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Der Krieger. Von Geraint Jones (Blood Forest Serie Band 1)

Mehr als zwei Jahre lag der Römerroman „Der Krieger“ von Geraint Jones bei mir auf einem Stapel neuer Bücher. Jetzt habe ich ihn gelesen. Zeitverschwendung oder nicht?

Im Roman Der Krieger von Geraint Jones geht um die Varusschlacht und da fragt man sich ja nicht, wie wird es wohl ausgehen? Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt, die Folgen auch. Die Römer bekamen schwer eins auf die Mütze und die Gegend rechts des Rheins wurde der Ostblock der Antike.

Was kann ein Autor wie Geraint Jones liefern, was viele von uns nicht schon so oder ähnlich vor dem Hintergrund eines anderen Feldzuges der Legionen gelesen haben? Die Antwort ist: eine durchaus spannende Geschichte mit ein paar anderen Zutaten. Jones strickt seine Story nicht um zwei Helden wie beispielsweise Cato und Macro von Simon Scarrow, deren Lebensweg und Abenteuer uns berühren, sondern um ein Contubernium, eine Zeltgemeinschaft, eine Gruppe von acht Legionären. Titus, Rufus, Micon, Cnaeus und drei weitere Legionäre, von denen der Leser nur die Spitznamen erfährt: Stummel, Hühnerkopf und Mondgesicht. Nummer acht und jüngster Neuzugang wird der Legionär Felix sein.

Felix heißt jedoch gar nicht Felix. Eine römische Patrouille findet ihn nackt und blutüberströmt in einem Opferhain im Wald in Germanien. Ein Dutzend toter Legionäre liegen rituell verstümmelt um ihn herum. Unter den Reitern der Patrouille ist Arminius, der sich des verwirrten Mannes mit den Caligae an den Füßen annimmt, ihm den Namen Felix gibt und dafür sorgt, dass er einer Einheit der 17. Legion zugeteilt wird. Felix aber will keine Bindung zu den Legionären seines Contubernium aufbauen, will nicht Teil einer Gemeinschaft sein, will kein Kamerad werden. Er will weg. Nach Britannien, in freies Land. Im Laufe des Romans gewinnt Felix seine Erinnerung stückweise wieder. Als ihm wird klar, wer er ist und was ihn nach Germanien verschlug, ist es jedoch schon zu spät. Die Germanen unter der Führung von Arminius machen sich daran, die drei Legionen des Varus zu vernichten.

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Die Schlachten und Kampfszenen in dem Roman werden zeitgemäß beschrieben, vielleicht ein bisschen realistischer als bei anderen Schriftstellern. Die Blaupause dafür ist – wie Jones im Nachwort schreibt – seine Erlebnisse als Soldat im Irakkrieg. Die Kehrseite dieses Bezuges auf moderne Kriege hätte man leicht durch ein aufmerksameres Lektorat vermeiden können: Römische Legionäre trugen keine Rucksäcke, die sie in Marschpausen absetzen und schauen dementsprechend beim Marsch nicht auf die Tornister der Männer, die vor ihnen gehen. Das kennen wir aber auch schon aus Filmen, wie der Neuverfilmung von Ben Hur oder aus Auferstanden, aber das macht es auch nicht besser. Es geht aber auch noch schlechter.

Worte erzeugen beim Lesen und beim Leser Bilder im Kopf und tragen wesentlich zur Atmosphäre von Geschichten bei. Und das wird dann ganz komisch, wenn unvermittelt moderne Städtenamen auftauchen. Da werden im Jahr 9 nach Christus römische Kohorten in Minden zusammengezogen und an den Fluss Lippe verlegt. Schon sieht man vor dem geistigen Auge, wie römische Legionäre durch die Fußgängerzone einer Kleinstadt marschieren. Nicht schön. Dabei nannten die Römer die Lippe bekanntlich Lupia und auch für Minden hätte sich eine passende antike Bezeichnung finden lassen, die eine andere Assoziation erzeugt.

Insgesamt finde ich den Roman Der Krieger von Geraint Jones aber ganz gut. Das Buch zu lesen war keine Zeitverschwendung. Der Heyne Verlag hat bei Amazon die Messlatte ziemlich hochgelegt und vom Auftakt zu einer Blockbuster-Historienserie, die ihresgleichen sucht, geschrieben. Schauen wir mal. Bislang ist noch kein weiterer Band der Blood Forest Serie von Jones auf Deutsch erschienen.

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