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Caesar & Kleopatra – Ausstellung in Speyer

Große Geschichte im kleinen Speyer. Dem Mythos von Caesar und Kleopatra geht aktuell die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz nach.

Kein Liebespaar der Antike ist so berühmt wie Caesar und Kleopatra – doch was ist Mythos und was Realität? War es die wahre Liebe oder politisches Kalkül, was beide verband und letztendlich ihr tragisches Schicksal besiegelte? Dieser Frage widmet sich die Sonderausstellung Caesar & Kleopatra im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.

Und das macht sie gut. Die Ausstellung ist informativ und sehenswert. Zahlreiche Leihgaben und ein die großen Informationstafeln ergänzendes Audiobook in Form einer App für Smartphones schildern die politischen und militärischen Ereignisse dieser antiken Zeitenwende, die mit den Leben Caesars und Kleopatras verbunden sind. Mit Kleopatra ist natürlich hier immer Kleopatra VII. gemeint.

Ein historischer Pfad zu dieser Zeitenwende ist mit dem Makedonenkönig Alexander dem Großen und einem seiner Generäle, Ptolemaios, verbunden. Alexander eroberte 300 Jahre vorher ein Weltreich und als er starb, fiel es an seine Feldherren. Einer von ihnen war Ptolemaios, der die hellenistische Ptolemäerdynastie in Ägypten errichtete, die fortan über das Land am Nil herrschte. Bis Ägypten unter Kleopatra in die römischen Bürgerkriege hineingezogen und schließlich römische Provinz wurde.

Caesar und Kleopatra trafen sich erstmals im Jahr 48 vor Christus in Alexandria. Kleopatra hatte sich heimlich in den Palast eingeschlichen, um Caesar für sich im Machtkampf mit ihrem Bruder zu gewinnen. Filmisch umgesetzt mit der berühmten Teppich-Szene, in den eingerollt sie sich in den Palast schmuggeln ließ. Vielleicht war es aber auch nur ein Wäschesack. Caesar war nach Ägypten gekommen, um Pompeius zu verfolgen, dessen Truppen er in der Schlacht bei Pharsalos besiegt hatte. Außerdem wollte er die offenen Schulden Ägyptens gegenüber Rom eintreiben. Krieg kostet Geld.

Caesar unterstützte Kleopatra im ägyptischen Thronstreit und setzte sie als Königin ein. Sie wurde seine Geliebte und bekam einen Sohn von ihm, genannt Caesarion. War das die große Liebe zwischen der 21jährigen Königin Ägyptens und dem über 50jährigen Konsul Roms? Jedenfalls heiratete Caesar Kleopatra nicht, da er bereits in Rom eine Ehefrau hatte. Vermutlich wäre das bei den Römern auch nicht so gut angekommen.

Die Beziehung endete mit Caesars Ermordung am 15. März 44 vor Christus, den nach dem römischen Kalender sogenannten Iden des März. Er wurde von einer Gruppe von Senatoren um Marcus Junius Brutus, Gaius Cassius Longinus und etwa sechzig weiteren Verschwörer erdolcht und starb im Theater des Pompeius, wo der Senat an diesem Tag tagte. Die Verschwörer fürchteten, dass Caesar nach seiner Ernennung zum Diktator auf Lebenszeit die Republik abschaffen und eine Monarchie errichten würde. Sie sahen sich als Verteidiger der republikanischen Ordnung und wollten die Machtkonzentration in einer Person verhindern. Und natürlich wollten sie ihren eigenen Einfluss festigen.

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Ausschnitt aus der Reproduktion des Gemäldes Der Tod von Caesar von Jean-Léon Gérôme aus dem Jahr 1867.

Die Tat führte aber nicht zur Wiederherstellung der Republik, sondern zu erneuten Bürgerkriegen. Zuerst bekämpften sich die Caesarmörder um Brutus und Cassius mit den Caesarianern um den ehemaligen General und Vertrauten Caesars Marcus Antonius und Caesars Adoptivsohn und Erben Gaius Octavian. Dieser Machtkampf endete mit der Schlacht bei Philippi, in der Marcus Antonius und Gaius Octavian die Fraktion der Caesarmörder besiegten.

Anschließend teilten sich die Sieger die Herrschaft: Octavian regierte im Westen und in Rom, Marcus Antonius im Osten mit Ägypten. Lange ging das nicht gut, es kam zum Zerwürfnis zwischen den beiden. Antonius verbündete sich mit Kleopatra in Ägypten. Sie gingen eine Beziehung ein und hatten zusammen drei Kinder. War es die neue große Liebe von Kleopatra? Die Verbindung hatte jedenfalls auch politische Ziele: Antonius wollte Ägyptens Reichtum nutzen, Kleopatra suchte Schutz und Einfluss.

