Die Antiken im Louvre sind wohl für die meisten Kunstinteressierten ein Pflichttermin in Paris. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher ist entsprechend hoch. Die Sammlung ist absolut sehenswert und kann nicht zuletzt durch die Spenden des Freundeskreises gepflegt und erweitert werden.
Hört man das Wort Louvre, denken wohl die meisten Menschen zuerst an das Gemälde mit dieser Lisa. Mir fallen zuerst die Venus von Milo und die Nike von Samothrake ein. Im April in Paris wollte ich sehen, was es noch für Antiken im Louvre gibt. Ich hatte ein online gebuchtes Ticket für Freitag und habe mich am späten Donnerstagnachmittag spontan entschlossen, schon einmal das Museum zu besuchen. Die Wartezeit betrug letztlich jeweils rund eine Stunde, um durch den Sicherheitsbereich in der gläsernen Pyramide zu kommen. Auch in zwei Tagen schafft man es nicht, alles zu besichtigen.


Ein wichtiger Ausstellungsbereich für Antikenfreunde ist der Saal der Karyatiden im Louvre. Seinen Namen verdankt der Raum den vier Karyatiden – weiblichen Figuren, die als tragende Säulen fungieren und die einstige Musikertribüne an der Nordseite des Saals stützen. Die Skulpturen wurden im Jahr 1550 geschaffen und sind von antiken Vorbildern inspiriert, insbesondere von den Karyatiden des Erechtheions auf der Akropolis in Athen.
Im Saal sind eine Vielzahl bedeutender Statuen ausgestellt, wie die Diana von Versailles, eine im zweiten Jahrhundert angefertigte römische Marmorkopie einer griechischen Statue der Göttin Artemis, weitere Diana-bzw. Artemisskulpturen, eine Statue des Silenus mit dem jungen Dionysos auf dem Arm, eine Aphrodite Statue vom Typus der Kapitolinischen Venus und so einige andere Statuen mehr.






Obwohl der Saal oft sehr voll mit Besuchern ist, hat er eine schöne Atmosphäre. Insbesondere, wenn durch die Fensterfront Sonne in den großen Raum fällt. Fast versteckt am Rande des Saales ist eine Skulpturengruppe der berühmten Drei Grazien ausgestellt. Die römische Marmorskulptur stammt vermutlich aus dem zweiten Jahrhundert. Im siebzehnten Jahrhundert wurden die drei Köpfe restauriert.

Unweit des Saales der Karyatiden geht es weiter mit den Antiken im Louvre und es wird noch voller. Kein Wunder, denn dort steht eine der Superstars des Louvre, die Venus von Milo. Die armlose Statue der Göttin aus dem ersten Jahrhundert vor Christus ist Gegenstand nahezu permanenter Fotoshootings. Im Jahr 1820 fand man die Statue auf der griechischen Insel Milo und benannte sie nach dem Fundort. Für wenig Geld kaufte Frankreich die Skulptur damals, die heute als eines der bekanntesten Beispiele der hellenistischen Kunst gilt.


Viele weitere Klassiker antiker Statuen wie die Venus von Arles, die Athena Parthenos und die Athena von Velletri, der Ares Borghese und der Kasseler Apollon befinden sich in diesem Saal. Es braucht oft einen günstigen Augenblick, um die Skulpturen zwischen den zahlreichen Besuchern zu fotografieren.








Über die Nike von Samothrake, dieser großartigen Skulptur der geflügelten Siegesgöttin am Ende der monumentalen Daru-Teppe, habe ich einen eigenen Beitrag gemacht. Sie schwebt aus dem Himmel herab, mit ausgebreiteten Schwingen setzt sie zur Landung auf dem Bug eines antiken Kriegsschiffes an. Die ikonische Skulptur inspiriert Firmen und Künstler wie Rolls Royce, Nike oder Beyoncé und begeistert täglich die Besucher im Louvre.

Keine Superstars, eher Kellerkinder des Louvre, sind die Palmyra Portraits, von denen der Louvre eine bedeutende Sammlung besitzt. Die porträtartigen Grabreliefs aus der syrischen Wüstenstadt Palmyra zeigen Details der reichhaltigen Kleidung und Schmuckmode der Palmyrener Oberschicht des zweiten und dritten Jahrhunderts. Über die Pariser Palmyra Portraits habe ich auch einen gesonderten Beitrag gemacht.

