Die Farnese-Sammlung im Archäologischen Nationalmuseum Neapel ist vielleicht die berühmteste römische Antikensammlung. Ihren Reiz schmälert auch nicht die inzwischen in die Jahre gekommenen Ausstellungssäle im Ostflügel des Museums.
Die Farnese-Sammlung im Archäologischen Nationalmuseum Neapel ist vielleicht die berühmteste römische Antikensammlung. Sie hat ihre Wurzeln in der Blütezeit der Renaissance. Ihre Gründung verdankt sie der beharrlichen Sammlungsleidenschaft der mächtigen römischen Farnese Familie. Die schmückte ihre Häuser mit Meisterwerken antiker Kunst.
Die Sammlung wurde von Alessandro Farnese ins Leben gerufen, der 1534 als Paul III. den päpstlichen Thron bestieg, und wurde dann durch die Arbeit seiner Neffen, der Kardinäle Alessandro und Odoardo weiter ausgebaut. Andere Familienzweige führten die Sammlung nach Neapel: Karl III. von Bourbon, König von Neapel von 1734 bis 1759, erbte sie von seiner Mutter Elisabeth, der Frau Philipps V. von Spanien und dem letzten Nachkommen der Familie Farnese. Doch erst sein Nachfolger, sein Sohn Ferdinand IV., kümmerte sich um die eigentliche Überführung nach Neapel und machte es zusammen mit den Funden aus den Vesuv-Stätten zum Zentrum des entstehenden Museums, aus dem später das Archäologische Nationalmuseum Neapel hervorging.
Präsentiert werden die Farnese-Sammlung und andere Objekte im Ostflügel des Erdgeschosses im Archäologischen Nationalmuseum Neapel. Die Säle sind schon etwas in die Jahre gekommen und die Beschriftungen an den Objekten sind oft schon etwas vergilbt. Das Unterschied wird einem besonders bewusst, wenn man sie mit den frisch sanierten Sälen des 2023 wiedereröffneten Westflügels des Museums vergleicht.
Zu den berühmtesten Objekten der Farnese-Sammlung gehören vermutlich der sogenannte Herkules Farnese, der Farnesische Stier, die Flora Farnese und der Atlas Farnese.
Die Herkules-Statue zeigt den mythischen Helden in einer entspannten Pose, nachdem er seine zwölf Arbeiten vollbracht hat. Sie ist bekannt für ihre Größe und ihre detaillierte Darstellung der Muskulatur. Die vielfach reproduzierte Skulptur des griechischen Halbgottes thront auch auf einer Pyramide im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe.
Der Farnesische Stier ist eine der größten bekannten Skulpturen aus der antiken Welt. Das drei Meter hohe und 37 Tonnen schwere Marmorgebirge aus den Caracalla-Thermen stellt eine Szene aus der griechischen Mythologie dar, in der die thebanische Königstochter Antiope gerettet wird. Die Flora Farnese ist eine weitere große Statue, die die Göttin Flora darstellt. Sie ist bekannt für ihre elegante Pose und die detaillierte Darstellung ihrer Kleidung und Attribute.
Im ersten Stock des Archäologischen Nationalmuseum werden weitere Objekte aus der Farnese-Sammlung präsentiert. Der Atlas Farnese stellt den Titanen Atlas dar, der das Himmelsgewölbe trägt. Der Globus auf seinen Schultern zeigt reale Konstellation von Sternenbildern aus der Zeit der Antike. Zwei Reiterskulpturen sind der Krieger zu Pferd und die Amazone zu Pferd aus der Farnese Sammlung. Die bekannte Aphrodite Kallipygos war bei meinem Besuch für eine Sonderausstellung ausgeliehen. Vor einigen Jahren hatte ich sie hier im Museum bereits einmal fotografiert.
Der Kern des heutigen Museumsgebäude wurde Ende des 16. Jahrhunderts als Kaserne für die königliche Kavallerie errichtet. Später war es Sitz der Universität von Neapel. Als die Universität an einen anderen Ort verlegt wurde, vergrößerte und renovierte man das Gebäude. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Galerien des Museums eingerichtet. Fünfzig Jahre später, nach der Einigung Italiens im Jahr 1860, wurde es in Nationalmuseum umbenannt. Seine Sammlungen wurden nach und nach durch den Erwerb von Funden aus Ausgrabungen in Kampanien und Süditalien sowie aus privaten Sammlungen erweitert.
Das Archäologische Nationalmuseum Neapel auf Google Maps und der Webseite.