Schließlich gelang es Octavian den römischen Senat davon zu überzeugen, dass Marcus Antonius nicht nur seine Ehefrau (und Octavians Schwester) mit Kleopatra betrug, sondern auch römische Interessen verriet. So kam es zur letzten Runde im römischen Bürgerkrieg: Octavian gegen Antonius und Kleopatra. Nach Octavians Sieg in der Schlacht bei Actium war die Lage für Antonius und Kleopatra aussichtslos geworden. Antonius beging Selbstmord. Kleopatra folgte kurz darauf, vermutlich eher durch einen Gifttrank als durch Schlangengift. Octavian dagegen wurde zum alleinigen Herrscher und begründete das römische Kaisertum. Bei der faktischen Abschaffung der Republik war er raffinierter vorgegangen als Caesar.

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Das Festhalten großer Schlachten für die Nachwelt war keine Seltenheit in der Antike. Der Marmorfries gehörte vermutlich zum Grab eines römischen Veteranen, der in der Schlacht von Actium auf Seiten Octavians gekämpft hatte. Der Fries zeigt ein schweres römisches Kriegsschiff mit Turmaufbau, mehrreihigem Riemenantrieb und bewaffneter Besatzung. Seitlich schließt ein berittener Soldat an. Das Krokodil verortet die Szenerie nach Ägypten, Reiter und Schiff verweisen auf die Land- und Seestreitkräfte Octavians. Aus den 30er-Jahre vor Christus. Fundort Nekropole von Praeneste, Italien. Leihgabe der Vatikanischen Museen.
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Die Porträtbüste zeigte ursprünglich Kaiser Domitian und wurde nach dessen Tod im Jahr 96 zum Augustus-Porträt umgearbeitet. Die Büste zeigt den Nachfolger Caesars mit einer Ährenkrone, dem Attribut der römischen Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit. Die Darstellung belegt den hohen Wert der Getreideversorgung, für die der Kaiser als „Ernährer” Roms die Verantwortung trug. Auch deshalb machte Augustus Ägypten zu seiner persönlichen Provinz und nutzte das fruchtbare Land am Nil als „Kornkammer”. Leihgabe der Vatikanischen Museen.

Insgesamt überzeugt die Speyerer Ausstellung. Etwas schade, dass nicht mehr Darstellungen der Kleopatra als Leihgaben gewonnen werden konnten, wie beispielsweise die Büste aus dem Britischen Museum in London oder das Portrait aus den Kapitolinischen Museen in Rom. Dafür gibt es einige andere sehenswerte Objekte aus der Zeit. Beispielsweise das kleine Tintenfass, wie es Caesar für seine Korrespondenz benutzt haben könnte oder das typische Kurzschwert der römischen Legionäre. Amphoren, Krüge und ein Korkmodell des Leuchtturmes von Alexandria verweisen auf die Bedeutung Ägyptens für den Handel mit Rom. Den Wasserkrug mit dionysischer Szene aus Griechenland stellen die Ausstellungsmacher in Zusammenhang mit Marcus Antonius.

Und natürlich darf beim Thema Caesar und Kleopatra eines nicht fehlen: der Verweis auf den Monumentalfilm Cleopatra von 1963 und die Schauspielerin Liz Taylor in der Rolle der ägyptischen Königin. Die bis in das Jahr 2009 teuerste Filmproduktion gewann seinerzeit vier Oskars. Bei den Dreharbeiten verliebten sich Elizabeth Taylor und Richard Burton. Ein Skandal, denn die beiden waren zwar verheiratet, aber nicht miteinander. Auch jenseits des Drehbuches wurde das Image der schönen Verführerin transportiert.

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Szenen aus dem von Twentieth Century-Fox produzierten Monumentalfilm Cleopatra von Joseph L. Mankiewicz aus dem Jahr 1963. Elizabeth Taylor in der Rolle der Cleopatra, Richard Burton als Marcus Antonius und Rex Harrison als Julius Caesar.

War es die wahre Liebe oder politisches Kalkül, was beide verband und letztendlich ihr tragisches Schicksal besiegelte? Die Sonderausstellung Caesar & Kleopatra im Historischen Museum der Pfalz in Speyer läuft noch bis zum 26. Oktober 2025. Meine Ansicht: Die Beziehung Kleopatras zu Julius Cäsar war wohl mehr politisches Kalkül als die Beziehung zu Marcus Antonius.

Der Film Cleopatra aus dem Jahr 1963 ist die berühmteste filmische Erzählung dieser antiken Zeitenwende, aber nicht die Einzige. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind mir zehn Spielfilme, Dokumentationen oder TV-Serien eingefallen. Bilder der jeweiligen Kleopatra-Darstellerinnen habe ich mir im Internet zusammengesucht. Wohl noch dieses Jahr kommt ein weiterer Kinofilm hinzu. Die Israelin Gal Gadot soll die weibliche Hauptrolle in der neuesten Kleopatra-Verfilmung spielen.

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