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Wir sind die Neuen: Denkmäler in Berlin

Denkmäler in Berlin gibt es viele. Nicht selten sind es Statuen aus der antiken Mythologie. Über manche freuen wir uns gerade, andere sind vielen inzwischen eher peinlich. Einige haben eine dunkle Vergangenheit. Drei Geschichten über Berliner Skulpturendenkmäler.

Berlin ist voller Denkmäler. Mit dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses sind noch einige hinzugekommen. Im Schlüterhof stehen seit der Eröffnung 2021 die Statuen der Götter und Helden aus der griechisch-römischen Mythologie Apollo, Jupiter, Antinous, Meleager, Herkules, Merkur, Borussia und Pax. Sie befinden sich auf den Säulen des Portals VI des Schlosses, das nach seinem Wiederaufbau als Humboldt-Forum im Berliner Schloss ein Universalmuseum im Berliner Bezirk Mitte ist.

Über dem nördlichen Portal V zum Lustgarten hin, erheben sich die Statuen Susanna und Victoria, Justitia und Flora. Gegenüber am südlichen Portal I stehen vier weitere weibliche Statuen: es sind die Allegorien der Eintracht und Klugheit, des Fleißes und der Weisheit.

Wie das gesamte Gebäude des Berliner Schlosses spiegelte auch sein Skulpturenprogramm thematisch und stilistisch den Wandel der Epochen wider. Früh- und hochbarocke Skulpturen aus der Werkstatt des Architekten und Bildhauers Andreas Schlüter standen neben spätklassizistischen und neobarocken Figuren auf den freistehenden Säulen vor den Portalen.

Wer hat die Statuen der Neuen erstellt? Einige Namen der Steinbildhauer konnte ich recherchieren: Wojciech Rostocki (Antinous), Ralf Knie, Andreas Hoferick (Viktoria), Hartmut Witschel, Tillmann Richter (Pax), Klaus Rieck (Justitia), Rico Wagner und Anna Lange (Apollo, Meleager), Heino Lembcke (Jupiter) und Peik Wünsche (Borussia). Sie schufen die Rekonstruktionen der im Krieg zerstörten Kolossal-Statuen nach den wenigen originalen Skulpturen-Fragmente, Fotografien und anderen Vorlagen.

Die Statue des Antinous wurde von der ausführenden Firma Hofmann Naturstein gestiftet. Eine vollautomatische Fräse hat die großen Konturen aus einem 15 Tonnen schweren Rohblock aus Warthauer Sandstein herausgearbeitet. Der Bildhauer Wojciech Rostocki, Absolvent der Künstlerschule im polnischen Kielce und Mitarbeiter bei Hofmann, leistete dann die bildhauerische Feinarbeit an der letztlich 2,90 Meter hohen und 1,4 Tonnen schweren Figur des Antinous. Die Vorlage für die Statue des Günstlings Kaiser Hadrians war ein Gipsmodell von der Berliner Schlossbauhütte, das mittels 3D-Scanner vermessen und in ein digitales Rohmodell übertragen wurde. Dazu war es zunächst notwendig, den verlorenen linken Arm des Originals zu rekonstruieren. Das übernahm der Bildhauer und Steinrestaurator Andreas Hoferick.

Wir sind die Neuen ist Teil zwei meiner Trilogie über Skulpturendenkmäler in Berlin. Über Skulpturen mit Nazi-Vergangenheit hatte ich vor einigen Jahren unter dem Titel Berlins braune Bronzen geschrieben. Teil drei wird sich unter dem Titel Die peinlichen Alten mit Denkmälern beschäftigen, die nicht mehr den Zeitgeist treffen.

Wer sich für Denkmäler in Berlin interessiert: Das Landesdenkmalamt stellt die Denkmalliste als öffentliches Verzeichnis in der jeweils aktualisierten Fassung und recherchierbare Datenbank im Internet zur Verfügung. Auf Initiative der Kunsthistorikerinnen ist die Datenbank BiB – Bildhauerei in Berlin entstanden. Sie liefert Informationen über die Entstehung zahlreicher Denkmäler und Kunstobjekte in Berlin.

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