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Im Nationalmuseum für Archäologie in Neapel

Nach 50 Jahren wurde der Westflügel im Nationalmuseum für Archäologie in Neapel wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den eindrucksvoll restaurierten Sälen werden herausragende Objekte der Abteilung Römisches Kampanien gezeigt.

Die neue Abteilung über das römische Kampanien ist im Westflügel des Nationalmuseum für Archäologie in Neapel untergebracht. In den wunderbar restaurierten Sälen werden auf 2000 Quadratmetern über 200 Objekte gezeigt, die teilweise bislang in den Depots lagerten. Seit April sind dort Büsten, Statuen, Wandmalereien und Inschriften aus den Städten des Vesuvgebietes, wie Pompeji und Herculaneum, zu sehen, aber auch aus Orten in den Phlegräischen Felder wie Cumae, Baiae und Pozzuoli, sowie einigen Zentren im Landesinneren, wie dem antiken Capua, heute Santa Maria Capua Vetere. Zu den Ausstellungsobjekten gehören unter anderem die restaurierten Teile der berühmten und noch nie gezeigten bronzenen Quadriga aus Herculaneum.

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Die bronzene Quadriga von Herculaneum im restaurierten und neu eröffneten Westflügel des Nationalmuseum für Archäologie in Neapel.
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Die Quadriga wurde zu verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte der Herculaneum-Ausgrabungen seit 1739 in Hunderten von Fragmenten geborgen und verblieb bisher größtenteils im Depot des Nationalmuseum für Archäologie in Neapel. Neben dem sogenannten Mazzocchi-Pferd, das bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder zusammengesetzt wurde, zeigt jetzt eine digitale Rekonstruktion, wie die Quadriga ausgesehen haben könnte. Wahrscheinlich stand sie auf dem Triumphbogen an der Decumanus Maximus am Eingang zur Basilica Noniana in Herculaneum.

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Marcus Nonius Balbus. Einer der wichtigsten Wohltäter Herculaneums und Angehöriger einer der einflussreichsten Familien. Die Statue wurde in der Nähe des Theaters von Herculaneum gefunden.

Am Ende des Westflügels zeigen zwei kolossale Sitzstatuen die römischen Kaiser Augustus und Claudius in der Ikonographie des Gottes Jupiter. Arme und Kopf der beiden Statuen sind moderne Ergänzungen aus dem 18. Jahrhundert von Filippo Tagliolini. Der französische Kaiser Napoleon hat sich hier als Augustus darstellen lassen. Nicht zum einzigen Mal. Auch die beiden Starbildhauer Antonio Canova und Berthel Thorvaldsen schufen Statuen und Büsten des kleinen Korsen und großen Generals im Stil der römischen Kaiser. Der Korpus der Statuen stammt aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhundert aus dem Augusteum in Herculaneum. Die Statue in der Mitte zeigt den römischen Kaiser Titus, außen stehen zwei Bronzestatuen der Kaiser Augustus und Claudius.

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Antike und Antikenrezeption. Die Inszenierung imperialer Pracht und Macht. Nationalmuseum für Archäologie in Neapel.

In den vorigen Sälen werden im Nationalmuseum für Archäologie in Neapel mehrere Statuen aus verschiedenen öffentlichen Gebäuden aus Pompeji präsentiert. Darunter aus der Markthalle die Statue eines jungen Mannes aus weißem Marmor mit Porträtkopf, bekannt als Marcellus und die Statue einer Priesterin, bekannt als Livia. Die junge Frau trägt einen Schleier über dem Kopf. Kleidung, Kranz und das Weihrauchgefäß weisen darauf hin, dass sie eine Priesterin war.

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Der neu gestaltete Westflügel im Nationalmuseum für Archäologie in Neapel mit einem Reiterstandbild des Marcus Nonius Balbus.