Ein schöner Aspekt an der Antike sind die Antikenrezeptionen nachfolgender Epochen. Auch hierzu leistet der Louvre einen bedeutenden Beitrag. Die Skulpturen in den beiden glasüberdachten Innenhöfen im Richelieu-Flügel und den angrenzenden Sälen zeigen Werke aus dem Mittelalter, der Renaissance und der Neuzeit.
Unter anderem eine Venusskulptur von Francois Barois, inspiriert nach der berühmten klassischen Marmorskulptur aus der Farnese-Sammlung, die sich heute im Archäologischen Nationalmuseum Neapel befindet. Der Stoff, der den Körper der Venus teilweise bedeckt, wurde später ergänzt.

Nicht nur Schönheit, auch Macht, Widerstand und Freiheit haben die Künstler nachfolgender Jahrhunderte inspiriert. François Frederic Lemots Bleiskulptur vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zeigt den französischen Kaiser Napoleon als Triumphator, in klassischer Pose, inspiriert von römischen Kaiserdarstellungen, mit Lorbeerkranz, Toga und Zepter. Einige Schritte weiter steht die Statue des römischen Gladiators und modern rezipierten Widerstandskämpfers Spartacus von Denis Foyatier. Das Werk aus der gleichen Zeit wie Lemots Napoleon zeigt den thrakischen Gladiator Spartacus in einem Moment des Widerstands: Er steht nackt, muskulös und entschlossen, während er seine Ketten zerbricht.






Auch die Drei Grazien sind hier wieder mit dabei. James Pradier schuf die Skulpturengruppe im neunzehnten Jahrhundert und orientierte sich an den großen Bildhauern Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen. Im Gegensatz zu den antiken Darstellungen, bei denen die zentrale Figur dem Betrachter den Rücken zuwendet, zeigt Pradier alle drei Figuren in der gleichen Richtung. Nahe am Original dagegen blieb Edme Bouchardon. Er schuf im achtzehnten Jahrhundert eine Kopie des Schlafenden Faun. Das Original dieser berühmten klassischen Statue, die ursprünglich zur Sammlung Barberini gehörte, befindet sich heute in der Glyptothek in München.

Der Louvre ist nicht nur ein Kunstmuseum, der Louvre ist auch ein Wirtschaftsakteur. Das spürt man spätestens nach der Besichtigung der Ausstellungsobjekte. Der Weg der jährlich fast 9 Millionen Besucher zum Ausgang führt durch den Gastronomie- und Shoppingbereich.
Die jährlichen Betriebsausgaben liegen bei aktuell über 300 Millionen Euro. Die müssen verdient oder durch die staatlichen Steuereinnahmen subventioniert werden. Etwa 60 Prozent der Einnahmen erwirtschaftet der Louvre selbst, davon entfielen auf den Ticketverkauf im Jahr 2023 fast 96 Mio. Euro. Hinzu kommen Erlöse aus Museumsshops, Lizenzen und Veranstaltungen. Und auch von Spenden. Die Gesellschaft der Freunde des Louvre unterstützt seit ihrer Gründung im Jahr 1897 den Louvre bei der Erweiterung seiner Sammlungen. Die gemeinnützige Organisation hat über 67.000 Mitgliedern und ist der größte private Mäzen des Museums. Die Mitgliederbeiträge und Spenden ermöglichen dem Louvre jährlich einen Ankaufsetat von etwa 3 Millionen Euro für Kunstwerke.
Webseite des Louvre und auf Google Maps.
Danke fürs Lesen. Möge Fortuna stets mit Dir sein. Hier kannst Du
Ich verfolge Ihren Internet-Auftritt schon seit vielen Jahren mit Begeisterung und auch Bewunderung, wie Sie Ihr Hobby durchziehen. Viele Ihrer Beiträge habe ich herunter geladen, um sie in aller Ruhe mit meinem eigenen Bilderschatz zu vergleichen, der sich seit den 90ger Jahren angesammelt hat (Museen weltweit, archäologische Plätze, Ausstellungen u.v.a.m., auch Gemäldegalerien samt Ausstellungs-Events). Leider gibt es Digitalfotografie für mich erst seit 2001. Machen Sie weiter so!
Lieber Herr Teske, haben Sie herzlichen Dank für ihr freundliches Feedback, über das ich mich sehr freue! Schade, dass man ihre Fotos nicht im Internet sehen kann. Sie haben bestimmt eine interessante Sammlung. Beste Grüße und weiterhin viel Freunde an meinem Blog, Stefan Nährlich