Der Kasseler Apollon ist die besterhaltene römische Statue dieses Typus. Zu sehen ist sie in der Antikensammlung im Schloss Wilhelmshöhe. Ebenso eine Nachbildung im Stil des griechischen Originals in Bronze.
Ein besonderes Juwel der Kasseler Antikensammlung ist eine Marmorstatue des Gottes Apollon aus der griechisch-römischen Mythologie. Sie ist die am vollständigsten erhaltene Statue dieses Typus und wird zur Unterscheidung von den übrigen Darstellungen des Gottes als Kasseler Apollon bezeichnet.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Statue in der Nähe des Sabaudia-Sees in Italien entdeckt. Wahrscheinlich schmückte sie einmal eine römische Villa, die möglicherweise zum Besitz Kaiser Domitians gehörte. Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel die Statue und holte sie in die nordhessische Stadt. Seit 1974 befindet sich der Kasseler Apollon in der Antikensammlung im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel.

Der Kasseler Apollon ist eine römische Marmorkopie aus dem Beginn des zweiten Jahrhunderts. Die römischen Bildhauer nahmen sich wohl eine griechische Skulptur aus dem fünften Jahrhundert vor Christus zum Vorbild. Die Statue zeigt einen stehenden, nackten jungen Mann, der das Ideal athletischer Schönheit im antiken Griechenland verkörpert. Ursprünglich hielt er wahrscheinlich einen Bogen in der linken Hand und möglicherweise einen Lorbeerzweig in der rechten. Die Attribute der Marmorstatue sind heute verloren.
Diese Rekonstruktion von 1991 zeigt den Statuen-Typ des Kasseler Apollon als bronzenes Original, wie es um 450 vor Christus ausgesehen haben könnte, als vermutlich der Bildhauer Pheidias die Statue geschaffen hat. Sie war in Bronze gegossen und glänzend poliert. Wahrscheinlich stand sie auf der Athener Akropolis als Weihgeschenk zum Dank für die Hilfe des Gottes Apollon im Kampf gegen eine Heuschreckenplage. Die Rekonstruktion von 1991 ist aus Gips mit Metallbeschichtung.




Die Antikensammlung Kassel beherbergt auch eine bedeutende Statue der Athena, die dem Typus der Athena Lemnia zuzuordnen ist. Leider nur als unvollständiger Torso. Dafür steht ihm Untergeschoss, neben dem Museumscafe, eine Rekonstruktion der Athena Lemnia, ebenfalls von 1991 und aus Gips mit Metallbeschichtung. Auch die Münchener Glyptothek besitzt neben einer Marmorbüste der Athena eine bronzen anmutende Nachbildung einer Athena-Statue.

Die Antikensammlung in Kassel zeigt auch eine überlebensgroße Statue des Paris mit der charakteristischen phrygischen Mütze. Paris war jener trojanische Prinz, dessen Urteil im Schönheitswettbewerb zwischen den Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite letztendlich zum Trojanischen Krieg führte. Die Geschichte ist bekannt – und verfilmt: Nach der Entführung Helenas aus Sparta durch Paris sinnt deren Gatte Menelaos auf Rache und der Trojanische Krieg bricht aus. Das hatte auch etwas Gutes, denn sonst hätte Aeneas nicht flüchten müssen und das römische Volk begründen können. So ist das manchmal mit Flüchtlingen.




Eine Antikensammlung in Kassel ohne eine Statue des Herkules ist kaum denkbar, denn der antike Halbgott ist das Wahrzeichen der Stadt. Jedoch erst seit 1993 befindet sich ein Gipsabguss des Herkules Farnese in der Antikensammlung. Die Statue zeigt einen müden Herkules, der sich auf seine Keule stützt, nachdem er seine zwölf Aufgaben gemeistert hat. Durch das Fernrohr neben der Skulptur kann man die monumentale Herkulesstatue aus Kupfer auf der Spitze einer Pyramide im Bergpark Wilhelmshöhe sehen. Ein Original des Herkules Farnese befindet sich im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel. Die dort ausgestellt Statue schmückte einst die Caracalla-Thermen in Rom.

Die Kasseler Antikensammlung enthält auch den schönen Porträtkopf einer vornehmen römischen Dame, die in ihrer Darstellung in Zusammenhang mit der Matidia, der Nichte des Kaisers Trajan und Schwiegermutter des Kaisers Hadrian gebracht wird. Man geht heute aber eher davon aus, dass es sich um das Privatporträt einer Frau handelt, deren Abbildung unter dem Einfluss des damaligen Zeitgeistes durch die bildliche Darstellung von Angehörigen des römischen Kaiserhauses wesentlich mitgeprägt wurde.


Einen Saal weiter steht eine Marmorstatue der Hygieia, der griechischen Göttin der Gesundheit und Hygiene. Die überlebensgroße Statue datiert um das Jahr 170 und fällt damit in die Antoninische Zeit des Römischen Reiches. Einer Periode, in der der Kult der Hygieia in Rom und seinen Provinzen an Bedeutung gewann. Die Statue wurde im antiken Ostia gefunden. In ihren Händen hält die Göttin eine Schlange als Attribut. Dass der Kopf des Tieres eher einer Ente als einer Schlange gleicht, ist auf eine neuzeitliche Ergänzung zurückzuführen, heißt es auf der Informationstafel.

Webseite der Kasseler Antikensammlung und das Schloss Wilhelmshöhe auf Google Maps.
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