An beiden Seiten des Ganges im Westflügel stehen Reiterstatuen, die Marcus Nonius Balbus zeigen. Marcus Nonius Balbus war ein römischer Senator und Prokonsul des späten ersten Jahrhunderts vor Christus. Er stammte gebürtig aus Nuceria und war der wichtigste Wohltäter der Stadt Herculaneum. Zu seinen Lebzeiten verschönerte er die Stadt mit Denkmälern und öffentlichen Einrichtungen und erwarb sich so die Dankbarkeit des Stadtrates. In allen wichtigen Bereichen der Stadt wurden Statuen von Balbus aufgestellt.

Die beiden monumentalen Reiterstatuen aus Marmor mit den Widmungsinschriften der Einwohner von Nuceria und Herculaneum standen wohl auf dem Forum. Das Statue schmückte einst wahrscheinlich das Theater von Herculaneum. Sie wurde erst nach seinem Tod aufgestellt, ebenso wie eines der beiden Reiterdenkmäler. Aus dem Theater von Herculaneum stammen auch die berühmten Statuen der sogenannten Großen und Kleinen Herkulanerin.

Balbus finanzierte den Wiederaufbau der Basilika nach einem Erdbeben, die daraufhin in Basilica Nonius umbenannt wurde. Das Innere der Basilika war nicht mit Statuen der Götter oder der kaiserlichen Familie geschmückt, sondern mit der Familie von Balbus: seinen Eltern, seiner Frau und seinen Kindern und Balbus selbst.

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Aus der so genannte Samnitischen Palästra in Pompeji stammt die Marmorstatue des Doryphoros. Sie ist eine der besten römischen Kopien der Originalstatue von Polykletos, dem griechischen Bildhauer
aus dem fünften Jahrhundert vor Christus. Bei der Palästra handelte es sich um eine Anlage für die militärisch-sportliche Ausbildung der örtlichen Jugend. Vermutlich bestand auch eine Verbindung zu der benachbarten Thermenanlage. Das Tonnengewölbe der Decke in diesem Saal nimmt die bauliche Struktur vielleicht auf.

Die ebenfalls in diesem Saal ausgestellt Statue des Marcus Holconius Rufus ehrt einen Unternehmer aus Pompeji, der den Umbau des Großen Theaters in seiner Heimatstadt finanzierte. Er war in seiner Karriere mehrmals Vorsitzender des Stadtrates, auch Priester des Kaiserkultes und schließlich Ehrenbürger der Stadt. Eine militärische Position, wie es die Darstellung der Statue nahelegt, hatte er nicht inne.

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Büsten der Pompeia Plotina und der Salonina Matidia, des römischen Kaisers Antoninus Pius und des römischen Kaisers Hadrian aus Baiae.

Der Nachbarsaal glänzt mit vier Büsten von Frauen und Männern. Es sind aber nicht die Kaiser und ihre Gattinnen. Pompeia Plotina war die Frau des römischen Kaisers Trajan und setzte sich dafür ein, dass Hadrian als Nachfolger Trajans römischer Kaiser wurde. Salonina Matidia hatte aus zweiter Ehe eine Tochter, Vibia Sabina, die den späteren Kaiser Hadrian heiratete. Antoninus Pius war der Nachfolger Hadrians, als dieser in Baiae starb. Im Kaiserpalast von Baiae wurden die vier Büsten gefunden, die jetzt hier im Nationalmuseum für Archäologie in Neapel ausgestellt sind.

Wie es im Ostflügel des Nationalmuseum für Archäologie in Neapel aussieht, stelle ich demnächst in einem anderen Beitrag vor.

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Nahe des Archäologischen Nationalmuseums Neapel liegt die Metro-Station Museo. Als Teil der Kunstmetro werden in den Bahnhöfen der Metro-Linie 1 von Neapel Kunstobjekte verschiedener Stilrichtungen und Epochen ausgestellt. Hier ist es eine Kopie des sogenannten Herkules Farnese.

Das Archäologische Nationalmuseum Neapel auf Google Maps und der Webseite.

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