Die Triumphbögen in Paris werden immer größer, immer teurer, aber nicht immer schöner. Oder doch? Ein Blick auf die drei Monumente entlang der historischen Achse von Paris zwischen Louvre und Außenbezirk.
Alle Welt kennt den Arc de Triomphe, doch Paris hat nicht nur einen, sondern drei Triumphbögen. Der Arc de Triomphe du Carrousel, der Arc de Triomphe de l’Étoile und der Grande Arche de la Défense sind durch die historische Achse von Paris zwischen dem Louvre und dem Hochhausviertel La Défense am westlichen Stadtrand miteinander verbunden.
Der Arc de Triomphe du Carrousel wurde von Napoleon I. nach seinen Siegen im Jahr 1805 in Auftrag gegeben und in nur zwei Jahren fertiggestellt. Der Triumphbogen diente vor allem als monumentales Tor zum Tuilerienpalast, der offiziellen Residenz des Kaisers. Ähnlich gestaltet war bzw. ist das Eosanderportal im Berliner Schloss, der einstigen Residenz der Hohenzollern.
Entworfen haben den Triumphbogen Charles Percier und Pierre Fontaine und sich dabei am Septimius-Severus-Bogen in Rom orientiert. Das Dekorprogramm wurde von Vivant Denon, dem ersten Direktor des Louvre, konzipiert. Heute steht der Bogen ein bisschen verloren in der Gegend herum. Erst musste die auf Befehl Napoleons geraubte Quadriga auf dem Triumphbogen zurückgegeben werden, wie auch so manch andere Skulptur aus Rom und Berlin, die sich Napoleon für den Louvre unter den Nagel reißen wollte. Während des Aufstandes des Pariser Kommune 1871 wurde dann auch noch der Tuilerienpalast zerstört. So ist der Arc de Triomphe du Carrousel mehr als nur ein Denkmal für das Kaiserreich; er ist eine Metapher für dessen Aufstieg und Fall. Immerhin: vor wenigen Jahren wurde das Bauwerk restauriert und der Triumphbogen sieht sehr schön aus.




Die Quadriga stammte ursprünglich aus Venedig, woher sie Napoleon nach seiner Eroberung Italiens nach Paris schaffen ließ. Die antiken Pferde datieren möglicherweise zurück in die Zeit zwischen dem vierten Jahrhundert vor Christus bis in das dritte Jahrhundert. Nach Napoleons endgültiger Niederlage 1815 mussten die Pferde an Venedig zurückgegeben werden. Sie wurden einige Jahre später durch eine neue Quadriga von François Joseph Bosio ersetzt. Flankiert wird der Wagen von zwei vergoldeten Bleifiguren, die den Sieg und den Frieden darstellen.
Besonders auffällig sind die acht korinthischen Säulen aus rosa Marmor, die die Hauptstruktur gliedern. Auf jeder thront eine Statue, die einen Soldaten eines bestimmten Korps der Grande Armée darstellt. Die Originalstatuen waren im Laufe der Zeit so stark verwittert, dass sie im Rahmen einer umfassenden Restaurierung durch Nachbildungen ersetzt werden mussten. Diese wurden mithilfe von 3D-Scans von historischen Gipsabgüssen angefertigt. Die auf dem Foto zu sehende große geflügelte weibliche Figur im Vordergrund ist eine der allegorischen Steinstatuen des Louvre-Palastes, der den Place du Carrousel umgibt.
Die Errichtung des nächsten und heute bekanntesten Triumphbogens erfolgte zwischen 1806 und 1836, auch auf Befehl Napoleons: der Arc de Triomphe. Die Einweihung erlebte Napoleon jedoch nicht mehr, erst verbannt, dann verstorben. Der Entwurf von Jean-François Chalgrin zeichnet sich durch seine kolossalen Ausmaße aus. Der Triumphbogen ist 50 Meter hoch und 45 Meter breit. Er verbindet römische Vorbilder, wie den Titusbogen in Rom, mit dem französischen Neoklassizismus. Der Triumphbogen steht im Zentrum von Paris auf der historischen Achse auf dem heutigen Place Charles de Gaulle, von dem zwölf große Straßen sternförmig abgehen. Die Baukosten beliefen sich seinerzeit auf etwa 10 Millionen Francs, was im Jahr 2020 schätzungsweise 65 Millionen Euro entsprach.








Geschmückt ist der Triumphbogen zum Ruhm der französischen Armee mit zahlreichen Inschriften und vier großen Skulpturen. Die Reliefs sind zugleich Dekoration und politische Aussage der Monarchie, die nach den Revolutions- und Kriegsjahrzehnten unter Napoleon bemüht war, die Gräben in der französischen Gesellschaft nicht weiter zu vertiefen. Die vier Hauptreliefs an den Pfeilern verkörpern diese Absicht: der Auszug der Freiwilligen von 1792 feiert den revolutionären Geist der Republikaner, der Triumph von 1810 ist eine Hommage an den imperialen Ruhm der Bonapartisten, der Widerstand von 1814 und der Frieden von 1815 stellen die letzten Kämpfe des Kaiserreichs und den darauffolgenden Frieden dar. Sie sollten die monarchistischen Gefühle in der Gesellschaft ansprechen. Seit dem zwanzigsten Jahrhundert dient der Arc de Triomphe vor allem als Grabmal des unbekannten Soldaten.
Der jüngste und größte Triumphbogen in Paris ist der Grande Arche de la Défense, ein zentrales Element eines Stadterneuerungsprojektes, das unter dem Präsidenten François Mitterrand in den 1980er umgesetzt wurde. Der riesige Bogen wurde als Herzstück für das Geschäftsviertel La Défense und als Denkmal zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution im Jahr 1989 konzipiert. Aus einem internationalen Architekturwettbewerb ging der Entwurf des dänischen Architekten Johan Otto von Spreckelsen als Gewinner hervor.




Der radikal schlichte Entwurf des Grande Arche kann als eine Neuinterpretation und bewusste Dekonstruktion des klassischen Triumphbogens verstanden werden. Der monumentale Bogen ist mit 110 Meter Höhe und ähnlicher Breite und Tiefe fast würfelförmig. Er besteht aus Stahlbeton, Glas und Granit und dient hauptsächlich als Bürogebäude, beherbergt aber auch eine Aussichtsplattform auf dem Dach. Seit der Corona-Pandemie ist sie jedoch geschlossen und soll wohl auch nicht wieder eröffnet werden. Die Baukosten beliefen sich auf rund 442 Millionen Euro. Hinzu kamen weitere 200 Millionen Euro durch notwendige Renovierungen vor zehn Jahren. Dabei mussten alle Marmorplatten durch haltbareren Granit ausgetauscht werden.
Im Gegensatz zu den anderen beiden Triumphbögen, die militärischen Siegen gewidmet sind, wurde der Grande Arche als Denkmal für die Menschlichkeit und humanitäre Ideale konzipiert. Er bildet den dritten Fixpunkt auf der historischen Achse von Paris, die vom Louvre über die Champs-Élysées bis nach La Défense verläuft.
Webseite des Arc de Triomphe du Carrousel und auf Google Maps. Webseite des Arc de Triomphe und auf Google Maps. Webseite des Grande Arche de la Défense und auf Google Maps.
Danke fürs Lesen. Möge Fortuna stets mit Dir sein.