Potsdam Sanssouci gehört zu den kulturellen und touristischen Hauptattraktionen Brandenburgs. Die Antike ist an vielen Stellen präsent. In der klassizistischen Architektur zwischen den Rokoko- und Barockschlössern ebenso, wie in den über das ganze Parkgelände verstreuten Statuen und Figurengruppen.
Wer Sanssouci lesen will, muss die antike Literatur lesen, heißt es oft. Ganz im Stil des Absolutismus inszenierte Friedrich der Große sich selbst als Musenherrscher, als Kriegsherr, der sich hier sorgenfrei von der Arbeit ausruht. Zeitlebens hat der “erste Diener des Staates” an seinem eigenen Mythos gewebt und war dem römischen Kaiser Augustus dabei nicht unähnlich. Auch sein Urgroßneffe Friedrich Wilhelm IV. teilte diese Antiken- und Italienleidenschaft. Einige Impressionen von meinen letzten Ausflügen nach Potsdam.
Die Statue von Merkur ist eine der acht Götterstatuen des sogenannten französischen Figurenrondell unterhalb des Schlosses Sanssouci. Geschaffen wurden die Statuen von französischen Bildhauern im 18. Jahrhundert. Heute stehen hier Kopien aus dem 19. Jahrhundert. Die Merkurstatue schuf Heinrich Berges im Jahr 1840.
Die wehrhafte Minerva, die hier einen Grenzstein herausreißend dargestellt wird, als Verweis auf den Einmarsch Preußens in die österreichische Provinz Schlesien und der Kriegsgott Mars, wie er einen Speer schleudert, sind natürlich Anspielungen auf den Siebenjährigen Krieg, mit dem sich Preußen als europäische Großmacht etablieren konnte.
Südwestlich von Schloss Sanssouci liegt das kleine, im klassizistischen Stil erbaute Schloss Charlottenhof. Es bildet den architektonischen Mittelpunkt einer Gartenanlage, die den Park Sanssouci ab 1826 erweiterte. In seiner schlichten Formensprache ist das Schloss vom Geist der Antike durchdrungen und von römischen Villenbauten beeinflusst.
Auch die sogenannten römischen Bäder unweit von Schloss Charlottenhof spiegeln die Italiensehnsucht seines Bauherrn Friedrich Wilhelm IV. wider. Antiker Villenstil und italienischer Landhausstil des 15. Jahrhunderts wurden hier in dem bis 1840 fertiggestellten Bauensemble zusammengeführt.
Das Hofgärtnerhaus ließ Friedrich Wilhelm als Wohnhaus für den Gärtner und als Gästezimmer bauen. Der Teepavillion ist als römischer Podiumstempel mit Pfeilerportikus errichtet. Anders als Friedrich der Große, der aus der Ferne seine Leidenschaft pflegte, besuchte Friedrich Wilhelm Italien. Kopien von Statuen wie der tanzende Faun aus Pompeji, Mosaiken und Wandmalereien schmücken die von dem Architekten Karl Friedrich Schinkel und dessen Schüler Ludwig Persius geschaffenen Räume, die gleichsam auch aus pompejanischen Villen zu stammen scheinen. Friedrich Wilhelm war nicht der einzige antikenbegeisterte Herrscher seiner Zeit. Der bayerische König Ludwig I ließ in Aschaffenburg ebenfalls eine idealisierte römische Villa nachbauen.
Das Atrium, der Innenhof eines römischen Hauses, ist in dem Potsdamer Bäderensemble der Empfangsraum. Das Impluvium, eigentlich nur die Bezeichnung für das Regenwassersammelbecken im Atrium, ist hier die Bezeichnung für einen ganzen Raum hinter dem Atrium. Dahinter liegt ein rechteckiger Aus- und Ankleideraum, der durch halbrunde blaue Nischen erweitert ist. Dort stehen die 1826 von dem Bildhauer Johann Werner Henschel geschaffene Marmorskulptur “Jüngling und Mädchen am Brunnen”. Die vier weiblichen Marmorstatuen, die Karyatiden, tragen das Gebälk im Caldarium des römischen Bades. Ihre berühmten Schwestern halten das Dach der Korenhalle auf der Akropolis in Athen.
Wieder aus der Zeit Friedrich des Großen stammt das Neue Palais. Der Alte Fritz ließ das Barockschloss nach dem siebenjährigen Krieg bauen. Was wie roter Backstein aussieht, ist größtenteils nur aufgemalt. Das machten die Römer in Germanien auch schon so: Scheinbar gerade rote Fugen auf regelmäßigen weißen Steinen sollten die Barbaren beeindrucken.
Auf der Rückseite des Neuen Palais stehen die Communs, die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, mit den sie verbindenden Kolonnadenbögen und dem kuppelgekrönten Triumphtor in der Mitte. Auch Berlin hat seine Säulengänge, wie den Kolonnadenhof auf der Museumsinsel.
Auf der Kuppel des Friedrichsflügels des Neuen Palais, frei im Wind drehbar, thront auf der Weltkugel der preußische Adler. Er besteht aus Kupfer, ist vergoldet und hat eine schöne Patina. Man könnte ihn sich – kleiner – auch gut auf der Standarte einer römischen Legion vorstellen.
Ebenfalls von Friedrich dem Großen stammen die künstlichen Ruinen auf dem gleichnamigen Berg. Einerseits als Hommage an die römische Antike, andererseits, um das Wasserbassin zu verstecken, aus dem die Fontänen von Sanssouci gespeist wurden. Später ließ sich die österreichische Kaiserin Maria Theresia auch eine künstliche römische Ruine am Schloss Schönbrunn errichten. Man gönnte sich bekannterweise gegenseitig nichts.
Um das Wasserbecken gruppieren sie kulissenhaft ein Rundtempel mit dorischen Säulen, drei hohe ionische Säulen mit Gebälk, die auf den Dioskurentempel auf dem Forum Romanum in Rom verweisen und eine Ruinenwand, die einer Umfassungsmauer römischer Amphitheater nachempfunden wurde. Das Kuppeldach des Rundtempels ist künstlich beschädigt, die an die ionischen Säulen angelehnte, zerbrochene Säule, ist entsprechend arrangiert. Friedrichs Urgroßneffe, Friedrich Wilhelm IV., ließ später den mittelalterlichen Wachturm, genannt normannischer Turm, hinzufügen. Hätte nicht sein müssen.
Der letzte Wille Friedrich des Großen, im Garten von Schloss Sanssouci bestattet zu werden, wie der große römische Feldherr der Antike Scipio Africanus, ging erst 205 Jahre nach seinem Tod in Erfüllung. Seit 1991 schauen die Büsten römischer Kaiser der julisch-claudischen Dynastie auf sein Grab.
Mehr dazu nach meinem nächsten Ausflug nach Potsdam.
Schloss Sanssouci, Maulbeerallee, 14469 Potsdam.