so genannte ägyptische Blau, das aus Kupfererz aus Zypern gewonnen wurde, war ebenfalls sehr teuer und kostete zwischen 128 und 176 Asse pro Pfund. Es gab auch eine billigere Variante von Ägyptisch Blau, bekannt als Tritium, die nur 5 Asse pro Pfund kostete.
Auf dem Fresko (Pompeji, IX, 5, 18-21, Haus des Jason, Westwand, Mittelteil, Gemälde. Fresko, 142 x 140 cm MANN, Inv. 111436. Erstes Jahrhundert – 3. Stil) ist die Begegnung zwischen Jason und König Pelias dargestellt, die den Beginn der Argonautensage darstellt. Der Maler, der hier gearbeitet hat, ist auch auf anderen Gemälden in Pompeji zu erkennen, die wahrscheinlich ebenfalls von ihm ausgeführt wurden. Seine Handschrift ist bei der Darstellung der eleganten Gewänder, dem Detail des Tisches mit einer Metallvase und bei der helleren Färbung des linken Vorderbeins des Stiers zu erkennen, die ihm eine bessere perspektivische Darstellung verleiht. Die Argonautensage handelt vom Machtkampf um das Königreich Thessalien in Griechenland und die Suche nach dem Goldenen Vlies.
Eine andere Sage zeigt das Fresko Das Urteil des Paris (Pompeji, V, 2, 15, Haus des Jupiter, Triclinium, Westwand, Mittelteil, Malerei. Fresko. MANN, Inv. 119691. Erstes Jahrhundert – Vierter Stil). Der Mythos besagt, dass die Göttin Aphrodite den Trojanischen Krieg anstiftete, indem sie den trojanischen Prinzen Paris bat, zwischen ihr, Hera und Athene zu entscheiden, wer die Schönste sei. Jede Göttin bot Paris Bestechungen an. Er wählte Aphrodite, weil sie ihm die schönste Frau der Welt, Helena, versprach. Dieses Ereignis, bekannt als das Urteil des Paris, führte zum Raub Helenas und gilt als mythischer Auslöser des griechischen Feldzugs gegen Troja. Während der zehnjährigen Belagerung unterstützten die Götter Aphrodite und Ares Troja, während Hera und Athene auf der Seite der Griechen standen.
Eine der Fresken aus Pompeji, bzw. ein Motiv, das schon in der Antike vielfach aufgegriffen und von verschiedenen Malern neu interpretiert wurden, zeigt drei junge Mädchen. Als die Drei Grazien (Pompeji, VI, 17, 31 oder 36 Häuserblock Occidentalis, Masseria di Cuomo – Irace. Fresko, 57 x 53 cm MANN, Inv. 9231. Erstes Jahrhundert – 4. Stil) haben sie Kunstgeschichte geschrieben, weit über die Antike hinaus. Künstler wie Botticelli, Raffael, Canova, Thorvaldsen oder Picasso haben das Motiv in Malerei und Bildhauerei aufgegriffen.
Drei junge Mädchen nehmen die gesamte Szene ein: Es sind die drei Grazien Aglaea, Euphrosyne und Thalia. Die beiden seitlichen sind von vorne zu sehen, während die Grazie in der Mitte dem Betrachter den Rücken zuwendet: eine raffinierte und doch einfache Anordnung, die ein Gefühl von räumlicher Tiefe erzeugt. Man geht davon aus, dass es ein Originalmodell dieses Themas gegeben haben muss, das von einem unbekannten Künstler des hellenistischen Zeitalters geschaffen wurde. Ob er Bildhauer oder Maler war ist nicht bekannt. Plinius erwähnt in diesem Zusammenhang einen Bildhauer, Stephanos, einen Schüler des Pasiteles. Der betreffende Künstler muss zwischen dem vierten und dritten Jahrhundert vor Christus tätig gewesen sein. Seine originelle Darstellung dieser Frauengruppe hat die Kunstgeschichte über Jahrhunderte hinweg geprägt.
In den Städten um den Vesuv wurden in der letzten Produktionsphase Maler tätig, die ein hohes technisches Niveau und eine hohe künstlerische Qualität erreichten. In Pompeji, im Haus der Meleager, zeigt der Hauptraum des Hauses, das Tablinum, neue Techniken, die in der pompejanischen Kunstszene überhaupt nicht üblich sind. Das obere Band ist mit polychromem Stuck verziert, eine Technik, die normalerweise Badehäusern oder Vorstadtvillen vorbehalten ist. Darunter, an der Ostwand, scheint eine elegante Frau mit einer Opfergabe aus einem Portal zu treten; an der Nordwand ist dagegen ein betrunkener Herkules gemalt.
Webseite des Archäologischen Museum Bologna und auf Google Maps.
Audioguide zur Ausstellung Die Maler von Pompeji.